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Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
Autoren: Steve Hamilton
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blickte dann wieder aus dem Fenster. »Ich weiß, daß das momentan gar nicht wie eine gute Idee aussieht. Der Rest meiner Familie zumindest hält es nicht dafür.«
    Der Lakeshore Drive führte uns jetzt vom See weg in das Bay Mills Reservat. Hätte da kein entsprechendes Schild gestanden, hätte man nicht einmal gewußt, daß man sich auf Indianerland befand. Es sah hier aus wie in jeder anderen x-beliebigen Siedlung für den Mittelstand. Links und rechts von der Straße lagen etwas erhöht Häuser im Rancherstil, davor gepflegte Rasenflächen, die jetzt im kalten Wetter vor sich hinstarben. Die Straße hoch zum Mission Hill, auf dessen Spitze der alte Begräbnisplatz lag, war vielleicht der erste Hinweis darauf, daß der Ort irgendwie anders war. Und dann natürlich die beiden Kasinos – der kleine King’s Club, das erste indianische Kasino im ganzen Staat, und das größere Bay Mills Casino, dessen hohe Wände aus Zedernholz sich vor dem Hintergrund der Waiskey Bay abhoben.
    »Wann hast du ihn also zurück erwartet?« fragte ich, als ich von der Hauptstraße abbog. »Vor zwei Tagen?«
    »Ja, sie wollten ihn auf dem Rückweg absetzen.«
    »Hast du die Telefonnummer von dem Typen?«
    »Tom hat mir Albrights Handynummer dagelassen. Ich habe zweimal Nachrichten hinterlassen, bin aber bis jetzt nicht zurückgerufen worden.«
    »Dann hat er sie ja vielleicht noch nicht bekommen. Vielleicht sind sie einfach noch ein paar Tage oben geblieben.«
    »Die sind doch mit dem Flieger hingebracht worden. Die bringen einen zu den Hütten und kommen dann eine Woche später wieder. Bis dahin ist man reif für die Heimfahrt, glaub mir das.«
    »Man ist da eine ganze Woche nur auf sich gestellt?«
    »Normalerweise kommen sie noch einmal unter der Woche, um nach einem zu sehen und eventuell geschossene Tiere auszufliegen. Aber davon abgesehen ist man schon ganz auf sich gestellt. Hängt natürlich davon ab, wo man hingeht, aber generell ist man verdammt weit weg von allem sonst.«
    »Wo sind sie denn nun hingegangen? Gibt es ein Jagdhaus oder so was, von wo sie dann losgegangen sind?«
    »Auch das habe ich versucht. Da geht keiner dran. Telefonverbindungen sind da sehr unzuverlässig, aber, verdammt noch mal, ich habe ein schlechtes Gefühl.«
    »Aber nicht schlecht genug, um die Polizei einzuschalten?«
    Er dachte einen Moment darüber nach. »Du weißt genau, was in diesem Fall passiert. Wenn sie rauskriegen, daß er da oben ist, wandert er wieder ins Gefängnis.«
    In der Auffahrt standen schon vier Wagen, deshalb parkte ich am Straßenrand.
    »Noch mehr Vettern«, sagte er beim Aussteigen. »Viel Vergnügen.«
    Ich folgte ihm ums Haus herum zur Hintertür. Überall waren Spielgeräte zu sehen – ein rotes Auto, ein großes gelbes Plastikhaus mit grünen Fensterläden, sogar ein Fort aus Holz, ganz wie im alten Westen. »Was machen sie in diesem Fort?« sagte ich. »Cowboys und Indianer spielen?«
    »Du Scherzkeks. Bist du soweit?«
    »Wo deine ganze Familie da drinnen ist, spielen wir das Spiel doch gleich. Ich bin General Custer.«
    Er sah mich an. »Deine Witze läßt du fein draußen, verstanden?«
    »Geh vor.«
    Als er die Tür öffnete, schlugen uns Lärm und Hitze entgegen. In der Küche waren mindestens zwanzig Menschen, einige Männer saßen am Tisch, Frauen hatten kleine Kinder auf dem Arm. Zwei weitere Kinder kamen hineingestürzt, hielten für den Bruchteil einer Sekunde inne, um uns anzustarren, und waren noch schneller wieder draußen.
    Einer der Männer stand auf und legte Vinnie seine Hand auf die Schulter.
    »Meinem Vetter Buck bist du schon mal begegnet«, sagte Vinnie zu mir.
    Der Mann schüttelte meine Hand. Als er mich ansah, sagte mir sein Gesicht überhaupt nichts.
    »Doch, ich erinnere mich.«
    Vinnie stellte mich dem Rest des Raumes vor. Nach den ersten drei oder vier Namen wurde alles zu einer Wolke. Eine Kanne Kaffee wurde gerade von einer der großen Maschinen gekocht, die man sonst in Restaurants sieht. Eine weitere halbvolle Kanne war auf demselben Gerät warmgestellt. Ohne ein Wort zu sagen, schenkte einer von Vinnies Onkeln mir eine Tasse ein.
    »Deine Mutter ist im Schlafzimmer«, sagte Buck zu Vinnie. »Sie will dich sprechen.«
    Vinnie bat mich, in der Küche auf ihn zu warten. Er ging durch den Flur wie ein Mann auf seinem letzten Gang.
    Zwei weitere Kinder kamen in den Raum gerannt und liefen um den Tisch. Eine Frau schrie sie an, während eine andere Frau rechts von ihr sanft ein Baby in den
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