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Himmel ueber Falludscha

Titel: Himmel ueber Falludscha
Autoren: Walter Dean Myers
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Osten.
    Wir waren alle auf alles vorbereitet, doch jeder hatte so seine eigene Meinung darüber, was das wohl sein würde.
    »Wisst ihr, die Iraker reden davon, dass sie die UN-Inspektoren ins Land gelassen haben und wie sehr ihr Volk unter den Sanktionen leidet«, meinte Evans. »Wenn sie bereit wären zu kämpfen, würden sie nicht so viel reden. Es ist März. Ich wette, am 4. Juli bin ich wieder zu Hause beim Angeln.«
    »Es ist überflüssig, sich die Nachrichten anzusehen, um zu wissen, was los ist.« Sergeant Harris hatte die Füße aufseinen Schuhspind gelegt. »Saddam macht sich für uns bereit und wir bereiten uns auf ihn vor. Das ist alles, Mann.«
    »Saddam ist clever.« Captain Coles sprach leise und ruhig. »Er muss die Erfahrungen aus dem letzten Golfkrieg berücksichtigen, und er ist klug genug, um zu wissen, dass er gegen die Vereinigten Staaten nichts ausrichten kann. Kein irakischer General würde ihm da widersprechen. Wenn er es so weit kommen lässt, dass wir tatsächlich eingreifen müssen, dann muss man ihn unschädlich machen.«
    »Okay, das kann ich verstehen«, meinte Harris. »Aber sagen Sie mir eins, Sir. Der Präsident sagt ihm, er soll zurücktreten. Wohin soll Saddam denn gehen? Hier hassen ihn doch alle. Er hat gegen den Iran Krieg geführt, da kann er also nicht hin. Die Ägypter mögen ihn auch nicht. Seit der Invasion hassen ihn die Kuwaitis. Wohin soll er gehen? Wenn er nirgendwohin kann, dann wird er bleiben und kämpfen.«
    »Er wird bleiben und ausgeräuchert werden!«, warf ein Soldat namens Lopez ein. Er war dunkelhäutig mit dunklen, kurz geschorenen Haaren. Irgendwie wirkte der Kerl gefährlich. Ich hatte ihn gefragt, was die auf seiner Hand eintätowierten Buchstaben ALKN zu bedeuten haben – er hatte mich nur angesehen und gelacht.
    »Wisst ihr, wo Saddam sicher wäre?« Sergeant Harris kam richtig in Fahrt. »In den Vereinigten Staaten. Wir könnten ihn ins Zeugenschutzprogramm aufnehmen. Wir könnten ihm eine Million geben, damit er anständig leben kann – vielleicht ein kleines Geschäft aufzieht –, das wäre doch lustig. Ja, er könnte doch Elvis-Porträts auf schwarzem Samt verkaufen.«
    »Du willst echt ganz dringend in diesen Krieg ziehen, ja?«, erkundigte sich Marla, die an einem Klapptisch Patiencen legte.
    »Schau doch mal, Miss Molly. Die Leute hier müssen lernen, was los ist. Versteht ihr, was ich meine? Was sie hier verstehen, ist Gewalt.« Sergeant Harris warf einen Blick auf Captain Coles, um zu sehen, wie seine Bemerkungen aufgenommen wurden. »Sie müssen deine Macht sehen. Sie müssen sehen, wie man ihre Städte einnimmt und ein paar ihrer Leute killt. Irgendwie sind wir Lehrer, die ihnen beibringen, was die Macht Amerikas bedeutet. Deshalb bin ich hier.«
    »Ich glaube«, Jonesy schüttete Talkumpuder in seine Stiefel und schüttelte sie, »dass Saddam eine Melodie im Kopf hat, die er unbedingt spielen will. Und wenn das nicht klappt, dann spielt er einfach lauter. Das machen viele so. Sie nennen es Musik, aber es kann auch einfach Krieg sein.«
    »Jones, von was reden Sie?«, fragte Coles.
    »Hey, Captain, warum sind Sie hier drüben?« Marla Kennedy sah von ihren Karten auf.
    »Ich bin mit zweiundzwanzig zur Armee gegangen, als ich versucht habe, herauszufinden, was ich mit meinem Leben anfangen soll«, antwortete Captain Coles. »Ich hatte gehofft, dass ich eine Laufbahn einschlagen und dann irgendwann wieder austreten würde. Aber ich bin nie so weit gekommen, richtig über meine Karriere oder gar das Ausscheiden nachzudenken. Es ist ein gutes Gefühl, sein Land zu verteidigen, vor allem bei den Civil Affairs. Wisst ihr, wir geben dem Krieg ein menschliches Gesicht. Das finde ich gut.«
    Ich war mir nicht sicher, ob er das wirklich gut fand oder nicht, denn er war uns gegenüber nicht sehr aufgeschlossen.
    »Glauben Sie, dass wir einmarschieren?«, fragte Evans.
    »Wie Sie sagen: Saddam hat sich in eine Ecke manövriert.« Captain Coles nickte. »Er versteht die Sprache der Gewalt. Wenn er jetzt einen Rückzieher macht, hat er alle Revolverhelden des Nahen Ostens im Nacken. Also kann er genauso gut bleiben und es ausfechten.«
    »Bleiben und vernichtet werden, meinen Sie.« Harris wirkte besorgt.
    Captain Coles stand auf. Er sah aus, als ob er sich unwohl fühlte. »Ich muss mit Major Sessions reden«, sagte er. »Sie sprach davon, dass wir Wachdienste schieben sollen, aber das kann ich ihr hoffentlich ausreden.«
    »Sagen Sie ihr, dass
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