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Himbeersommer (German Edition)

Himbeersommer (German Edition)

Titel: Himbeersommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Saskia Beyer
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trage meine Kreation in sein Büro. Auf seinem Schreibtisch stelle ich sie lautstark ab.
„Bitteschön der Herr.“
„Danke.“ Er probiert mit spitzen Lippen. „Mmhm. Köstlich. Der schmeckt nach dem gewissen Etwas. Ich wusste, dass Sie Talent haben, Frau Blume. Den machen Sie mir jetzt jeden Tag, so gut kriegt das die gute Schulte nämlich nicht hin.“
„Ganz sicher nicht! Aber ich kann Frau Schulte gerne einlernen.“
„Frau Blume, nicht, dass wir uns falsch verstehen. Dieser Halbtags-Job, das ist mein Goodwill. Und ich denke ja mal, Sie sind emanzipiert genug, dass Sie Kaffee kochen nicht als Degradierung der Frau empfinden. Wenn ich Sie klein machen wollte, dann würde mir da einiges einfallen. Will ich mal gar nicht drüber nachdenken.“
Es ist nicht zu fassen. Wurde der als Kind zu heiß gebadet?! Oder von seiner Mutter immer in rosa Schlafanzüge gesteckt?!
„Herr Gräbner, wir wollten doch über mein neues Projekt sprechen“, lenke ich einfach mal taktisch ab.
„Ach ja, Ihr Projekt. Tja, da der Dubai-Deal geplatzt ist, kann ich Ihnen leider keines anbieten. Wir sind ein kleines Büro. Herr Körner braucht aber noch Unterstützung bei der Reihenhaussiedlung in Kaulsdorf, Sie können ihm zur Hand gehen.“
„Zur Hand gehen? Wie genau stellen Sie sich das vor.“
Der Alte grinst anzüglich. „So doch nicht, Frau Blume.“
Genervt stehe ich auf. „So habe ich mir das alles wirklich nicht vorgestellt, Herr Gräbner.“
Wütend und enttäuscht gehe ich zu meinem Platz, starre den verdorrten Kaktus an, vermisse Lisa und frage mich, was ich hier überhaupt mache. Sollte ich nicht besser mit Lisa auf dem Spielplatz wippen? Nein. Mir hat mein Job immer extrem großen Spaß gemacht und diesen Spaß, den hole ich mir zurück, denn sonst werde ich eine verbitterte, jammernde Mutter, und das will ich auf keinen Fall sein. Und von Daniel finanziell abhängig auch nicht, und Hartz IV beziehen schon gleich dreimal nicht. Mal abgesehen davon, dass ich es gar nicht kriegen würde, da ich eine Lebensversicherung habe und mit Daniel zusammenwohne. Außerdem bin ich jung (naja, mitteljung) und gesund und will dem Staat, also den anderen, nicht auf der Tasche liegen. Darum beschließe ich hiermit, nicht gleich die Flinte in irgendein stacheliges Korn zu werfen, sondern um meine Stellung und mehr Respekt in diesem Männerladen zu kämpfen.
     

***
     
Daniel nimmt mich am Abend liebevoll in den Arm und aller Frust ist vergessen.
„Du Arme, wenn dieser Idiot so weitermacht, dann kündigst du sofort, versprochen?“
„Ach, der war vorher auch nicht ganz so schlimm, der kriegt sich schon wieder ein.“
„Vor was?“
„Na, vor Lisa. Chefs sehen in Frauen, die gerade Kinder gekriegt haben, nur eine Milch gebende Mutterkuh. Jackys Worte.“
„Ich fürchte, da hat sie recht.“
„Ach nein, der frisst mir bald aus der Hand, du wirst schon sehen.“
     
Am nächsten Morgen schallt es wieder aus dem Chefbüro: „Frau Blume, könnten Sie mir und meinen Gästen bitte Ihren köstliche Latte machen?!“
Ich sehe Benni an und bin stinksauer. „Der will es nicht anders.“
Er grinst. „Hoffentlich findest du noch genügend Staub in der Kaffeeküche.“
Und ich nicke und lächle, denn ich habe eine noch schönere Idee. Benni sieht mich amüsiert, erwartungsfroh an. „Du hast doch noch was vor? Und was?“
„Das wirst du schon sehen.“
Ich stehe auf, bereite genüsslich den Kaffee zu, stelle die fünf Latte-Gläser auf ein Tablett; Milch und braunen Zucker dazu, würze mit einer großen Prise Staub und balanciere das Ganze in den Besprechungsraum. Der Alte sitzt da mit fünf arrogant blickenden Kunden. Es geht um einen neuen, wichtigen Auftrag (was ich erst hinterher erfahre, muss ich zu meiner Verteidigung gestehen).
„Danke, Frau Blume. Stellen Sie sie bitte da hin.“
Die anderen Herren ignorieren mich, da ich ja ganz offensichtlich nur die Kaffeetante bin. Oh ja, ich bin emanzipiert und habe gerade deshalb ein Problem damit, Kaffee zu bringen. Zumindest Männern wie dem Alten.
Und schwupps kippeln die Latte-Gläser gefährlich auf meinem Tablett herum, und durch einen kleinen, unauffälligen Schubs fallen vier ganz um und landen auf diversen Anzughosen.
„Aaaah, sind Sie wahnsinnig, meine Eier!?“, schreit der Alte auf. Und einer der Kunden, deren Chef, japst ebenso laut. „Verdammt noch mal, was haben Sie hier denn für Personal?!“
„Das tut mir jetzt aber soo leid“, stammle ich gespielt reumütig, und ein

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