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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe
Autoren: Sonia Marmen
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getan, niemals!
    »O Mama… Nimm ihn zu dir und tröste ihn… Er braucht es so sehr!«
    All dieses Leid, all diese Verbitterung… Alexander litt derartige Seelenqualen, dass der Tod eine Erlösung für ihn war. Und all das wegen eines schrecklichen, furchtbar dummen Missverständnisses …
    »O mein Gott! Hilf ihm, und schenke ihm Frieden …«
     
    Pierre Larue saß an seinem Schreibtisch und starrte in den Cognac, den er in seinem Glas kreisen ließ. Von hier aus konnte er die Schreie seiner Frau hören, die Beschimpfungen und unflätigen Worte, die sie ausstieß. Seine Finger krampften sich um die Lehne des Sessels, und er schloss die Augen.
    Der Alkohol brannte ihm auf der Zunge, im Hals und im Magen wie ein Schwall Säure. Eine Grimasse verzerrte seine bereits von Seelenqualen gezeichneten Züge. Er wünschte sich dieses Kind so sehr, und die Mutter fand er so überaus bezaubernd … Vor Freude war er ganz verrückt. Als er sich bereit erklärt hatte, sich um den Nachlass des Kaufmanns Lacroix zu kümmern, hätte er sich nie vorgestellt, dass sein Leben eine so unerwartete Wendung nehmen würde. Er hatte sich so rasch in Isabelle verliebt, dass sein flatterhaftes Herz, das für gewöhnlich von einer Frau zur nächsten hüpfte, sofort gewusst hatte, dass sie die Richtige war.
    Auf gewisse Weise war ihm klar, dass ihn die List einer Witwe, die nichts anderes im Sinn hatte, als die – leider begründeten  – Gerüchte zu ersticken, die über ihre Tochter in Umlauf waren, in diese Ehe gelockt hatte. Die Dame war so klug gewesen, ihm den Köder vorzuhalten, ehe sie ihm die Wahrheit eingestanden hatte: Isabelle war von einem Schotten verführt worden, der dann mit Murrays Truppen das Weite gesucht hatte. Diese Nachricht hatte ihn zutiefst verstört, und er hatte einige Wochen lang überlegen müssen. Aber seine Gefühle hatten die Oberhand über die Vernunft gewonnen. Er war in die Rue Saint-Jean zurückgekehrt und hatte bei der Witwe um die Hand der jungen Frau angehalten.
    Zunächst hatte er geglaubt, Isabelles Niedergeschlagenheit sei eine Folge ihres Zustands. Doch jetzt wurde ihm klar, dass dahinter ein tiefer Kummer darüber steckte, dass dieser Macdonald sie verlassen hatte. Diese Erkenntnis warf einen Schatten über sein Glück. Heute verfluchte Isabelle den Mann, der sie verführt hatte. Aber was würde morgen sein, wenn sie die Schmerzen der Geburt vergessen hatte? Er hatte nicht vor, sie mit diesem Schotten zu teilen, nicht einmal mit ihren Erinnerungen an ihn. Sie musste vergessen. Er würde seine Frau für sich gewinnen, sie zärtlich umwerben und mit Schätzen überhäufen. Damit sie diesen Soldaten vergaß, war er zu allem bereit…
     
    Keuchend richtete Isabelle sich im Bett auf. Die Schmerzen schienen ihren Körper entzweireißen zu wollen. Nein, sie konnte nicht mehr! Sie stieß einen weiteren Schwall unschicklicher Schmähungen aus und spürte, wie die neue Wehe ihren Leib folterte. Nun gut! Dann sollte man ihr dieses Unglückskind aus den Eingeweiden reißen, wenn es nur endlich vorüber wäre!
    »Noch einmal, Madame«, ermunterte die Hebamme sie mit ihrer tiefen, fast männlichen Stimme. »Es kommt durch… ja … Genau so … Weiter …«
    Isabelle stöhnte vor Anstrengung, während die große Hand der Frau rücksichtslos in ihrem Inneren wühlte. Der Schmerz war nicht mehr zu ertragen, und sie wollte diese Frau nur noch loswerden, alles wegwischen, alles um sich herum zerschlagen. Noch nie hatte sie so entsetzliche Schmerzen erlebt.
    »Ich hoffe, dass du bereits in der Hölle schmorst, Alexander Macdonald, und dass du genauso leidest wie ich!«, schrie sie mit vor Erschöpfung heiserer Stimme.
    Madeleine löste ihr die Haarsträhnen, die auf ihren Wangen klebten. Die Hebamme drückte auf ihren Bauch. Sie wird das Kind umbringen! Sie wird mich umbringen! Gott, hilf mir! Als sie schon glaubte, schlimmer könne es gar nicht mehr kommen, raubte ihr ein grauenhafter, reißender Schmerz den Atem. Kreischend bäumte sie sich auf, um die Hand der Hebamme abzuschütteln, und spürte, wie sie die Besinnung zu verlieren begann.
    »Mado … Mado…«, flüsterte sie am Ende ihrer Kraft. »Ich schaffe es nicht… ich kann nicht mehr… Es tut zu weh!«
    »Es ist fast vorbei, Isa, du wirst …«
    »Herrgott im Himmel!«, fluchte die Matrone und zog noch kräftiger an dem Kind. »Willst du jetzt herauskommen oder… Ja!«
    Wie ein Champagnerkorken kam das Kind mit einem schmatzenden Geräusch
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