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Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)

Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)

Titel: Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)
Autoren: Helmut Radlbeck
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entzogen hatte, übte große Anziehungskraft auf den wissbegierigen Schüler aus. Die Begeisterung für seine Ausführungen erfüllte den Professor mit unsagbarer Freude und er ging von Herzen auf diese Bitte ein.
    Der biedere Nico, dessen Markenzeichen seine antiquierten Klamotten waren, die er ganz offensichtlich nach seinen drei älteren Brüdern auftragen musste, drehte sich um und beugte sich über das Geländer. „Hey, Joe, richtest du bitte das Teleskop auf Pluto aus?“, rief er nach unten, während er mit einem Finger seine Hornbrille nach oben schob. Diese Bewegung war schon zur Gewohnheit geworden, da die dicken Gläser des kurzsichtigen Astronomiestudenten seine Sehhilfe durch ihr Gewicht immer wieder die Nase hinunterrutschen ließen.
    „Klar doch“, antwortete Joe und gab unverzüglich das gesuchte Objekt in den Rechner des mit vielerlei Geräten und Monitoren ausgestatteten Steuerpults ein. Mit leisem Summen drehte sich die Kuppel weiter und die Montierung richtete sich, wie von Geisterhand geführt, den neuen Koordinaten entsprechend aus. Professor Melcom führte sein Auge ans Okular, um den Kleinplaneten ins Visier zu nehmen.
    Ein erstauntes „Hmmm“ sowie seine heruntergezogenen Mundwinkel ließen erahnen, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. „Da stimmt etwas nicht mit der Einstellung“, musste er verdutzt eingestehen. „Ich kann ihn nicht sehen. Versuch es doch bitte noch mal!“
    „Okay, mach ich“, antwortete Joe und bediente erneut die Tastatur. Das Teleskop verharrte jedoch wider Erwarten in identischer Position und bewegte sich keinen Millimeter von der Stelle. Der Professor suchte wiederum das vermeintlich angepeilte Ziel, sah danach zu Nico und zuckte mit den Schultern. „Ich kann ihn nicht sehen. Das muss an der Ausrichtung der Montierung liegen. Der kann doch nicht einfach verschwinden!“
    „Bei mir ist alles in Ordnung“, rief Joe nach oben. „Die Koordinaten im Rechner stimmen, es muss tatsächlich an der Mechanik liegen. Dann ist die Show wohl für heute gelaufen, tut mir leid.“
    „Ja, mir tut das auch leid“, entschuldigte sich der Professor bei den Besuchern. „Wir haben ja eigentlich schon alles Sehenswerte betrachtet … bis auf unseren kleinen Freund Pluto. Aber das können wir nächste Woche nachholen, wenn wir den Fehler gefunden haben. Sie sind jederzeit herzlich willkommen. Wenn ich Sie jetzt nach draußen begleiten dürfte? Meine Mitarbeiter haben noch eine lange Nacht vor sich, wie ich befürchte.“
    Joe senkte die Plattform ab und die Gäste begaben sich über die Wendeltreppe nach unten. Sie bedankten sich mit begeistertem Applaus und anschließendem Händedruck für die lehrreichen Ausführungen und verließen nacheinander das Observatorium.
    „Ich werde mich dann auch verabschieden“, sagte Professor Melcom, „bei diesem Computerkram bin ich euch sowieso hoffnungslos unterlegen. Hoffentlich findet ihr den Fehler. Gute Nacht, ihr beiden.“
    „Gute Nacht, Herr Professor“, kam es gleichzeitig aus beiden heraus. „Machen Sie sich keine Sorgen, wir kriegen das schon wieder hin“, fügte Nico noch hinzu.

    Inzwischen war Grace an der Universität angekommen und lehnte ihr Fahrrad an das Geländer der Stahltreppe, die über mehrere, gegenläufige Etagen zur Sternwarte oben auf dem Dach des Gebäudes führte. Der kalte Fahrtwind hatte ihr Tränen in die Augen getrieben, die sie mit den Handschuhen wegwischte. Mit Hoffnung auf Trost blickte sie zur Kuppel des Observatoriums. Sie zog ihre Mütze gerade, schnürte den Schal enger und stapfte, vom schnellen Fahren noch ganz außer Atem, zunächst behäbig die Stufen hinauf. Dann stoppte sie, blickte zurück zu ihrem Fahrrad. Sie hatte vergessen, es abzuschließen. Egal, obwohl ihr in den letzten Jahren schon drei dieser teuren Gefährte geklaut worden waren. Sie hatte es eilig und wichtigere Sachen im Kopf. Weiter! Mit jedem Schritt, den sie weniger von Joe entfernt war, stieg das Verlangen, ihren Kummer mit jemandem teilen zu können. Sie legte an Tempo zu.
    Auf der Hälfte des Weges kam ihr die Besuchergruppe entgegen. Sie lehnte sich rücklings ans Geländer, setzte ein gekünsteltes Lächeln auf und ließ die Leute passieren. Professor Melcom, der das Schlusslicht der Truppe bildete und den sie flüchtig kannte, begrüßte sie mit einem kurzen „Hallo“ und wetzte sofort wieder los.
    Oben angekommen und kurz vor dem Ziel ihres Unterfangens kamen jedoch die Emotionen wieder hoch und ließen erste
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