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Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
Autoren: Steve Hamilton
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Name.«
    Ich war schon im Begriff, eine Bemerkung dazu zu machen, hielt aber meine Zunge im Zaum.
    »Er stammt von den Waubunowin, der Gesellschaft des Dämmers. Das ist nämlich der Rote Himmel, müssen Sie wissen – der Osthimmel. Wenn die Sonne in der Dämmerung aufgeht. Die Waubunowin waren Ausgestoßene, und die meisten im Stamm hatten Angst vor ihnen. Sie glaubten, daß die Mitglieder dieser Gesellschaft über geheime Kräfte verfügten. Ich wußte, daß meine Schwiegermutter sich immer schon für diese Waubunowin interessiert hatte, aber als sie mich gebeten hat, meinem Erstgeborenen diesen Namen zu geben, war ich nicht glücklich darüber. Ich dachte, das heißt, daß mein Sohn eines Tages selbst zum Ausgestoßenen wird.«
    Ich sah zu Vinnie hinüber. Er bewegte sich nicht und machte keinerlei Geräusch.
    »Meine Schwiegermutter meinte, ich solle ihr vertrauen. Das habe ich dann getan. So ist Vinnie zu dem Namen Misquogeezhig gekommen.«
    »Meine Meinung zählt da wohl nicht viel«, sagte ich, »aber ich finde, das ist ein guter Name.«
    »Nun ja, danach bekam ich zwei Töchter. Meine Schwiegermutter hatte kein Interesse daran, Namen für sie auszusuchen. Da habe ich im Stillen gedacht, wie gut. Sie hat aufgehört, sich Namen für meine Kinder auszudenken. Aber dann bekam ich meinen zweiten Sohn, Thomas. Und da hat sie zu mir gesagt, den mußt du Minoonigeezhig nennen, das heißt Angenehmer Himmel.«
    Aus dem anderen Teil des Hauses konnte ich die Unterhaltung der Männer und Frauen nur als Gemurmel vernehmen, das dann und wann durch den Lärm eines Kindes unterbrochen wurde. Alles schien im Schweigen zu erlöschen, als sie sich näher zu mir beugte.
    »Angenehmer Himmel ist der Himmel im Westen«, sagte sie. »Das ist das Ende des Tages. Das Ende des Lebens. Ich habe das immer für einen Unglücksnamen gehalten, Alex. Ich hätte ihm den niemals geben dürfen.«
    »Mrs.   LeBlanc …«
    »Nein, sagen Sie mir nicht, daß ich ein törichtes altes Weib bin.«
    »Das wollte ich gar nicht sagen.«
    »Vielleicht nicht. Aber gedacht haben Sie das schon.«
    »Bitte, ich verstehe nicht, warum Sie mir das alles erzählen.«
    »Ich bitte Sie, Vincent zu begleiten.«
    Es dauerte eine Weile, bis ich begriff. Als das der Fall war, wußte ich, ich war im Wort. Es ging einfach nicht an, daß ich mit dieser Frau in diesem Zimmer saß und zu einem anderen Entschluß kommen würde.
    »Ich will, daß Sie beide ihn finden«, sagte sie. »Widerlegen Sie mich. Finden Sie meinen Sohn mit dem Unglücksnamen und bringen Sie ihn zurück nach Hause.«

Kapitel 3
    Es war noch dunkel, als Vinnie an meine Tür klopfte. Ich ließ ihn herein und goß ihm einen Kaffee ein, während ich mich fertig anzog. Er saß da, trank und sagte nichts.
    »Du weißt, wo wir hin müssen?« fragte ich, als ich fertig war.
    »Ich denke schon.«
    »Wir nehmen meinen Laster.«
    »Wir können auch meinen Wagen nehmen.«
    »Wenn wir deinen nehmen«, sagte ich, »schaffen wir es niemals wieder zurück. Ich habe das Profil auf den Reifen gesehen.«
    »In Kanada haben sie geteerte Straßen, Alex.«
    »Wir nehmen meinen Laster.«
    Ein paar Minuten später waren wir auf dem Weg. Die Fahrt begann wieder auf dem Lakeshore Drive, der an der Whitefish Bay entlangführte, dieselbe Strecke wie am Vortag. Aber diesmal hielten wir nicht am Reservat. Zu dieser Zeit kamen die einzigen Lebenszeichen von den beiden Kasinos. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß irgendwer noch vor der Dämmerung eines kalten Oktobermorgens irgendwelche Glücksspiele machen wollte, aber auf den Parkplätzen standen genug Autos, um mich zu widerlegen.
    Als wir das Reservat hinter uns hatten, ging es schnurgerade über die Three Mile Road nach Sault Ste. Marie – in den Soo, wie die Einheimischen sagen. Wir fuhren auf die I-75 in Richtung Internationale Brücke, erst über die Soo-Schleusen, dann über die Algoma Gußstahlwerke. Mit der soeben aufgehenden Sonne und den Feuern, die in den Hochöfen brannten, wirkte die Szenerie wie einer der äußeren Höllenkreise.
    »Hol schon mal deinen Führerschein raus«, sagte ich, als wir zum kanadischen Zollhäuschen fuhren.
    »Da gibt es ein kleines Problem«, sagte Vinnie.
    Ich sah ihn an. »Und das wäre?«
    »Tom hat meinen Führerschein.«
    »Das ist doch hoffentlich ein Witz.«
    »Wir haben uns überlegt, daß er ihn brauchen könnte. Er sieht mir hinreichend ähnlich …«
    »Na, großartig.« Ich hielt an der Warteschlange. Ein Wagen war vor uns.
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