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Hilfe ich bin berühmt

Hilfe ich bin berühmt

Titel: Hilfe ich bin berühmt
Autoren: Mary Scott
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die Böschung, auf die er langsam, aber unerbittlich zugerollt war, fiel ziemlich steil ab. Zögernd setzte sie sich ins Auto, zog die Handbremse fest an und ging dann um den Wagen herum, um zu sehen, welche glückliche Fügung die Fahrt des Wagens aufgehalten hatte. Sie entdeckte einen großen Stein, der von der Böschung heruntergerollt war und das Rad blockierte, und nun seufzte sie erleichtert auf. Zusammen mit der Bremse würde das den Wagen sichern, denn sie begann sich darüber klarzuwerden, daß sie wahrscheinlich die Nacht darin verbringen mußte.
    Dankbar für den Unterschlupf, kletterte sie kalt, naß und verängstigt ins Auto zurück. Wo war sie genau? Sie kannte diese Straße nicht gut, denn sie war noch immer einige Meilen von der Buschstraße entfernt, und soweit sie sich erinnerte, auch von der nächsten Farm. Selbst wenn sich eine in der Nähe befinden sollte, konnte sie an einer unbekannten Tür nicht so sonderbar gekleidet auftauchen.
    Sie suchte im Kofferraum und fand eine Decke. Es gab keine andere Möglichkeit, als sich mit einem fröstelnden Gefühl auf die Nacht einzurichten. Bestand irgendeine Hoffnung, daß ein Wagen die Straße hinauf- oder hinunterfuhr? Als Warnzeichen ließ sie ihr Licht an und beschloß, das Problem des Anstands dann zu lösen, wenn das Unwahrscheinliche geschehen sollte.
    Eine Stunde später kam sie zu dem Schluß, daß es nicht nur unwahrscheinlich, sondern ein Wunschgedanke war, sich vorzustellen, daß irgendein Auto sich in einer solchen Nacht hinauswagte, es sei denn, es handelte sich um einen dringenden Notfall. Vielleicht jemand, der ins Krankenhaus gefahren wird, oder jemand mit einem gestohlenen Auto, der vor der Polizei flieht.
    Die letzte Möglichkeit fand sie besser als die erste. Ein Krankenhausfall bedeutete große Eile; sie würden nicht warten, um eine einsame, sonderbar gekleidete Frau zu retten; ein flüchtiger Häftling könnte vielleicht gerade so lange anhalten, daß sie Zeit hatte, ins Auto zu springen und ihn irgendwohin zu begleiten. Als Anreiz konnte sie ihm sogar ein Bett für die Nacht anbieten, dachte Tessa unbekümmert.
    Aber in dieser schrecklich verlassenen Gegend schien niemand schwer krank zu sein, und niemand flüchtete vor der Polizei. Die Straße war wie ausgestorben, und als Tessas Uhr zehn anzeigte, gab sie die Hoffnung auf, aß den Riegel Schokolade, den sie Don hatte mitbringen wollen, und beschloß zu schlafen. Was am nächsten Morgen passieren würde, kümmerte sie nicht; sie dachte auch nicht im entferntesten daran, daß ihre Aufmachung bei Tageslicht noch mehr auffallen würde; wenn Rettung kam, war es noch immer früh genug, sich darüber Gedanken zu machen, und eine Decke war eine große Hilfe. Sie hätte nur gerne zwei davon gehabt, denn jetzt war es sehr kalt.
    Ihre Gedanken, die an diesem ereignisreichen Tag streng geordnet gewesen waren, kehrten jetzt unvermeidlich zu Kenneth Munro zurück, und gegen ihren Willen erlebte sie noch einmal den gräßlichen Augenblick, als sie gesehen hatte, wie er ihr Gesicht durch die Fischschuppen anstarrte. Seinen Gesichtsausdruck würde sie nie vergessen. Es gab keinen Zweifel an seinen Gefühlen — aber er hätte ihr die Gelegenheit geben können, alles zu erklären. Na ja, wahrscheinlich hatte er es nicht für wichtig genug gehalten, und das zeigte ihr, wie albern sie gewesen war, sich vorzustellen... Aber was hatte sie sich vorgestellt? Die Nüchternheit, durch Kälte, Hunger und Nässe gefördert, brachte sie dazu, laut auszurufen: »Na ja, in deinem Alter hättest du das besser wissen sollen... Und vielleicht fühlst du dich sonst nicht alt, aber heute abend ja — alt und elend, und wahrscheinlich säst du den Samen für ein rheumatisches Fieber, indem du die ganze Nacht hierbleibst.«
    Wie immer löste sich das Selbstmitleid in Belustigung auf. Schließlich, was war schon eine unbequeme Nacht? Die Pionierinnen hielten Schlimmeres aus; sie hatte von ihren Entbehrungen gelesen — lecke Hütten, Hochwasser, Hunger und schreckliche Krankheiten. Aber plötzlich erinnerte sie sich unruhig an Munros Worte: »Warum hören Sie nicht auf, eine Pionierin zu spielen?« Er hatte recht gehabt; entgegen all ihrer Behauptungen hatte sie eine Rolle gespielt — und jetzt merkte sie, daß diese Rolle zu Ende war. Bald würde sie hier nicht mehr gebraucht werden; Don würde heiraten, und Thea würde viel besser für ihn sorgen, als sie es je getan hatte. Sie würde zurückkehren — nicht in
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