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Hier stinkt's!

Hier stinkt's!

Titel: Hier stinkt's!
Autoren: David Lubar
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zumindest erst dann, wenn mein Gesicht abfiel wie das Fleisch von verkochten Spareribs. Also musste ich ganz besonders vorsichtig sein. Aber ich schaffte es, unbeschadet hindurchzukommen.
    »Geschafft«, sagte ich. Zur Sicherheit atmete ich kurz ein. Es roch nicht, als hätte jemand gerade etwas zum Abendessengebrutzelt. Das war eine Erleichterung. Ich ging zur nächsten Tür. Diesmal gab es nur eine. Schlamm, Wasserdampf, Giftgas … Was noch alles?
    Ich öffnete die Tür und fand es heraus.
    Da war eine Art riesige Maschine mit allen möglichen beweglichen Teilen. Zahnräder unterschiedlichster Art drehten sich. Pfeilartige Spitzen standen heraus und schwangen durch die Luft wie Baseballschläger. Kolben schossen raus in den Gang. Es war kein toller Ort für einen Jungen mit losen Gliedmaßen. Ich hatte keine Lust, in Teilen aus der Anlage hinausbefördert zu werden. In der Mitte gab es einen schmalen Gang, aber von beiden Seiten schossen Kolben und andere Teile hinein. Offenbar hatte VADU genauso ein Faible für tödliche Fallen wie das BUM für explodierende Roboter.
    »Was raten Sie mir?«, fragte ich.
    »Pass auf, wo du hintrittst«, sagte Dr. Cushing. »Ich wünschte, ich hätte einen besseren Rat.«
    Pass auf, wo du hintrittst. Diese Worte hatten mir geholfen, herauszufinden, dass ich mit meinen Augen in unterschiedliche Richtungen sehen konnte. Ich ging zum Anfang des Ganges und ließ meine Augen zu beiden Seiten gleiten.
    Vermassle es nicht .
    Am liebsten wäre ich einfach durchgesprintet, so schnell ich konnte. Aber von all den Spielen, die ich gespielt hatte, wusste ich, dass diese Strategie nur ganz selten funktioniert, und ratsam war sie wirklich nur, wenn man gerade ein neues Level erreicht hat. Dann versucht man es einfach auf gut Glück, und wenn es nicht hinhaut, versucht man es eben noch mal. Aber dies war kein Spiel. Ich hatte keine unbegrenzten Möglichkeiten. Ich musste es beim ersten Mal schaffen.
    Langsam schob ich mich vorwärts. Ein Kolben schoss von links auf meinen Kopf zu. Ich duckte mich und wartete, dann richtete ich mich wieder auf und ging vorsichtig weiter. Eine Kette peitschte von rechts über den Boden. Ich sprang hoch und ließ sie unter mir durchsausen.
    Den restlichen Weg über musste ich mich abwechselnd ducken, zur Seite ausweichen, mich hin- und herwinden und hochspringen. Wenn ich nicht beide Seiten zugleich hätte sehen können, hätte ich es niemals geschafft. Schließlich erreichte ich die nächste Tür.
    »Ich bin unverletzt«, meldete ich. Ich rechnete fast damit, einen Punktestand an der Wand auftauchen zu sehen.
    »Gut. Die Kreatur müsste dort unten sein.«
    Ende des Levels. Zeit, dem Chef gegenüberzutreten. Ich öffnete die Tür, ging hindurch und fand mich auf einem kleinen Vorsprung wieder, hoch über dem Boden. Unter mir war ein gigantischer Bottich, fast zwei Stockwerke hoch. Die Kreatur war darin, sie füllte den ganzen Behälter aus und zitterte vor sich hin. Sie hatte die Farbe von dünnem Eistee und war von schmalen dunkelgrünen Fasern durchzogen, die von der Mitte ausgingen, wie die Äderchen in Smetchinskis Augen. Einige von ihnen reichten bis an die Oberfläche. Grüner Schleim tröpfelte von diesen Punkten. Dutzende Schleimtropfen krochen wie winzige Nacktschnecken über den Rand des Bottichs und liefen an den Seiten herunter und über den Boden.
    Pilzkacke .
    Mitten in dem Schleimmonster sah ich etwas Glühendes und Pulsierendes, wie ein Herz aus Gelee. Dort musste ich hin.
    »Hier ist es«, sagte ich.
    »Sei vorsichtig«, sagte Dr. Cushing.

    Wie um alles in der Welt begab man sich »vorsichtig« in die Mitte eines gigantischen modifizierten Schleimpilzes? Ich hatte keine Ahnung. Aber ich wusste, wie es am schnellsten gehen würde. Die Spitze war nur ungefähr eineinhalb Meter unter mir. Ich hatte letzten Sommer viel Zeit im städtischen Schwimmbad verbracht. Ich konnte gut tauchen.
    »Warte«, rief Dr. Cushing.
    »Was?«
    »Abigail meinte gerade, ich soll dich warnen, dass die Reaktion auf die Hitze ein wenig heftiger sein könnte als ursprünglich angenommen.«
    »Na toll. Ich werd’s mir merken.«
    Ich konnte die Kreatur vor meinen Augen wachsen sehen. Bald würde sie über den Rand des Bottichs treten. Ich hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, was ich tat. Also sprang ich so hoch ich konnte und tauchte in den Schleimbehälter hinein.
    In dem Moment war ich mir nicht sicher, ob ich mich wie ein Held benahm oder wie ein kompletter
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