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Himmel un Ääd (German Edition)

Himmel un Ääd (German Edition)

Titel: Himmel un Ääd (German Edition)
Autoren: Brigitte Glaser
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Dicken trifft? Ganz
sicher wollte sie ihn öffentlich bloßstellen, mehr noch, sie wollte ihn
verletzen. Ich meine, das musst du erst mal bringen! Mit dem Bunsenbrenner auf
einen losgehen. Die Attacke hätte auch viel weniger glimpflich ausgehen
können.«
    »Bestimmt kann dir
Betty Bause morgen genau erzählen, warum die zwei sich in den Haaren gelegen
haben.« Ich wollte nicht mehr über das Bause-Fest reden, eigentlich wollte ich
überhaupt nicht mehr reden. Ich wollte nur noch schlafen, aber vorher musste
der Spül erledigt werden, sonst würden wir morgen früh in Teufels Küche kommen.
    »Da musst du eine
ordentliche Wut haben, um so auf einen loszugehen. Wenn wir Liebe ausschließen,
dann hat der Dicke sie vielleicht um viel Geld betrogen. Was denkst du? Ist er
so ein eiskalter Zocker?«
    »Holunderblüten in
Bierteig mit Weinschaumsoße …«
    »Und Bause selbst!
Blass wie eine Wand war der, als hätte ihn der Schlag getroffen. Der hat sich
nicht nur darüber aufgeregt, dass ihm die zwei sein Fest versaut haben. Da
steckt mehr dahinter. Selbst Betty weiß nicht mehr genau, womit er eigentlich
das viele Geld verdient. Sicher nicht nur, indem er brav Software für Hinz und
Kunz entwickelt. Damit schafft man es nicht in eines der Kranhäuser. Riskante
Aktienkäufe? Windige Immobiliengeschäfte?«
    »Oder als Sorbet?«
    »Ist ja gut,
Katharina«, gab Adela klein bei und sagte nichts mehr, bis wir auf dem alten
Kopfsteinpflaster an den WDR -Kulissen für »Die
Anrheiner« entlangrumpelten und vor uns die schicken Neubauten am Rhein auftauchten.
Über uns rollte eine Linie 18 über die Mülheimer Brücke. »Hast du eigentlich
mit dem Typen vom Wasser- und Schifffahrtsamt wegen der ›Schiffsschaukel‹
gesprochen? Der war doch auch auf dem Bause-Fest, oder?«
    Er war da, und ich
hatte nicht mit ihm geredet. Die »Schiffsschaukel«! Ein schwimmendes Bistro auf
dem Rhein, es soll mal am Mülheimer Ufer liegen, ein neues Restaurant-Projekt
von Ecki und mir. Ein Amsterdamer Hausboot-Architekt hatte uns einen schönen
Entwurf dafür gemacht, aber der war sein Geld nicht wert, solange es keine
Genehmigung für eine Anlegestelle gab.
    Wenn es solche
Schiffe in Rodenkirchen gab, wieso nicht in Mülheim?, hatten wir gedacht, aber
leider war das Ganze nicht so einfach. Über diese Hürden und Stolpersteine
hätte ich mit dem Typen vom Wasser- und Schifffahrtsamt reden sollen. Ganz
unverbindlich, nur mal so ins Blaue hinein. Natürlich auch darüber, wie man
eventuelle Schwierigkeiten am besten aus dem Weg räumen könnte.
    »Ich kann das
nicht, Ecki!«, hatte ich gejammert.
    »Geh, Kathi, ich
würd's ja machen. Aber ich bin ein Zug'reister, ein Niemand in dieser Stadt, du
dagegen bist die Chefin der ›Weißen Lilie‹. Alle haben s' schon gegessen bei
dir. Außerdem bist eine imposante Frau, charmant, klug und so weiter.«
    Aber ich konnte es
wirklich nicht. Ich konnte nur sagen, das und das habe ich vor, geht das oder
geht das nicht? Ich hasste das Herumlavieren und Katzbuckeln, ich war kein Typ
fürs Klüngeln. Eigentlich wusste Adela das ganz genau, aber für dieses tolle
Projekt sollte ich eine Ausnahme machen, weil es wahrscheinlich sonst nichts
werden würde. Vielleicht, vielleicht auch nicht, jetzt auf gar keinen Fall.
    »Oder als
Holundersirup in Buttermilch zu Sushi-Lachs?«
    »Du hast nicht mit
ihm geredet«, seufzte Adela, die in der Zwischenzeit in die Keupstraße
abgebogen war und den Wagen vor der »Weißen Lilie« parkte. »Lass uns das
Geschirr machen, damit du endlich ins Bett kommst. Los, sperr die Tür auf!«
    Das tat ich, und
gemeinsam schleppten wir das dreckige Geschirr vom Auto in die Küche.
    »Danke, übrigens«,
sagte ich zu Adela, als ich ihr den Reißverschluss öffnete.
    »Ah, tut das
gut!«, seufzte sie erleichtert, als ihr Bauch sich endlich ausdehnen durfte.
Dann tätschelte sie mal wieder meine Hand, weil sie für ihr Leben gern Hände
tätschelte, und schnurrte: »Mach ich doch gerne, schließlich muss ich morgens
nicht mehr früh aufstehen.«
    Das stimmte
natürlich. Für ihre paar und sechzig Jahre war sie überhaupt unverschämt fit,
auch wenn sie gelegentlich über ihren Rücken und die kaputten Knie klagte.
    »Berufsbedingter
Verschleiß, Schätzelchen. Was glaubst du, wie viele Babys ich auf Knien geholt
habe. Aber ich will nicht über Zipperlein reden, jetzt frisch ans Werk!«
    Sie band sich eine
Schürze um die roten Pailletten und spülte mit der Handbrause den gröbsten
Dreck von
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