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Himbeersommer (German Edition)

Himbeersommer (German Edition)

Titel: Himbeersommer (German Edition)
Autoren: Anja Saskia Beyer
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nicht?“
„Nicht. Also sag.“
„Naja, wenn du ihn eh nicht zurück magst, kann ich es dir ja sagen.“
Ich starre sie an, und wieder wird mir übel. „Du hattest mal was mit Tobias?“
Sie zögert eine Sekunde und nickt dann beschämt, entschuldigt sich schnell. „Es tut mir so leid, Nora, ich wollte es dir nie sagen, wir waren betrunken, also Tobias noch mehr als ich …“
Ich stehe erschüttert auf. „Ihr habt miteinander geschlafen?!“
Sie nickt, ihre Finger krallen sich im Sofa fest.
„Wann?“, frage ich tonlos „und wie lange ging das?“
Jacky sieht mich unter Tränen an und stammelt: „Erinnerst du dich an dieses verkorkste Silvester, vor drei Jahren?“
     
Ich erinnere mich. Wir hatten ein paar Gäste geladen, aber alle hatten nach und nach abgesagt, wie das Silvester oft so ist, wenn plötzlich doch noch jeder eine Einladung auf eine bessere Party bekommt. Nur Jacky, Tobias und ich waren übrig geblieben. Ich fand die Vorstellung nicht so grandios, zu dritt zu feiern. Aber ich wollte meiner besten Freundin, die sonst keine Einladung hatte, natürlich nicht absagen. Also hatten wir ein Fondue geplant, alles vorbereitet, alles geschmückt. Dann kam der Anruf meiner Mutter. Ihr jüngerer Lover hatte sie verlassen und sie klang, als springe sie gleich aus dem fünften Stock. Ich bin sofort zu ihr gerast, und Tobias und Jacky hatten alleine ins neue Jahr gefeiert! Meine Mutter war sturzbetrunken, kotzte die ganze Nacht, und ich bin die ganze Zeit bei ihr geblieben, um für sie da zu sein und die Bettwäsche zu wechseln. Ich hatte Tobias angerufen, dass ich bei ihr schlafe, und ich erinnere mich, dass er es nicht so schlimm fand!
     
Ich sehe Jacky an, und meine Welt, in der auf eine beste Freundin immer Verlass ist, in der eine Freundin einen nie belügt und auf gar keinen Fall mit dem eigenen Freund betrügt, bricht gerade scheppernd wie der Turm von Lisas bunten Plastikhütchen zusammen. Meine Beine sind wie gelähmt. Mit eisernem Willen befehle ich ihnen, einen Schritt vor den anderen zu setzen und so stakse ich wortlos, und in meinen Grundfesten zerstört, aus Jackys Wohnung.
     
Daniel ist völlig überfordert mit mir als heulendem Elend, denn er sah in mir bisher immer die starke Frau. Ich verstehe beim besten Willen nicht, wieso.
„Hey, pscht, Bella, ganz ruhig. Wieso hast du dich denn mit Jacky so gestritten?!“
„Wir haben uns nicht gestritten“, heule ich ihn voll. „Es ist aus, ich will diesen Namen nie wieder hören, verstanden?!“
Alle weiteren Versuche, mich zum Sprechen zu bringen, enden in einer Wutsalve über treulose Tomaten-Freundinnen und dass ich einfach meine Ruhe haben will.
Daniel tut das, was ein Mann in so einem Fall tun muss.
Er geht. Mit Lisa einmal um den Block. Denn Lisa weint, vermutlich weil ihre Mutter weint. Wie konnte mir Tobias das nur antun?!, zermartere ich mein Hirn. Und vor allem, wie oft hat er mich noch, mit welcher meiner anderen Freundinnen und in welchen Stellungen betrogen?!
     
Bewaffnet mit einem Fernrohr und zu allem entschlossen, biege ich wie eine Amazone in die Himbeersiedlung ein.
Ich will sehen, ob er leidet, ich will sehen, ob Patrizia bei ihm ist.
Da ich schon lange nicht mehr hier draußen war, bin ich erstaunt, wie grün alles geworden ist. Bambusse wiegen sich am Spielplatzrand im Wind, die Weigelien, Hortensien und der Sommerflieder sind schön gewachsen. Wie sehr hatte ich mich auf unseren eigenen kleinen Garten gefreut, wie schade, dass Lisa nun nicht hier spielen kann, umgeben von wilden Himbeeren.
Magda scheidet als einzige meiner Freundinnen als Ex-Gespielin von Tobias aus, da sie lesbisch ist (ich traue ihm plötzlich alles zu, schließlich ist er auch nur ein Mann!). Sie ist meine einzig wahre, beste Freundin und freut sich sehr, mich zu sehen.
„Nora, du siehst aus wie die Rächerin der Enterbten“, lächelt sie mich an. „Komm rein, ich habe gerade einen Tee gemacht.“
Wir sitzen bei ihr neben den Tomaten auf der Veranda, und Magda hört mir sehr ernst zu. Als ich meine Schimpftirade auf Jacky beendet habe, nimmt sie meine Hand.
„Also, irgendwie glaub ich das alles nicht.“
„Genauso ging es mir auch. Tobias!? Das hätte ich nie von ihm gedacht. Und von Jacky, naja, jetzt wo ich’s weiß … Sie fand Tobias wirklich schon immer aufregend. Und chronisch untervögelt war sie damals auf jeden Fall - wie fast jede Alleinerziehende.“
„Nora“, unterbricht mich Magda lieb. „Ich hab dir doch mal erzählt, dass ich mir
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