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Himmelsstürmer - Capus, A: Himmelsstürmer

Himmelsstürmer - Capus, A: Himmelsstürmer

Titel: Himmelsstürmer - Capus, A: Himmelsstürmer
Autoren: Alex Capus
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Roosevelt, dem aktuellen Präsidenten der USA, verwandt war, und er lebte in einem schönen Haus in Sichtweite Hollywoods und des Pazifischen Ozeans.
    Aber irgendwie war ihm das alles noch immer nicht genug. Es mag 1933 gewesen sein, als er zu seinem Chef, dem weltberühmten Astrophysiker und Nobelpreisträger Robert A. Millikan, ins Büro ging und in seinem knorrig-alpinen Englisch sagte:«Sir, ich habe alle Ihre Schriften gelesen und alle Vorträge gehört, die Sie jemals gehalten haben, und ich muss Ihnen sagen, dass Sie noch nie eine eigenständige Idee geäußert haben.»
    «So, so», sagte Millikan, der nebst vielen anderen Auszeichnungen auch schon den Nobelpreis für seine Arbeit über die elektrische Elementarladung erhalten hatte.«Und wie, junger Mann, steht es mit Ihnen?»
    «Ich habe jedes zweite Jahr eine originelle Idee», antwortete Zwicky.«Geben Sie mir ein Thema, ich bringe die Ideen.»
    «All right, junger Mann», sagte Millikan.«Astrophysik.»
    Von jenem Tag an beschäftigte sich Zwicky nicht mehr mit der Quantenmechanik von Atomen und Metallen, sondern vertiefte sich in die Tiefen des Universums und machte sein Versprechen wahr, der Wissenschaft jedes zweite Jahr eine originelle Idee zu präsentieren. Ein erstes Mal schreckte er die Fachwelt am 8. Dezember 1933 mit der Theorie auf, dass die kosmische Strahlung, die man auf Erden hauptsächlich als Knistern im Radiogerät wahrnahm, von rasch zerfallenden Supersternen – sogenannten Supernovae – herrühre, die hundert Millionen Mal stärker leuchten als die Sonne. Zwei Jahre später sorgte er landesweit für Aufregung, als er in einem Radiointerview voraussagte, dass in ein paar Milliarden Jahren die Sonne explodieren und die Erde zu einer heißen Gaswolke zerstieben werde. Weitere zwei Jahre später entdeckte er die ersten drei Supernovae mit dem 18-Zoll-Schmidt-Teleskop auf Mount Wilson unweit von Pasadena, und noch mal zwei Jahre später, im Frühjahr 1939, begann er mit der Suche nach schwachen blauen Sternen und berechnete das Alter des Weltalls auf zehn hoch achtzehn Jahre.
    Aber dann begann am 2. September 1939 der Zweite Weltkrieg, und die Welt verlangte von Fritz Zwicky originelle Ideen ganz anderer Art. Er leistete fünfhundert Tage Dienst im Zivilschutz von Pasadena, entwarf und baute einen Entgiftungswagen, der nach einem Angriff auf die Vereinigten Staaten von Amerika wie ein Staubsauger Kampfgase und Radioaktivität aus den Straßen und Häusern entfernen sollte, und vergiftete sich selbst bei Versuchen mit Kampfgasen. Um den amerikanischen Rückstand auf die deutschen Raketenbauer um Wernher von Braun aufzuholen, entwickelte er Düsenantriebe für die Streitkräfte; hundertzwanzig Raketeningenieure arbeiteten für ihn. Zur gleichen Zeit verabschiedete sich seine Frau Dorothy vom ehelichen Heim, um ihre krebskranke Mutter bis zum Tod zu pflegen. Dass er fast ein Jahr lang ohne die Gattin zurechtkommen musste, nahm Zwicky hin – unerträglich für ihn als Wissenschaftler aber war, dass Dorothy und ihre Mutter, beides Anhängerinnen der Freikirche«Christliche Wissenschaft», im Kampf gegen den Krebs jede medikamentöse Behandlung ablehnten und das Heil bis zum elenden Ende in Gebet, Gesang und Bibellektüre sahen. Wegen ihrer gegensätzlichen Weltsichten ließen sich Fritz und Dorothy einvernehmlich scheiden. Sie blieben aber Freunde, die sich auch später, als sie beide wieder verheiratet waren, gelegentlich zum Abendessen trafen.
    Als der Krieg dem Ende zuging und die Erbauer der sagenhaften deutschen Raketen in Gefangenschaft gingen, schickte das Pentagon Fritz Zwicky im April 1945 nach Europa, da er einer der wenigen amerikanischen Raketenspezialisten mit guten Deutschkenntnissen war. In der Uniform eines Obersts der US-Streitkräfte reiste er kreuz und quer durchs kriegszerstörte Deutschland von einem Internierungslager zum nächsten. Er unterhielt sich von Wissenschaftler zu Wissenschaftler mit Wernher von Braun und dessen Männern über deren Wunderwaffen, besorgte ihnen bessere Verpflegung und bot ihnen an, gemeinsam in Amerika an einer weiteren Verbesserung der Raketentechnik zu arbeiten.
    Zwicky kehrte nach Kalifornien zurück und schrieb einen Bericht ans Verteidigungsministerium, worauf die US-Navy hundert deutsche V2-Raketen, die man in deutschen Arsenalen hatte finden können, samt Wernher von Braun und hundert Mitarbeitern zum Raketentestgelände White Sands in New Mexico bringen ließ, wo am 16. Juli 1945 die
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