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Himmel ueber Falludscha

Titel: Himmel ueber Falludscha
Autoren: Walter Dean Myers
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Sergeant Harris die Schicht allein übernimmt«, meinte Kennedy. »Den Rest von uns braucht sie nicht.«
    »Hey, Kleine, für eine Frau hast du eine ziemlich große Klappe«, fand Harris.
    »Schön, dass dir das auffällt, Sergeant.«
    Captain Coles ging, und Sergeant Harris begann, durch die Fernsehkanäle zu zappen, um zu sehen, ob man einen davon klar empfangen konnte. Ich wusste, dass das beim Militärsender der Fall sein würde, hatte aber keine Lust auf eine erneute Wiederholung der letzten Rede aus dem Weißen Haus. Also stand ich auf und trat in die frische Frühlingsluft hinaus.
    Bevor ich in Doha angekommen war, hatte ich mir vorgestellt, ich wäre da in einer Wüste mit vorbeiziehendenKamelen und Palmen, die im Wind schwankten. Wir waren sieben Stunden von Newark, New Jersey, zum Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Deutschland geflogen und dann noch einmal sieben Stunden nach Kuwait. Der Ort haute mich total um. Ganz Doha war pieksauber und wunderschön. Fast alles war neu oder doch ziemlich neu. Ich kam an einem Samstagmorgen an und ging mit ein paar Jungs in die Stadt. Es gab alle Läden, die man sich nur vorstellen konnte, und in den Straßen brummte es nur so vor dicken Geländewagen. Der Anblick der großen Moschee mit ihrer goldenen Kuppel verschlug mir glatt den Atem. Einer der Jungs vom Bautrupp, die mit mir unterwegs waren, meinte, dass man sich an die Architektur in den arabischen Ländern nie gewöhnen würde.
    »Es verändert die ganze Sichtweise auf die Leute hier«, meinte er.
    Um neun Uhr an diesem Morgen marschierten wir zum CENTCOM-Kino und sahen uns einen Film über Saddam Hussein an. Es waren mindestens tausend Leute da, die meisten von der Dritten sowie eine Menge Marines und Specialists. Saddam sah drein wie ein Unschuldslamm, immer beherrscht und distinguiert. Auf den meisten Bildern hatte er denselben Gesichtsausdruck. Im Film wurde er gezeigt, wie er entweder Hände schüttelte oder eine Pistole in die Luft abfeuerte. Dann wechselte das Bild zu Kurden, die mit Gas getötet worden waren. Eine Frau hatte noch den Arm nach ihrem Kind ausgestreckt. Die ganze Szene sah unwirklich aus, als ob sie gestellt sei. Am liebsten hätte ich mich von den am Boden liegenden Leichen abgewandt. Einige von ihnen sahen aus, als ob sie sich jeden Moment bewegenwürden. Einfach aufstehen und weggehen. Ich wollte diese toten Menschen nicht da liegen sehen. Ich versuchte, darüber wütend zu werden, aber ich bekam nur Angst.
    Es war merkwürdig, dass niemand sonst Angst zu haben schien. Eine Menge Jungs taten so, als ob sie zornig wären und den Krieg am liebsten sofort anfangen würden. Ein Typ von der Dritten, ziemlich klein und mit einem Babyface, redete ständig davon, wie es wäre, den Irakern gegenüberzustehen.
    »Wir müssen darüber nachdenken, wie wir diese Sache hier gewinnen können – und uns darüber klar werden, ob wir das wirklich wollen. Wisst ihr, was ich meine? Denn wenn wir es wirklich wollen, dann schaffen wir das auch«, sagte er. »Diese Leute, die Kurden, die da auf der Erde lagen, die hatten keine Chance. Wir haben sie. Wir müssen unseren Mumm prüfen – und unseren Willen zum Sieg.«
    Ich war mir nicht sicher, ob ich den gleichen Willen zum Sieg hatte wie der Kamerad von der Dritten. Ich wusste nur, dass ich meine Rolle dabei spielen wollte. Die Offiziere ließen uns sitzen und über den Krieg reden. Ich glaube, das taten sie mit Absicht. Es war wie im Umkleideraum vor einem großen Spiel.
    »Ich hab gesehen, wie ein M-240-MG einem Typ das Bein aus einer Entfernung von hundert Metern abgerissen hat«, sagte ein Corporal mit einem großen Kopf. »Das Bein war total ab und der Kerl lag einfach auf dem Boden und sah sein Bein an, während er starb.«
    Mir wurde leicht übel.
    Nach dem Film gingen wir in unsere Quartiere zurück. Wir hatten uns gerade zum Kartenspielen und dem üblichenMist hingesetzt, als wir herausgerufen wurden, in Formation anzutreten. Captain Coles salutierte vor zwei Offizieren, einem Colonel und einem Lieutenant, die uns kurz inspizierten. Der Colonel schleppte genügend Ausrüstung mit sich rum, um in der Hitze in Flammen aufzugehen. Er wollte unbedingt taff wirken. Ich musste grinsen, als ich mir vorstellte, dass er wahrscheinlich Hitzepickel bekam, ließ es aber schnell wieder sein, bevor er bei mir vorbeikam.
    »Sie repräsentieren die Armee der Vereinigten Staaten. Sie repräsentieren auch unser Land und unsere Lebensweise«, sagte der Colonel. Er hörte
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