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Hilflos in deinen Armen

Hilflos in deinen Armen

Titel: Hilflos in deinen Armen
Autoren: MARGARET MOORE
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dafür, dass Ihr auf Einnahmen angewiesen seid. An erster Stelle sollte indes Eure Sicherheit stehen.“
    Entschlossenheit und Starrsinn blitzten in ihren grünen Augen. „Burggerichte sind zur Aufrechterhaltung des Friedens auf dem Besitz unerlässlich. Was als kleine Meinungsverschiedenheit beginnt, die sich leicht auf einer Schlichtungsversammlung ausräumen lässt, kann zu einem handfesten Krach ausarten, wenn man den Streit schwelen lässt.“ Sie reckte das Kinn, was ihr ein bemerkenswert trotziges Aussehen verlieh. „Hier auf Averette führe immer noch ich das Kommando, oder? Also – solange Ihr nicht nachweisen könnt, dass ich in unmittelbarer Gefahr schwebe, wird der Burgthing wie vorgesehen stattfinden.“
    Frederic hieb in dieselbe Kerbe, wenngleich ihn niemand um seine Meinung gebeten hatte. „In Eurer Gegenwart ist das ganz bestimmt ungefährlich für sie, Sir Bayard. Ihr führt die Klinge ja noch besser als Euer Bruder.“ Er beugte sich etwas vor und wandte sich an die Gastgeberin. „Er hat Euch doch von der Gerichtsverhandlung berichtet, oder? Aus der Lord Armand als Sieger hervorging?“
    Die Burgherrin guckte verwirrt. „Von einer Verhandlung hat Sir Bayard nichts erwähnt.“
    Frederic grinste von einem Ohr zum anderen, wodurch er noch mehr als ohnehin einem eifrigen Hundewelpen glich. „Weil er zu bescheiden ist, um mit seinem Bruder zu prahlen. Aber Ihr, Mylady, Ihr könnt mit Fug und Recht stolz sein auf Euren Schwager, Lord Armand. Es war ein Sieg auf ganzer Linie.“
    „Dass Bescheidenheit zu Sir Bayards Tugenden zählt, hätte ich gar nicht gedacht“, murmelte Lady Gillian.
    Bayard fasste den Stiel seines Weinpokals fester. Wahrscheinlich gehörte dieses Frauenzimmer zu den bissigsten in ganz England! „Ich hielt es für nicht der Rede wert“, grummelte er. „Da Armands Unschuld erwiesen und der wahre Verräter überführt wurde.“
    „Verrat?“, entfuhr es dem Burgvogt. „Der Mann, der Lady Adelaide geheiratet hat, der war des Hochverrates angeklagt?“ Er war fassungslos, als habe er im Leben noch nicht so etwas Schauderhaftes gehört.
    „Fälschlicherweise!“, betonte Bayard. „Und für unschuldig befunden.“ Ihm wäre es lieber gewesen, Frederic hätte Armands neuestes Ungemach erst gar nicht erwähnt, zumal jetzt der gesamte Burgsaal in gespanntem Schweigen zuhörte – was kein Wunder war.
    Abrupt stand Lady Gillian auf. „Eigentlich hatte ich vor, die folgende Mitteilung auf der Burgversammlung zu verkünden“, sagte sie mit klarer Stimme, die bis in den hintersten Saalwinkel drang. „Allerdings wurde das Geheimnis ja schon heute Abend hier gelüftet. Wie mir erst kürzlich zugetragen wurde, hat sich meine Schwester Lady Adelaide offenbar mit Lord Armand de Boisbaston vermählt.“
    Bestürzung lief wie eine Welle durch den Burgsaal, ungläubiges und aufgeregtes Geraune brandete auf, Gesinde und Burgwehrsoldaten guckten einander verdutzt an. Hinten bei der Tür, die in den Küchengang führte, tuschelte die rothaarige Magd hinter vorgehaltener Hand mit einer andere jungen Frau, ebenso wie die Gäste, die an den Tischen saßen oder in Grüppchen zusammenstanden.
    „Der Ritter da, dieser Sir Bayard de Boisbaston, der ist der Bruder des Bräutigams!“
    Wieder erhob sich Gemurmel, diesmal indes weniger aufgeregt und argwöhnisch. Bayards Mannen wanden sich unbehaglich auf ihren Bänken, spürten sie doch die plötzliche Anspannung in der großen Halle. Es war, als brause ein kalter Windstoß durch den Saal, der alle bis auf die Knochen erschauern ließ – außer Bayard, der lächelte, als könne er kein Wässerchen trüben. Als sei er geradezu entzückt darüber, dass die Beißzange oben an der Ehrentafel nun seine Verwandte war.
    „Sicherlich fürchten manche von euch, dass ein neuer Lehnsherr auf Averette regiert“, fuhr Lady Gillian fort, die zusammengeknüllte Serviette in der Faust. „Dem ist nicht so. Lady Adelaide hat mir ihr Wort gegeben, dass Averette stets unter meiner Führung bleiben wird. Dazu steht sie auch weiterhin, trotz ihrer Heirat.“
    Wie sonderbar das auch sein mag, dachte Bayard düster.
    Ein allgemeiner Seufzer der Erleichterung durchlief den Saal. Bayards Skepsis gegenüber einer Frau an der Spitze der Burg wurde wohl von den männlichen Untertanen nicht geteilt.
    Dass hier anscheinend alles anders lief, lag vielleicht am verstorbenen Lord von Averette, von dem Armand ihm schon einiges erzählt hatte. Der Vater von Lady Gillian war ein
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