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Hilflos in deinen Armen

Hilflos in deinen Armen

Titel: Hilflos in deinen Armen
Autoren: MARGARET MOORE
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Ach, der Stolz und die Torheit der Jugend! Eines Tages würde auch Frederic vermutlich lernen, dass weibliche Bewunderung nicht immer etwas Gutes darstellte, dass nicht jede Verehrerin die Liebesmüh lohnte und es durchaus nicht immer einem Triumph gleichkam, wenn man in ihrem Bett landete.
    Von der Burg drang ein Warnruf herüber.
    Die Wache war also in Alarmbereitschaft. Angesichts der zu übermittelnden Nachricht hielt Bayard es für geboten, die Begegnung, die ihm nunmehr bevorstand, möglichst rasch hinter sich zu bringen. Er befahl seinen Männern, das Tempo zu beschleunigen, und ließ sein Pferd mit kurzem Fersendruck in leichten Trab übergehen.
    Als sie sich dem Burgtor näherten, kam plötzlich ein Knabe hinter einem mit leeren Körben beladenen Bauernwagen hervorgesprungen. Wie ein aufgescheuchter Fasan flitzte der Bengel quer über die Dorfstraße auf die Pforte eines windschiefen Stangenzauns zu.
    Fluchend zerrte Bayard an den Zügeln, und zwar so heftig, dass sich sein Hengst Danceur aufbäumte und empört wieherte. Fast gleichzeitig und gleichsam wie aus dem Nichts tauchte im Vorgarten eine Frau auf. So ungestüm, dass das obere Lederscharnier vom Zaunpfosten flog, riss sie das kleine Tor auf, schnappte sich den Knirps und floh mit dem Jungen auf dem Arm zurück in den gepflegten Garten. Das Kind an sich gepresst, starrte sie aufgebracht den Ritter an, als habe der den Kleinen vorsätzlich über den Haufen reiten wollen.
    Mit pochendem Herzen, als hätte er gerade einen Überfall überstanden, erwiderte Bayard den Blick. Er hatte dem Knirps kein Haar gekrümmt, aber es wäre auch nicht seine Schuld gewesen, wenn dem Kleinen, der ihm quasi direkt ins Pferd gerannt war, doch etwas zugestoßen wäre.
    Genau das wollte er der undankbaren Bauersfrau gerade erklären, da fiel ihm der Auftrag ein, der ihn hergeführt hatte. Hilfe sollte er bieten, nicht Zwist, und daher schluckte er seinen Ärger hinunter. In der Annahme, ein paar klingende Taler würden die Wogen der Empörung schon glätten, stieg er aus dem Sattel und stapfte durch das ramponierte Tor auf Mutter und Kind zu.
    Der Knirps, ein etwa sechsjähriger Bub, sah den Ritter aus kugelrunden Augen ehrfürchtig an, während die Mutter nach wie vor ein finsteres Gesicht zog. Gekleidet war sie in schlichte Bauerntracht aus hellbrauner Wolle, und ihr honigbraunes Haar war von einem Linnenschleier bedeckt. Eine ausgesprochene Schönheit konnte man sie zwar nicht nennen, doch dafür hatte sie offenbar Temperament. Nun hatte Bayard normalerweise nichts gegen heißblütige Frauen einzuwenden, schon gar nicht im Bett, doch wenn sich diese Eigenschaft gegen ihn richtete, hielt sich seine Begeisterung in Grenzen.
    Jetzt kam ein vierschrötiger Mann in grober, selbst gesponnener Bauernwolle hinter der Kate hervor. Verdattert, als habe er noch nie einen Edelmann mit Geleitschutz gesehen, ließ er den Blick von Bayard über Frederic zu den berittenen Soldaten auf der Dorfstraße wandern und von dort wieder zurück zu der Frau.
    Vielleicht wunderte er sich aber auch nur darüber, dass ein Ritter in seinem Vorgarten stand.
    Die Frau reichte dem Mann den Knaben, verschränkte die Arme vor der Brust – wobei sie ungewollt erkennen ließ, dass sie einen sehr hübschen Busen hatte – und wandte sich ohne einen Hauch von Unterwürfigkeit oder Ehrerbietung an Bayard. „Was habt Ihr hier zu schaffen, Herr Ritter?“
    „Was fällt dir ein?“, entrüstete sich Frederic. „Eine Frechheit, in einem solchen Ton mit einem Edelmann zu sprechen!“
    „Halt dich zurück, Junge!“, knurrte Bayard und bedachte seinen empörten Knappen mit einem mahnenden Blick.
    Schon mit den ersten Worten, die ihr über die vollen, missmutig verkniffenen Lippen kamen, hatte sich die vermeintliche Bauersfrau verraten. In ihrem Tonfall fehlte der bäuerliche Dialekt, der ländliche Singsang.
    Bayard setzte den Helm ab, klemmte ihn sich unter den Arm und verneigte sich. „Seid mir gegrüßt, Mylady. Ich bin Sir Bayard de Boisbaston und bringe Euch Neuigkeiten von Eurer Schwester.“
    Nicht ganz unerwartet für Bayard blitzten die grünen Augen der Frau überrascht auf, doch das Leuchten verlosch schnell. Sie versuchte auch gar nicht erst, sich zu verstellen. „Was für eine Nachricht sollte das sein?“, fragte Lady Gillian d’Averette kühl. „Und überhaupt: von welcher meiner Schwestern?“ Sie tat so, als sei es für sie alltäglich, vor Bauernkotten Zwiesprache mit Rittern zu halten,
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