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Himmel ueber Falludscha

Titel: Himmel ueber Falludscha
Autoren: Walter Dean Myers
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waren, kam herüber und fragte, ob er sich dazusetzen dürfe.
    »Klar«, sagte ich. Er war etwa eins siebzig groß, hatte glatte braune Haut und ein rundes Gesicht. Er war kräftiggebaut und sah aus, als könne er auf sich aufpassen. Doch als ich das Stirnband in Tarnfarben und die dunkle Sonnenbrille sah, war mir klar, dass er ein wenig anders war.
    »Und was machst du so hier, Mann?«, fragte er.
    »Das Gleiche wie alle anderen«, antwortete ich, »ich bereite mich auf den Krieg vor. Und was ist mit dir?«
    »Bei mir geht’s um Blues«, erklärte er. »Weißt du, der Blues ist das Wahre. Alles andere heißt nur … abwarten und irgendwas machen, bis man wieder zum Blues kommt.«
    »Was machst du dann in Kuwait?«, fragte ich mit einem Blick auf sein Namensschild. Darauf stand JONES.
    »Ja, ich bin Jones«, sagte er. »Aber zu Hause nennen mich alle Jonesy. Ich bin hier, weil ich ein paar Erfahrungen sammeln will. Ich will was sehen und mein Geld sparen, damit ich einen Blues-Club aufmachen kann. Wenn ich den Club hab, dann spiele ich sechs Abende die Woche Blues-Gitarre. Und sonntags eine Jamsession mit Gott, weil – er und ich – wir sind so drauf.«
    Jones hielt zwei Finger hoch.
    »Ja, okay.«
    »Yeah, hey, du und ich, wir müssen zusammenhalten«, bemerkte er. »Dann kann ich auf dich aufpassen und du auf mich.«
    »Okay.«
    »Spielst du Gitarre?«
    »Nein.«
    »Kannst du singen?«
    »Nein.«
    Jones sah weg und ich hatte das Gefühl, als habe er bereits das Interesse daran verloren, auf mich aufzupassen.Er redete noch eine Weile über den Club, den er aufmachen wollte. Es klang nicht, als hätte er eine gute Bildung, aber mit seiner Gitarre – das schien er ernst zu meinen. Er sagte, er übe täglich mindestens zwei Stunden.
    »Yeah, Jones, das klingt gut«, meinte ich.
    »Jonesy, du musst mich Jonesy nennen«, sagte er. »Dann weiß ich, dass du es bist.«
    Ich mochte Jonesy, auch wenn ich manchmal nicht so genau wusste, wovon er sprach. Zum Beispiel als er mich fragte, ob ich ein Held sei.
    »Nein«, antwortete ich.
    »Du bist groß – wie groß genau?«
    »Eins neunzig«.
    »Viele große Kerle sind Heldentypen«, behauptete Jonesy. »Man wird verrückt, wenn man versucht, auf sie aufzupassen. Du verstehst, was ich sagen will?«
    »Ja, aber ich bin kein Heldentyp«, erklärte ich.

Es gab verschiedene Spezialeinheiten: Sanitäter, den
Bautrupp und Nachrichtenleute. Die Sanitäter waren ein wenig älter und unterstanden Captain Miller, einer nüchternen Offizierin, die aussah, als wüsste sie, was sie tat. Die Leute vom Bautrupp sahen aus, als hätten sie viel Spaß; ich schätzte, dass die meisten von ihnen im Zivilleben im Baugewerbe oder in Ingenieurberufen gearbeitet hatten. Die Nachrichtenleute waren okay, aber sie verbrachten die meiste Zeit damit, Berichte von CENTCOM, unserer Kommandozentrale, zu lesen oder Funkgespräche abzuhören. Einige von ihnen hatten Arabisch-Unterricht bekommen. Captain Coles sagte, dass der Rest von uns, etwa ein Dutzend Soldaten, als Teil der flexiblen Einsatzgruppe in den Dörfern arbeiten würde.
    »Das bedeutet, wir machen alles, was nützlich ist«, erklärte er. »Und dass man uns an allem die Schuld gibt, was schiefgeht.«
    Sergeant Harris, ein farbiger Soldat, der bei einer Nachschubeinheit gedient hatte, bevor er zu Civil Affairs gewechselt war, sortierte zusammen mit Captain Coles unser Dutzend in drei Humvee-Besatzungen, wobei er uns selbstwählen ließ, mit wem wir fahren wollten. Jonesy sagte, er wollte mit mir fahren, und Coles wollte das auch. Damit hatten wir noch einen Platz frei in unserem Fahrzeug, den Kennedy zugewiesen bekam. Ich wusste nicht recht, ob ich sie mochte oder nicht, aber im Grunde war es mir auch egal.
    »Die Gruppen und Fahrzeugbesatzungen werden je nach Lage wechseln«, verkündete Captain Coles. »Aber jeder ist einem bestimmten Fahrzeug zugeteilt, damit wir Sie dafür verantwortlich machen können, es in Ordnung zu halten.«
    In der ersten Gruppe fuhren Jones als Fahrer, Kennedy am Bord-Maschinengewehr, ich und Captain Coles.
    Die zweite Gruppe bestand aus Sergeant Harris am Steuer, Darcy, einer weiteren Soldatin am Bord-Maschinengewehr, und Evans.
    Die dritte Gruppe hatte Love als Fahrer, Shelly Danforth am MG, Pendleton und einen sehr ruhigen Jungen namens Corbin, der im Zivilleben in einem Rehabilitationszentrum gearbeitet hatte.
    Unser Dolmetscher hieß Ahmed Sabbat. Er war Amerikaner, aber seine Eltern stammten aus dem Nahen
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