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Himmelsschatten

Himmelsschatten

Titel: Himmelsschatten
Autoren: Michael Cassutt , David S. Goyer
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schiefgehen, würde Harley sich auch um die Beisetzungsarrangements und die Versicherungsfragen kümmern. Er wäre derjenige, der Megans Hand hielt, wenn … nun, in Arlington fände die Beerdigung nicht statt. Zack war Zivilist.
    Sein Grab würde sich im Norden von Michigan befinden, in Zacks Heimatstadt Marquette. Wenigstens so viel an Informationen hatte Megan Zack in der vergangenen Woche entreißen können, für den Fall, dass eine Katastrophe einträte.
    Und jetzt brauchte sie Harley nur anzublicken, um sich jedes Mal selbst in schwarzer Kleidung, mit verweintem Gesicht und schwachen Knien zu sehen. Zu schade, dass sie keine Doku über Harley machte, denn für ihn hätte sie schon den passenden Titel gehabt: Er war ihr Begleiter auf dem Weg zur Witwenschaft .
    »Glaubst du an Gott, Harley?«
    »Soll das ein Kommentar bezüglich meines Fahrstils sein?«
    Sie hatten Indian River Lagoon überquert und erreich ten das Orsino-Tor zum eigentlichen KSC , wo der Verkehr ein wenig abnahm. Nachdem sie das Haupttor passiert hatten, wäre die Fahrt natürlich noch nicht vorbei; das Kennedy Space Center breitete sich über mehrere Hundert Quadratmeilen Sumpfgebiet an der Küste Floridas aus, mit dem Indian River im Westen und dem Atlantik im Osten. Harley Drake wollte die Strecke offenbar in zehn Minuten zurücklegen.
    »Na ja, ein bisschen könntest du schon mit dem Tempo runtergehen«, gab sie zu. »Aber trotzdem hätte ich gern eine Antwort auf meine Frage.« Megan war daran gewöhnt, unbequeme Fragen zu stellen. Sie verbrachte viel Zeit mit Harley; da bot es sich an, mehr über ihn zu erfahren. Er war jünger als Zack, aber bereits länger Astronaut und hatte einen militärischen Hintergrund. Bei der Air Force hatte er als Testpilot gedient, also konnte man von einer konservativen, vermutlich evangelikalischen Einstellung ausgehen; allerdings war Megan noch nie ein konkreter Hinweis aufgefallen.
    »Meg, ich glaube auf gar keinen Fall an einen Opa mit weißem Bart, der den Engeln Anweisungen erteilt. Aber ich bin ein abergläubischer Flyboy, und noch aus meiner Zeit in der Pilotenschule kann ich dir sagen – es gibt Typen, die dieses Dingsbums an sich haben, wie heißt es doch gleich? Das Kainsmal? Über ihnen schwebt eine schwarze Wolke. Man weiß einfach, dass irgendwo, irgendwie, das Universum sie erwischt. Es ist nicht ihre Schuld, es ist halt … na ja, Gottes Wille. Wer auch immer Gott sein mag.
    Zack gehört übrigens nicht zu dieser Sorte. So wie der gute alte Harley Drake das Universum versteht, ist es deinem Mann beschieden, auf einem anderen Planeten zu wandeln, wieder nach Hause zu kommen und dir einen dicken, feuchten Kuss zu geben. Wie klingt das?«
    Unter der Fliegersonnenbrille lag ein so dümmliches Grinsen auf seinem Gesicht, dass Megan gar nicht anders konnte, sie musste lachen. »Na, da bin ich ja beruhigt.«
    Trotzdem machte sie sich ihre Gedanken. Nach allem, was sie von den Ehepartnern anderer Astronauten erfahren hatte – männlichen wie weiblichen –, war Zack in persönlicher Hinsicht ziemlich offen. Obwohl er sich als Astronaut bestimmte Emotionen, die bei anderen Menschen als normal galten, gar nicht erlauben durfte.
    Sie dachte daran, wie ungeheuer schwierig es gewesen war, ihm ein paar grundlegende Informationen für seine eventuelle Beisetzung zu entlocken – ganz abgesehen von religiösen Enthüllungen! Über Themen wie Gott und ein Leben nach dem Tod hatten sie in ihrer Ehe nie diskutiert … pro forma in die Kirche zu gehen war in Ordnung, darin stimmten sie beide überein. Beide waren nicht praktizierende Katholiken gewesen, deshalb war es ihnen nicht schwergefallen, die Messe zu besuchen – und Rachel konnte es nicht schaden. »Wenigstens wird sie wissen, was sie ablehnt«, pflegte Zack zu sagen.
    Aber ihren Mann dazu zu bewegen, ihr zu verraten, was er nach dem Tod erwartete? Zwecklos.
    Nicht dass sie selbst irgendwelche Vorstellungen oder Überzeugungen hegte.
    Rachel erwachte aus ihrem Schlummer oder aus ihrer Vertiefung im E-Space. »Großer Gott«, stöhnte sie. »Wann sind wir endlich da?«
    Harley bremste ab, als der Verkehr rings um sie her wieder dichter wurde. »Gleich kommt der letzte Kontrollpunkt. Ausweise bereithalten!«
    »Ich kann meinen nicht finden«, quengelte Rachel. Megan reichte ihr das Namensschild, bemüht, ein Lächeln zu unterdrücken. Ein Punkt für Mom. Das würde sie ihr heimzahlen …
    Und sie fackelte nicht lange. Sie setzte sich aufrecht und
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