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Hilfe, die Googles kommen!

Hilfe, die Googles kommen!

Titel: Hilfe, die Googles kommen!
Autoren: Tobias Mann
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meiner gesamten Internetlaufbahn ein Angebot aus einer Spam-E-Mail angenommen habe. Weder rollige Rumäninnen, billige Bürostühle, fesche Fahnenmasten noch vitalisierendes Viagra, geheimes Glücksspiel oder wohlfeile Wildlederjacken konnten mich jemals dazu bewegen, auf dubiose E-Mail-Offerten einzugehen. 163
    Die Tatsache, dass heute immer noch täglich Millionen und Abermillionen Spam-Mails an erschlichene Empfängeradressen rausgehauen werden, zeigt aber, dass stets mindestens ein Schwachmat dabei ist, der den Bürostuhl ab Werk aus ­Papua-Neuguinea importieren möchte. Und da die Mailing­aktionen den Spammer fast nichts kosten, wird natürlich ab dem ersten Schwachmaten verdient. Also werden uns wahrscheinlich noch in dreißig Jahren die rolligen Rumäninnen »Geil, geil, komme, komme, du!« aus den E-Mails entgegenrufen.
    Sind diese Spam-Mails wenigstens noch als solche zu erkennen, gibt es im Gegensatz dazu jene Nachrichten, bei denen erst hinter der Fassade mancher Spammer seine hässliche Fratze zeigt. Trickbetrüger, die sich vor Jahren noch als Clowns verkleidet Zugang zur geriatrischen Klinik verschafft hätten, um bettlägerigen Senioren ihr Telefongeld aus dem Nachttisch zu klauen, setzen heute auf Hightech und Internet.
    Ich habe verschiedene Varianten des E-Mail-Betrugs typologisiert:
    E-Verarsche 1: Der Irrläufer
    Diese Nachrichten wirken so, als seien sie ursprünglich an jemand ganz anderen geschickt worden und total zufällig in Ihrem Postfach gelandet. Klar, nicht wahr? Zwinker, zwinker!
    Gerne verwendete Textbausteine sind beispielsweise »Hallo Petra! Anbei die heißen Bilder von unserem gemeinsamen Schaumbad. Mensch, was waren wir nass. Gruß, Tina«, oder »Hallo Peter, bitte gib das Dokument anbei niemandem weiter. Es ist die Lizenz zum Gelddrucken. Willkommen im Club der Millionäre, dein Klaus«, oder auch »Hallo Herr, wie besprocht. Du sehen will Anne Hatheway 164 nackt, also kuckst in den Zip am Boden von die Text.«
    Tatsächlich hängen zumeist ausführbare Dateien an den Mails, die entweder Würmer, Trojaner oder sonstige Schädlinge auf dem Rechner des – wahlweise geilen oder gierigen – »falschen« Empfängers installieren. Ab diesem Zeitpunkt hat sowohl die nasse Tina als auch der mutmaßliche Intimfreund von Anne Hathaway Zugriff auf den Computer und kann von nun an sensible Daten auslesen oder sonstigen Schindluder damit treiben.
    Seien wir mal ehrlich: Wer auf diesen Trick reinfällt, hat es eigentlich nicht besser verdient. Nein, nicht, weil er mit Vorsatz in E-Mails gestöbert hat, die eigentlich nicht für ihn bestimmt sind, sondern weil er gegen die urälteste aller Regeln für E-Mails von unbekannten Empfängern verstoßen hat: Auf dubiose Anhänge klickt man nicht! 165
    Was auffällt, ist der Fokus solcher Schadmails vor allem auf männliche User. Frauen scheinen für die Spammer kein interessantes Ziel zu sein. Wenn die Weltsicht der Internetbetrüger aber auf dem Klischee fußt, Männer seien geld- und notgeil, ließen sich in ähnlich plumper Art doch auch »weibliche« Irrläufer produzieren: »Hallo Petra! Anbei die Zugangsdaten zum Zalando-Großeinkäuferbereich mit den Hammerpreisen. Aber psssst! Gruß, Tina.«
    Oder »Hallo Frau, wie besprocht. Kuck in Zip am Boden von die Text für echten Handynummer von Pattinson Robert und Clooney George«.
    E-Verarsche 2: Der Deal des Lebens
    Diese außerordentlich kreative Art von Trickmails macht mir am meisten Spaß.
    Die Autoren schicken dem Empfänger eine ausführliche, fantasievolle Geschichte, die sie an Tastaturen ohne Umlaute und mit Hilfe billiger Übersetzungsprogramme erstellt haben. Oft sind diese Nachrichten so wunderbar falsch formuliert, dass ich beim Lesen schon Tränen gelacht habe.
    Allen diesen E-Mails gemein ist die »Tatsache«, dass der Absender dem natürlich ganz gezielt ausgesuchten Empfänger – zwinker, zwinker! – eine einmalige Geschäftsidee vorschlagen möchte. Na, klar! Diese Geschäftsidee ist das E-Mail-Pendant zu einem James-Bond-Film: an den Haaren herbeigezogen, aber in sich plausibel und schlüssig.
    Eine schöne Variante ist zum Beispiel die »nicht abgeholte Erbschaft«. Dabei richtet sich der Mitarbeiter der Bank XY/des Anwaltsbüros XY/der Botschaft XY mit Namen Ndougo Wanabe/Carlos Diaz/Daeng Gung an den Empfänger, weil die Erbschaft eines deutschen Großindustriellen/Öl-Magnaten/Selfmade-Millionärs, der in Johannesburg/Brasilien/Thailand mit dem
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