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Hier stinkt's!

Hier stinkt's!

Titel: Hier stinkt's!
Autoren: David Lubar
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dass ich im Absturz an Tempo zulegte.
    Meine zerrissenen Hosenbeine flatterten wie Drachenschwänze. Mookies Jacke öffnete sich und wehte an beiden Seiten an mir herum, wie nutzlose Flügel.
    Nutzlos?
    Vielleicht ja doch nicht. Mir fiel ein, wie Mookie immer herumgelaufen war und mit den Jackenflügeln geschlagen hatte. Mookie-Flugie. Ich überlegte, ob die Jacke wohl ausreichen würde, um meine Richtung etwas zu beeinflussen. Mehr brauchte ich nicht – nur einen kleinen Schwung in Richtung Abwasserbecken.
    Ich griff mit beiden Händen nach den unteren Enden der Jacke und streckte meine Arme aus, wie Mookie es immer auf dem Schulhof gemacht hatte – und wie ich es als kleines Kind immer getan hatte, wenn ich Superheld spielen wollte. Flügel. Ich hatte Flügel! Mehr oder weniger. Sie schienen ein bisschen Luft einzufangen. Nicht genug, um meinen Flug wirklich zu verlangsamen, aber es reichte aus, dass ich irgendwie lenken konnte.

    Ich glitt durch die Luft, wobei ich vermutlich mehr einem unkoordinierten Flughörnchen ähnelte als einem Vogel, und versuchte, auf das Abwasserbecken zu zielen. Ich sah das Auto. Dr. Cushing stand draußen vor der Fahrertür und starrte zu mir hoch. Sogar von hier oben konnte ich erkennen, dass ihr Gesicht leichenblass war. Abigail und Mookie stiegen aus und stellten sich neben sie. Abigail war auch bleich. Mit Mookie zwischen ihnen sahen sie aus wie ein Tomatensandwich.
    »Du musst bremsen«, schrie Mookie.
    »Das würde ich ja gern!« Ich stürzte immer schneller hinunter. Mir fiel etwas ein, was wir im Physikunterricht gelernt hatten. Je länger man fällt, desto schneller wird man. Abigail hätte bestimmt genau meine Beschleunigungskurve errechnen können. Aber ich hatte für so was keine Zeit.
    Während ich mich im Sturzflug nach rechts bewegte, überlegte ich, wie lange ich wohl noch in diese Richtung lenken musste. Ich wollte auf keinen Fall zu weit rechts landen und den Abwassertümpel verfehlen. Auf der anderen Seite war ein breiter Gehweg aus Metall. Das wäre genauso fatal wie der Parkplatz.
    Der Wind riss mir die Jacke aus den Händen. Sie wurde mir vom Leib gerissen. Aber ich war jetzt genau über dem Abwasserbecken. Ich versuchte mich zu drehen, damit ich mit den Füßen zuerst runterkam. Dies war kein guter Ort für einen Kopfsprung.
    Es schien zu funktionieren. Ich platschte schräg in die Jauche hinein, aber ich hielt mich so gerade, dass ich keinen Bauchklatscher machte. Die Kloake fühlte sich fast so dickflüssig an wie das Schleimmonster. Ich schloss die Augen und presste meine Lippen aufeinander. Ich spürte, wie ein paar Bröckchen von meinen Füßen und Beinen abprallten, während ich tiefer eintauchte. Ich wollte gar nicht darüber nachdenken, woraus dieseBröckchen bestanden. Noch etwas anderes klatschte mir ins Gesicht. Je tiefer ich kam, desto dickflüssiger schien der Schlamm zu werden. Mein Sturz endete genau in dem Moment, als ich mit den Füßen am Boden aufkam.
    »Geschafft!«, keuchte ich.
    Neiiiiin!!!!!! Keine gute Idee. Ich presste den Mund wieder zu und schwamm an die Oberfläche. Dann paddelte ich zum Rand des Beckens und spuckte so viel aus, wie ich konnte.
    Am Zaun traf ich Dr. Cushing. »Alles in Ordnung?«, fragte sie, während ich zu ihr rüberkletterte.
    »Ich denke schon.« Ich sah prüfend an mir runter, um festzustellen, ob ich mir irgendwelche Knochen gebrochen hatte. Es war schwer zu sagen. Ich war von Kopf bis Fuß mit Kloake beschmiert, über einer Schicht von mutiertem Schleimmonster.
    »Das war echt unglaublich!«, rief Abigail.
    »Nächstes Mal will ich mitkommen«, verkündete Mookie. »Das sah echt spitze aus. Du bist geflogen!«
    »Es ist nicht ganz so lustig, wie es aussieht«, bemerkte ich. Ich blickte zurück auf das Abwasserbecken und zeigte auf Mookies Jacke, die mittendrin schwamm. »Soll ich sie dir holen?«
    »Nee, ist schon okay. Meine Mom hat mir schon wieder eine andere gewonnen, und die ist noch cooler.«
    »Kaum zu glauben«, sagte ich.
    »Ich hab mir solche Sorgen gemacht.« Dr. Cushing streckte die Arme aus, als wollte sie mich umarmen, aber dann hielt sie inne und trat einen Schritt zurück.
    Ich konnte es ihr nicht verübeln. »Vielleicht sollte ich kurz in den Fluss springen.«
    »Gute Idee«, meinte sie.
    Ich überquerte die Straße und ging runter zum Ufer. DieIdee, die Kloake in das Wasser zu spülen, gefiel mir nicht, aber schließlich hatte ich gerade die gesamte Ostküste oder vielleicht sogar das
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