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Himbeersommer (German Edition)

Himbeersommer (German Edition)

Titel: Himbeersommer (German Edition)
Autoren: Anja Saskia Beyer
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Bergen ums Leben gekommen, als er 14 war. Daniel ist damals sofort in die Schweiz gefahren, um sie ein letztes Mal zu sehen. Aber sie waren so zerquetscht, dass er sie nicht mehr erkannt hat. Es muss furchtbar gewesen sein. Ich nehme ihn beschützend in den Arm und hege plötzlich auch für ihn mütterliche Gefühle - und das schockiert mich.
Am Samstag schicke ich Daniel alleine in einen Club, und ich bleibe mit Lisa zu Hause.
„Du darfst diesen Mann nicht einsperren, Nora“, hat meine Mutter am Telefon gesagt. „Gerade die jungen Männer, die kommen nicht damit zurecht, plötzlich gar nicht mehr ausgehen zu können.“
„Ja, Mum. Mach ich schon nicht. Ich bin ja kein Anfänger“, habe ich geantwortet und mich überwunden und Daniel gefragt, ob er alleine gehen will.
Die Antwort hat mich etwas verletzt. „Klar, endlich mal wieder raus“, hat er gesagt und sich gleich geduscht und chic gemacht.
Jetzt sitze ich also zu Hause und stelle mir vor, wie er von Anfang 20-jährigen, bauchfreien, gertenschlanken Mädels angebaggert wird und mit ihnen eng umschlungen tanzt. Denn ich weiß ja, er tanzt fürchterlich erotisch!
Lisa schläft auch schlecht, und ich hole sie in unser Bett und schmuse mich an sie. Es ist schon zwei Uhr, und Daniel ist immer noch nicht zurück. Lisa patscht ihre kleinen Händchen auf mein Gesicht und streichelt es und ich bin wieder glücklich.
Und mir wird klar, dass ich auf jeden Fall arbeiten muss . Auch, damit wir uns bald einen Babysitter leisten können, denn zusammen ab und zu ausgehen ist für eine Beziehung extrem wichtig.
Daniel kommt um vier Uhr nach Hause, legt sich leise zu uns ins Bett und riecht nach Alkohol.
     
Leider macht mir mein Job kaum noch Spaß. Der Alte lässt mich zwar keinen Kaffee mehr kochen, aber Projektverantwortung überträgt er mir auch keine. Und das, wo ich mit 39 doch endlich vor meinem Durchbruch stand. Karriereknick, ich komme!
„Frau Blume, haben Sie die Kopien für die Müllentsorgungsfirma zur Hand?“
Da macht es gerade Pling, und ich starre auf meinen E-Mail-Posteingang, es ist eine Mail von Tobias!
„Nein, hab ich nicht“, ruf ich dem Alten zu, wohl wissend, wo die Kopien liegen, und lese hastig, was mir Tobias schreibt.
„Liebe Nora, denkst du an die Überweisung für die Hausversicherung? Meinen Anteil habe ich schon überwiesen.“
Ich starre den Computer an, als wäre er eine fleischfressende Pflanze, die ihre Greifarme nach mir ausstreckt.
Benni kommt gerade an meinem Arbeitsplatz vorbei, sieht mir über die Schulter und echauffiert sich. „Sag mal, spinnt der, er wohnt doch alleine in eurem Haus, da kann er ja wohl die Hausversicherung alleine zahlen!“
Ich starre Benni an und werde sauer. „Was fällt dir ein, meine Mails zu lesen!?“
„Sorry, aber, das sprang mir so ins Auge …“
„Und ich spring dir gleich ins Gesicht! Was Tobias mir schreibt, das geht dich überhaupt nichts an! Und ich finde es völlig okay, von allem die Hälfte zu zahlen, das haben wir nämlich so ausgemacht.“
„Ist ja gut, ist ja gut, Nora, ich wollte doch nur, dass du dich von dem Herrn Anwalt nicht übern Tisch ziehen lässt.“
„Tobias würde mich nie übern Tisch ziehen, er ist ein herzensguter Mensch, er würde nie …“ Ich breche in Tränen aus. Benni versucht, mich sofort, bestürzt, zu trösten.
„Nora, ach Mensch, tut mir leid, ich bin aber auch ein Holzkopf manchmal. Was ist denn, läuft’s mit Dani doch nicht mehr so gut?“
Ich schluchze etwas vor mich hin und schüttle den Kopf. „Es ist dieser langweilige Job. Ich hasse Ablage machen. Ich will endlich wieder was für meinen Kopf! Wenn sich nicht bald was ändert, da mach ich doch lieber ein Mütter-Café auf, da hab ich wenigstens keinen Chef wie den Alten!“
In dem Moment geht die Tür des Chefbüros auf, und Gräbner kommt mit einem strahlenden Lächeln auf mich zu.
„Frau Blume, Sie weinen ja. Ach Gottchen.“
Benni reicht mir dezent ein Taschentuch und ich rotze hörbar rein. „Tu ich nicht“, sage ich mürrisch, „das ist der Pollenflug.“ Der Alte sieht verwirrt zum Fenster, das geschlossen ist.
„Ich bin allergisch gegen … alles hier“, setze ich hinzu.
Der Alte übergeht das und strahlt erneut.
„Frau Blume, ich habe eine Überraschung für Sie.“
„Eine Überraschung? Ihre Überraschungen kenne ich. Soll ich die Regale in Ihrem Büro abstauben oder was? Eine Stauballergie habe ich übrigens auch.“
Er lächelt. „Besser.“
„Noch besser?“ Ich sehe Benni
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