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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe
Autoren: Sonia Marmen
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Kind schwenkte die Fäustchen: Gabriel… Zwei Tage nach der Entbindung hatte Madeleine sie gedrängt, sich endlich für einen Namen zu entscheiden. »Wenn du ihm keinen gibst, Isa, dann muss ich es tun!«, hatte sie gemeint. Der Priester wartete darauf, das Kind taufen zu können. Schließlich konnte man nicht wissen, ob das Neugeborene wirklich lebensfähig war.
    Isabelle interessierte sich weder für das Kind noch für sonst etwas und hatte sich keine Gedanken über einen Namen gemacht. Pierre hatte den Wunsch geäußert, das Kind möge nach ihm benannt werden, doch Isabelle hatte sich aus reinem Widerspruchsgeist geweigert und als Vorwand angeführt, wie ärgerlich es auf lange Sicht sein müsse, wenn in einem Haushalt zwei Personen den gleichen Namen trügen. Da würde es ja ständig zu Verwechslungen kommen…
    Zuerst hatte sie an Charles gedacht, dann an Hubert. Aber die Erinnerung an das nicht eingelöste Versprechen ihres Vaters hatte sie davon abgebracht. Alexander oder Alex kamen ganz offensichtlich nicht in Frage. Pierre hatte den Vornamen seines Vaters vorgeschlagen, Joachim, doch Isabelle hatte nur das Gesicht verzogen. Schließlich war sie nach vielem Grübeln und Zögern auf Gabriel verfallen. Manchen würde es Wunder nehmen, dass sie sich von dem Namen der Straße hatte inspirieren lassen, in der das Kind zur Welt gekommen war. Doch sie konnte immer noch behaupten, der Erzengel selbst habe ihr die Idee zugeflüstert. Wie auch immer, der Name klang recht schön und erweckte keine unangenehmen Erinnerungen in ihr. Nun gut, dann eben Gabriel, wie der Erzengel. Am nächsten Tag war das Kind dann endlich nach dem Ritus der katholischen Kirche auf den Namen Joseph Gabriel Charles Larue getauft worden.
    Seitdem war ein Monat vergangen. Isabelle erholte sich langsam von der Geburt, die sie beinahe das Leben gekostet hätte und an deren letzte Phase sie sich nur noch verschwommen in Form großer Schmerzen erinnerte. Vage vermeinte sie sich an Gabriels Weinen und Madeleines Schreie zu entsinnen. Als Nächstes wusste sie wieder, wie Pierre zu ihr gekommen war, erst am Tag darauf und voller Zorn. Ja, er hatte das Kind gesehen, das gesund und kräftig war und wunderbar gedieh. Doch, er war stolz darauf, einen Sohn zu haben. Aber… »Inzwischen weiß bestimmt jeder Mensch von La Prairie bis nach Verchères, wer wirklich der Vater ist!«, hatte er mit einer Kälte, die sie an ihm bisher nicht gekannt hatte, gebrüllt. Isabelle war das herzlich egal. Für sie kam es nur darauf an, dass Gabriels leuchtend rotes Haar sie daran erinnerte, woher ihr Sohn stammte.
    Ein Weinen stieg aus der Wiege auf, die sich in Schwingungen versetzt hatte. Madame Chicoine warf einen Blick hinein, während sie noch ihrem eigenen Söhnchen auf den Rücken klopfte. Ein lautes Aufstoßen unterbrach Madeleine in ihrer Lektüre, und sie wandte sich in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Verstohlen beobachtete sie dann, wie ihre Cousine reagieren würde, wenn die Amme den Kleinen ablegte, um den anderen Jungen hochzunehmen, der mit lautem Geschrei ihre Beachtung einforderte.
    Isabelle betrachtete das alles mit einer aufgesetzten Gleichgültigkeit, die Madeleine einen Stich ins Herz versetzte. Wie konnte eine Mutter nur ihr Kind weinen hören und dabei so kalt bleiben? Dass eine andere Frau dem Kleinen die Brust gab, ging noch an; in den bürgerlichen Schichten war es üblich, sich eine Amme zu nehmen. Aber dass diese Fremde auch das Bedürfnis des Kindes nach Zuneigung erfüllen musste, war nun wirklich nicht richtig! Seit seiner Geburt hatte Gabriel nicht ein einziges Mal das Glück erlebt, von seiner Mutter umarmt zu werden. Isabelle weigerte sich stur, ihn hochzunehmen. Während der ersten Tage hatte sie ihn nicht einmal ansehen wollen. Madeleine kannte zwar die Freuden der Mutterschaft nicht, doch sie war zutiefst besorgt.
    Isabelle wirkte immer niedergeschlagener und zog sich in sich selbst zurück. Als Madeleine sah, wie sehr sie sich gehen ließ, hatte sie sich entschlossen, nach Justine zu schicken. Nicht, dass sie glaubte, das könne hilfreich sein, aber … etwas anderes war ihr ganz einfach nicht eingefallen. Vielleicht würde es ihre Cousine zumindest ein wenig aufrütteln.
    Gabriels Weinen wandelte sich zu einer Folge gurgelnder, zufriedener Schnaufer. Isabelle, die matt auf ihrem Stuhl saß, betrachtete gleichgültig das Bild, das die Amme und der Säugling abgaben. Unwillkürlich biss sie die Zähne zusammen, als
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