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Himmelsstürmer - Capus, A: Himmelsstürmer

Himmelsstürmer - Capus, A: Himmelsstürmer

Titel: Himmelsstürmer - Capus, A: Himmelsstürmer
Autoren: Alex Capus
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Pulvers in der Sprengladung an, was zur Folge hätte, dass die Brocken eine leuchtende Spur hinterlassen würden.
    Danach befasste sich Zwicky auch mit dem Rest des Sonnensystems. Bald kam er auf die Idee, eine ähnliche, aber weit stärkere Raketenbombe auf den Jupiter abzuschießen und diesen so aus seiner Umlaufbahn zu werfen – der ganze Planet oder große Stücke davon könnten damit auf eine Bahn um die Sonne gebracht werden, die etwa mit derjenigen der Erde vergleichbar wäre, worauf sich dessen Oberflächentemperatur nach Belieben regulieren ließe. Danach könnte der neue Planet bewohnbar gemacht werden, die Überbevölkerung auf der Erde wäre erledigt.«Wir haben das Problem der Rassentrennung auf der Erde», sagte Zwicky,«einige Rassen scheinen sich mit den anderen nicht zu vertragen. Was läge näher, als eine davon auf einen anderen Planeten zu schicken?»
    Jahr um Jahr verging, Zwicky schrieb einen Aufsatz nach dem anderen, die in seriösen Zeitschriften zu veröffentlichen ihm immer schwerer fiel – und zu seinem Unglück zog die militärisch-politisch-wissenschaftliche Führung der Vereinigten Staaten keines seiner Projekte ernsthaft in Erwägung. Der Krieg war vorbei, die Menschen fuhren Cadillac und tanzten Rock’n’Roll und wollten nichts mehr wissen von Bomben und Raketen. Zwicky geriet in Vergessenheit, seine Forschungsgelder wurden immer weiter gekürzt – auch deshalb, weil er, der im Kalten Krieg als Ausländer nicht mehr als unbedenklich galt, sich hartnäckig weigerte, die US-amerikanische Staatsbürgerschaft anzunehmen.
    Am 4. Oktober 1957 aber versetzte ein eintöniges Piepsen, das man mit jedem Kurzwellenradio überall auf der Welt empfangen konnte, Amerika in Aufregung. Die Sowjetunion hatte Sputnik 1 in den Orbit geschossen, eine 83,6 Kilogramm schwere Stahlkugel, die nur sechundneunzig Minuten brauchte, um den Globus einmal zu umrunden. Amerika war alarmiert. Wenn die Russen dazu fähig waren, konnten sie auch Raketen und Bomben bauen, die von Sibirien über den Nordpol bis nach Amerika flogen.
    Nun ging alles sehr schnell. Schon eine Woche nach Sputniks erster Erdumrundung war Fritz Zwicky auf dem Testgelände in White Sands in New Mexico, wo bereits eine Rakete für ihn bereitstand – diesmal keine V2, sondern eine kleine, acht Meter lange, in Kalifornien gebaute Aerobee-Rakete. In deren Spitze fügte Zwicky eine Art Blasrohr ein, das eine Mischung von Titan- und Mangandioxid als Antriebsstoff sowie ein Stahlkügelchen von einem Zentimeter Durchmesser enthielt. Vier Tage später, am 16. Oktober 1957 um 10.05 Uhr abends, erfolgte der Start. Der Treibstoff in der Rakete brannte fünfundvierzig Sekunden; nach weiteren zehn Sekunden wurde die Spitze der Rakete abgesprengt und flog noch sechsunddreißig Sekunden weiter, bis in sechsundachtzig Kilometern Höhe Zwickys Blasrohr gezündet wurde. Es entstand ein grüner Blitz, den in tausend Kilometern Entfernung Zwickys Kollegen auf dem Mount Wilson durchs Teleskop fotografieren konnten. Die Fotos bewiesen, dass Zwickys Stahlkügelchen eine Geschwindigkeit von über fünfzehn Kilometern pro Sekunde erreichte und damit als erstes künstliches Objekt das Gravitationsfeld der Erde für immer verlassen hatte. Wohin das Kügelchen flog, wird man nie wissen. Am wahrscheinlichsten ist, dass es, falls es nicht auf den Mond, den Mars, Merkur oder die Venus niederfiel, nach ein paar Jahren Flug ins Gravitationsfeld der Sonne geriet und verdampfte. Nicht auszuschließen ist aber, dass es an allen Monden und Planeten vorbei hinaus in den interstellaren Raum schoss und seine Reise noch Jahrmillionen fortsetzen wird.

Literaturverzeichnis
Vorwort
    Corina Bucher, Christoph Kolumbus. Korsar und Kreuzfahrer , Darmstadt 2006, S. 14 ff.:«Rätselhafte Herkunft».
    Alex Capus,«Mein Ausflug mit Prinz Charles. Eine wahre Geschichte», in: Das Magazin , Berlin, Heft 1/2003, S. 32-35.
    Martin Eduard Fischer,«Gästebücher der Bergwirtschaften auf Frohburg und Wartburg-Säli», in: Oltner Neujahrsblätter , 2006.
    Karl Meyer,«Lenin war vor 70 Jahren in Olten», in: Oltner Neujahrs blätter , 1986, S. 24f. Mein Großvater Ernst Bruderer (1899-1995) hat übrigens oft und gern erzählt, dass er 1916 als Student des Lehrerseminars Solothurn fünfunddreißig Kilometer nach Olten geradelt sei, um Lenins Ansprache im Volkshaus zu hören. Historisch lässt sich die Ansprache im Volkshaus nicht nachweisen, wobei zu sagen ist, dass Lenin in der Schweiz oft
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