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Hilflos in deinen Armen

Hilflos in deinen Armen

Titel: Hilflos in deinen Armen
Autoren: MARGARET MOORE
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Averettes Wohlstand mehrten und es in Notzeiten verteidigten. Sie sah Männer und Frauen mit Namen, Gesichtern, Familien, Hoffnungen und Träumen. Menschen wie den jungen Davy zum Beispiel, der mehr über die Geschichte dieses Dorfes und seiner Bewohner wusste als sonst jemand. Oder Old Davy – für sie so etwas wie ein Großvater. Sein Weib war mütterlicher zu ihr gewesen, als es die eigene, stets kränkelnde Mutter jemals hatte sein können.
    Sie kannte den Müller und den Bäcker mit ihrem ewigen Hader, den Schankwirt Sam und seine Schankmagd Peg, den wortkargen Kerzenmacher, der einem kaum drei Worte gönnte. Sie sah Menschen wie Hale, den Flurschütz, Vater des kleinen Teddy, den Sir Bayard um ein Haar über den Haufen geritten hätte. Der Zwischenfall war dem edlen Ritter anscheinend nicht sonderlich nahegegangen. Vermutlich war er der Ansicht, mit einem Sümmchen ließe sich die Sache bestimmt angemessen aus der Welt schaffen.
    Viele andere wären noch zu nennen gewesen, jeder Einzelne einzigartig, manche liebenswerter als andere, doch allesamt ihrem Schutz anvertraut – wie das gesamte Gesinde, die Burg und das Gut.
    Und wahrhaftig, für diesen Schutz gedachte sie auch zu sorgen. Bis zum allerletzten Atemzug, ganz gleich, wer gerade auf dem Thron sitzen mochte.
    Als sie sich dem Vorwerk nährten, kamen ihnen zehn Mann der Burgwehr im Laufschritt entgegen. Einer gespickten Mauer gleich verwehrten sie den Ankömmlingen mit eingelegten Lanzen den Zutritt. Das Fallgatter war herabgelassen, das Innentor geschlossen. Etliche Bogenschützen gingen auf den Zinnen in Stellung.
    Bayard hatte nichts anderes erwartet. „Hervorragend ausgebildet, Eure Leute“, bemerkte er, als er und Lady Gillian stehen blieben. Es war der Versuch, so etwas wie einen Waffenstillstand herzustellen.
    Gillian platzte schier vor Stolz, als hätte sie die Soldaten persönlich gedrillt. „Allerdings!“, entgegnete sie, um dann mit lauter, klarer Stimme zu rufen: „Alles in Ordnung!“
    Über die Mienen der Burgsoldaten huschte ein merkwürdiger Ausdruck, der Bayard nicht entging. Anscheinend bedeutete er, dass keineswegs alles in Ordnung war. Die Burgherrin hatte wohl nur zu verstehen gegeben, dass keine unmittelbare Gefahr drohte, man aber trotzdem kampfbereit bleiben solle.
    Langsam ging das Fallgatter hoch. Die Lanzenträger teilten sich in zwei Reihen, schwenkten nach links beziehungsweise rechts und bildeten beiderseits der Zufahrt zum Burgtor eine Gasse. Brav marschierte Bayard im Gleichschritt neben der Hausherrin durch das mächtige Torhaus hinein in die Vorburg, die einen Appellplatz, einen Garten, ein Schmiedewerkstatt und einen runden, steinernen Taubenschlag umfasste. Bayard erkannte, dass er mit seiner anfänglichen Vermutung richtig gelegen hatte: Der von der Landstraße aus sichtbare Teil der Ringmauer ließ beileibe nicht auf die wirkliche Größe der Befestigungsanlage schließen. Die Burg war birnenförmig angelegt, mit Burgtor und Vorwerk am schmalen Ende.
    Durch eine massige, mit eisenbeschlagenen Eichenbalken bewehrte Torhalle gelangten sie in den Innenhof der Hauptburg. Nach Bayards Einschätzung war die Feste in den letzten fünfzig Jahren entstanden, wenngleich der runde, jenseits des Rittersaals aufragende Bergfried erkennbar älter war. Nach den schwarzen Rußflecken unter einigen der schmalen Schießscharten zu urteilen, hatte der Turm schon des Öfteren gebrannt. Dass er gleichwohl noch stand, zeugte vom Können der Baumeister und der Güte des Mörtels.
    Die Hauptgebäude innerhalb der Innenmauer bestanden aus dem großen Burgsaal, der Burgkapelle, dem Zeughaus, den Stallungen sowie der Küche, die über einen Gang mit dem Burgsaal verbunden war. Der an die Westseite des Rittersaals anschließende, zweigeschossige Palas beherbergte die herrschaftlichen Räumlichkeiten, eventuell auch einige Kammern für Gäste. Falls nicht, so vermutete Bayard, mussten er und Frederic wohl mit den Soldaten und dem männlichen Gesinde im großen Saal übernachten.
    Im Gegensatz zu vielen Burgen lagen nicht haufenweise Fässer oder Körbe draußen herum; nirgendwo sah man beschädigte Karren oder sonstige Gegenstände, die man einfach an Ort und Stelle liegen oder stehen gelassen hatte, bis sie instand gesetzt werden konnten. Ja, der Burghof war beinahe peinlich sauber. Lediglich von den Ställen wehte ein Hauch von Mistgeruch herüber, was aber wiederum auch nur bedeuten konnte, dass sie oft ausgemistet wurden.
    Zwar ließ
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