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Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)

Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)

Titel: Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)
Autoren: Helmut Radlbeck
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Tränen aus ihren Augen kullern. Nach einem herzzerreißenden Seufzer atmete sie tief durch, öffnete die schwere Stahltür einen Spalt und lugte ins Gebäude. Als sie Joe erspähte, trat sie ein und lief geradewegs auf ihn zu. Dieser wollte sich gerade auf den Weg machen, um die Anschlüsse am Fuß des Teleskops zu überprüfen. Er stieß sich mit seinen muskulösen Armen vom Steuerpult ab und karrte einige Meter rückwärts zur Mitte des Observatoriums. Dann bremste er den linken Reifen ab und machte eine 180-Grad-Wendung. Völlig verdutzt sah er plötzlich die in Tränen aufgelöste Grace vor sich stehen und starrte sie mit großen Augen an.
    „Was ist denn mit dir los?“
    „Er ist weg!“
    „Ich weiß, aber deshalb brauchst du doch nicht weinen, Süße! Wir haben ihn schon wieder gefunden. Wie es aussieht, ist er nur ein Paar Bogensekunden von seiner Bahn abgewichen. Kann aber eigentlich nicht sein, vielleicht liegt es doch am Teleskop. Das müssen wir noch genauer überprüfen.“
    „Was redest du denn für einen Quatsch?“, schluchzte Grace, kramte ein Taschentuch aus ihrer Jackentasche und putzte sich die Nase.
    „Na, Pluto! Wir dachten zunächst, unsere Steuerung sei defekt, dabei ist dieser Kerl wohl nur zu schnell unterwegs.“
    „Was kümmert mich dein Pluto? George ist weg, ich habe ihn rausgeschmissen.“

    „Na, Gott sei Dank!“, flüsterte Joe mit einem Lächeln auf den Lippen, wobei er seinen Kopf kurz zur Seite drehte. Dann sah er sie wieder an. „Sei mir nicht böse, aber ich dachte schon, dass du nie von dem Kerl loskommst. Du weißt ja, wie ich diesen schnöseligen Kotzbrocken hasse. Diesen Designeranzug ohne Inhalt.“
    Dann nahm sein Gesichtsausdruck verständnisvolle Züge an.
    „Komm schon!“, fuhr er fort, während er mit beiden Händen mehrmals auf seine Schenkel klopfte und ihr dabei zuzwinkerte.
    Grace setzte sich quer über seine Beine auf den Rollstuhl, wie das schon oft der Fall gewesen war, wenn ihre Seele geschmerzt hatte. Sie schmiegte ihren Kopf an eine seiner Schultern und klammerte sich rücklings an die andere. Dann berichtete sie ihm von den Ereignissen des vergangenen Abends. Die Tatsache, auf erbärmliche Art und Weise bespitzelt und belogen worden zu sein, steckte ihr wie ein Kloß im Hals und ließ die Ausführungen nur stockend über ihre Lippen kommen.

    Nachdem sie ihr Herz ausgeschüttet hatte, fasste sie sich wieder und eine letzte Träne suchte den Weg über ihre Wange, um zurückgewiesen von ihrem wiedergewonnenen Selbstvertrauen jäh zu vertrocknen. Joe versuchte, den Schmerz mit einem sanften Streicheln über ihren Rücken zu lindern.
    „Sei froh, dass du ihn los bist!“, legte er ihr ans Herz. „Ich habe immer gesagt, dass ihr nicht zusammenpasst. Du braust mit deinem Fahrrad durch die Gegend wie ein verrücktes Huhn, um alle Besorgungen zu erledigen und ihm ein schönes Leben zu bieten. Und was macht er? Dieser Nadelstreifenheini fährt währenddessen mit seinem fetten BMW zum Golfspielen und ins Fitnessstudio. Glaub mir, diese Beziehung war von vorneherein zum Scheitern verurteilt! Du bist einfach zu brav für so einen abgebrühten Egoisten.“
    „Meinst du wirklich?“
    „Ja, das meine ich. Der ist es nicht wert, dass du für ihn dein Make-up verschmierst. Obwohl … jetzt sehe ich endlich wieder mal deine wunderschönen Sommersprossen. Ich weiß gar nicht, weshalb du die immer hinter ein paar Pfund Schminke versteckst. Und jetzt ists wieder gut, okay?“
    Grace nickte, ohne einen weiteren Kommentar abzugeben, und legte ihren Kopf wieder an seine Schulter. Nach respektvoller Zurückhaltung wagte sich Nico die Treppe herunter. „Hallo, Grace“, sagte er, „wie gehts dir? Versteh mich bitte nicht falsch, aber du siehst schrecklich aus. Kann ich dir irgendwie helfen?“
    „Nein, vielen Dank, ist schon okay. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich mit diesen Augen keinen Schönheitswettbewerb gewinnen würde“, antwortete sie und hopste von Joes Schoß.
    „Jetzt ist aber Schluss mit Trübsinn, anderes Thema! Was ist mit Pluto los? Ich hab’ das vorhin nicht genau mitbekommen.“
    „Er hat seine Bahn verändert“, erklärte ihr Nico, „als wenn ihn irgendetwas anziehen würde. Das liegt nicht an unserem Teleskop, ich habe alles durchgecheckt. Er wird immer schneller. Unerklärlich! Ich werde im Internet eine Anfrage bei der Vereinigung der Sternfreunde stellen. Mal sehen, was passiert. Vielleicht hat man anderswo diese Absonderlichkeit auch
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