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Himmelskinder

Himmelskinder

Titel: Himmelskinder
Autoren: Marion Feldhausen
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ihr wisst! Alles andere ist Vermuten und Kaffeesatzlesen.«
    Meiners war absolut wissenschaftshörig, von Intuition und Dafürhalten hielt er wenig.
    »Frau Wanders kommt Mittwoch ins Präsidium. Vorher klappt es nicht, sie ist irgendwo in den Niederlanden beruflich unterwegs. Wir werden uns dann Zeit nehmen und sicher noch einiges von ihr erfahren können, zum Beispiel den Namen ihres Therapeuten.«
    »Darf man fragen, wieso du den nicht am Telefon erfragt hast?«, wollte Masur wissen.
    »Habe ich ja, aber Frau Wanders spricht niederländisches Deutsch in einem Affentempo. Zweimal hat sie den Namen genannt, und ein drittes Mal habe ich nicht gefragt. Es klang nach Matjes und noch irgendwas. Hier ist die Nummer, ruf du sie doch an.«
    Alvermann blätterte in seinem Notizbuch und schob Masur die Seite mit der Nummer rüber. Dann verschwand er und kam mit einem Becher Kaffee zurück. Das Wasser hatte er noch nicht angerührt. Beherzt griff er sich eines von Meiners’ Brötchen und hatte Glück: grobe Leberwurst. Masur war inzwischen verschwunden.
    Bulleken beharrte auf seiner Ansicht:
    »Wenn er aus seiner Lethargie aufgetaucht ist und wichtige Entscheidungen getroffen hat – warum soll er sich dann wenig später umbringen? Nein, Meiners, das ist mehr als atypisch.«
    Meiners verdrehte die Augen und brabbelte vor sich hin. Es klang stark nach Laienpsychologie. Bevor Bulleken sich wehren konnte, war Masur wieder da:
    »Ihr Therapeut heißt Matjes. Warum auch nicht? Er ist schließlich Holländer.«
    »Und der Vorname?«, fragte König lachend.
    »Habe ich auch nicht verstanden.«
    Alvermann grinste und griff nach seinem Notizbuch.
    »Also?«
    »Vergesst es, ich hab nur ihren Anrufbeantworter erreicht.«
    Masur blätterte in der Akte und kam jetzt mit der Frage, die alle beschäftigte:
    »Wo, verdammt noch mal, hält sich die Studentin auf, die an dem Abend Dienst hatte?«
    Alvermann nickte König zu, die sich darum kümmern sollte:
    »Die Hotelbesitzerin hat mehrmals versucht, sie zu erreichen, auch wegen weiterer Dienste. Eine Streife war zweimal bei ihrer Wohnung und hat sich auch bei den Nachbarn umgehört, nichts.«
    »Gut, mehr können wir nicht tun. Bleibt dran, Kollegen. Beruflicher Hintergrund von Trüstedt, was er früher gemacht hat und so weiter. Die Pharmafirmen. Warum bezieht er schon Rente? Das machst du, Bulleken. Wenn wir recht haben, dann sind wir heftig hinter der Zeit, Leute. Und dann waren Profis am Werk. Die wussten genau, wie es geht. Johanna, geh noch mal rüber zur Technik, bitte. Du kannst doch ganz gut mit Schlechtriem.«
    Alvermann wollte sich im Hotel weiter umsehen und nach der Studentin fragen, später dann in Trüstedts Wohnung gehen und auch noch mal mit den Nachbarn sprechen.
    Masur meldete sich ab zur Rechtsmedizin, Meiners hatte vor, in Trüstedts Vergangenheit einzutauchen.

6
    Als Alvermann im Mercator eintraf, erfuhr er an der Rezeption, dass die Studentin inzwischen nach Hause gekommen und von ihrer Chefin informiert worden war. Wenig später traf sie im Hotel ein. Alvermann stellte sich vor und fragte nach einem Raum, in dem sie ungestört reden konnten. Sie setzten sich in ein kleines Zimmer hinter der Rezeption.
    »Sie sind Julia Boers, 26 Jahre alt und Studentin. Ist das richtig?«
    Die junge Frau vor ihm nickte:
    »Ja, Soziologie. Vielleicht werde ich irgendwann einmal fertig. Noch sieht es nicht so aus«, sagte sie lachend.
    Sie wechselten ein paar Worte über ihr Studium, und dann kam Alvermann auf die Nacht zu sprechen, in der Julia Boers Dienst gehabt hatte. Schon nach ihren ersten Sätzen wusste er, dass sich Schlechtriem seine dämlichen Handschuhe sonst wo reinschieben konnte. Trüstedt war nicht alleine ins Hotel gekommen; ein Mann hatte ihn begleitet.
    »Wieso steht dann nur Trüstedts Name hier?«, fragte Alvermann und zeigte auf die Eintragung.
    »Na ja, die beiden Männer machten irgendwie den Eindruck, als wollten sie gleich oben miteinander ins Bett.«
    »Aha, wie kommen Sie darauf?«
    »Die wirkten so komisch vertraut, die klebten fast aneinander. Und der Trüstedt, der guckte mir so starr in die Augen, als wollte er mich hypnotisieren. Genau, das habe ich gedacht: Der will mich hypnotisieren, damit ich nicht weiter nachfrage. Vielleicht hat er sich geschämt, mit diesem anderen Kerl ein Zimmer zu nehmen.«
    »Wie sah der Mann aus, der mit Trüstedt gekommen ist? So genau wie möglich, bitte. Gehen Sie noch einmal zurück zu dem Abend. Sie sitzen in der
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