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Hibiskussommer

Titel: Hibiskussommer
Autoren: Alyson Noël , Tanja Ohlsen
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dass ich nichts zu befürchten hatte.
    Sobald ich aus dem Laden kam, die kleine braune Tüte fest in der Hand, mit den erbeuteten Kondomen in meinem Besitz, konnte ich fast nur noch daran denken, WIE und WANN ich sie tatsächlich benutzen würde.
    Im Ernst, wenn ich morgens aufwache, kann ich nichts anderes denken als:
    Ist heute der Tag, an dem ich mit Yannis schlafen werde?
    Und da die Zeit verdammt knapp wird, habe ich mir heute Morgen gedacht, dass heute ebenso gut ist wie jeder andere Tag.
    Allerdings hatte ich nicht vorgehabt, es gleich dort am Strand zu tun.
    Aber natürlich, gerade als ich Yannis’ Kuss erwiderte, trat ich mit dem Fuß zufällig gegen meine Tasche, die umkippte und ihren Inhalt in den Sand ergoss. Das wäre mir nicht mal aufgefallen bei all dem Küssen, aber als Yannis dazwischen einmal kurz Luft holen musste, bemerkte er es und begann aufzuräumen.
    Als er das kleine silberne Päckchen fand, sah er mich an und sagte: »Du hast also tatsächlich Kondome gekauft. Ich dachte, die machen Witze.«
    »Was?«, stieß ich hervor und setzte mich so schnell auf, dass mir ein ganzes Planetensystem vor Augen flimmerte, und starrte völlig entgeistert das kleine Päckchen an, meinen peinlichsten Einkauf aller Zeiten, den er in den Fingern hielt.
    »Christos hat es mir erzählt«, sagte er und ließ die Kondome silbern blitzend vor meiner Nase baumeln, als wolle er mich hypnotisieren. »Aber ich glaube, Georgos hat es ihm erzählt. Aber eigentlich hat es mit Katerina angefangen, Marias Mutter. Ihr gehört die Apotheke.«
    »Dein KLEINER BRUDER hat dir erzählt, dass ich Kondome gekauft habe?«, fragte ich, und vor meinem Auge stand augenblicklich eine LISTE DER LEUTE, DIE WISSEN, DASS ICH KONDOME GEKAUFT HABE , während ich verzweifelt versuchte, zu verstehen, wie das hatte passieren können. Gab es denn kein INTERNATIONALES GESETZ ZUM SCHUTZ DER PRIVATSPHÄRE BEIM KAUF VON VERHÜTUNGSMITTELN ? Und wenn nicht, WARUM nicht? »Und wer ist Georgos? DEIN COUSIN Georgos? Und sprichst du von der Maria, die ich meine?« Mir traten die Augen hervor, meine Handflächen waren schweißfeucht, mein Herz hämmerte und mir war ganz schwindelig, als Yannis offensichtlich amüsiert nickte.
    »Du meinst also, die GANZE STADT , nein, streich das, DIE GANZE INSEL weiß, dass ich Kondome gekauft habe?«, kreischte ich am Rand der Hysterie.
    Er nickte. »Und jetzt weiß es auch der ganze Strand«, fügte er lachend hinzu und wies auf die Leute, die uns anstarrten.
    »Oh mein Gott, das kann doch NICHT WAHR SEIN ! Das ist entsetzlich!« Ich verbarg das Gesicht in den Händen, unfähig, ihn anzusehen, unfähig, überhaupt je wieder jemanden anzusehen.
    Aber er lachte nur. »Das ist Tinos«, erklärte er. »Bist du dir immer noch sicher, dass du hier leben willst?«
    »Was soll das denn wieder heißen?«, fragte ich. Ich hob den Kopf, um ihm vorsichtig ins Gesicht zu sehen, und fragte mich, worauf er hinauswollte. Wollte er nicht, dass ich blieb? Hatte er seine Meinung geändert – über mich, über uns? Und wenn ja, war es dann, weil ich die Art Mädchen bin, die Kondome kauft?
    »Colby«, antwortete er und ließ endlich das dumme Silberpäckchen fallen, um mein Gesicht in seine Hände zu nehmen. »Die Dinge sind hier anders. Es ist nicht so, wie du es zu Hause gewöhnt bist. Die Insel ist klein, jeder kennt jeden und die Leute reden nun mal gerne.«
    »Kann man wohl sagen«, gab ich zurück, verdrehte die Augen und fragte mich, wie ich diesen gemeinen Schwätzern wohl je wieder in die Augen sehen konnte, ganz zu schweigen von seinem kleinen Bruder und seinem Cousin und so weiter.
    »Denk dir eine Highschool. Zumindest so eine, wie du sie mir beschrieben hast. Nur ist hier die Highschool nicht so begrenzt – nicht auf einen Ort beschränkt. Hier ist die Highschool überall und es gibt kein Entrinnen. Frag deine Tante Tally, sie weiß es.«
    »Tally weiß auch, dass ich Kondome gekauft habe?«, fragte ich. Es wurde immer schlimmer, und ich fragte mich, ob die Liste jemals enden würde.
    Aber Yannis lachte nur. »Wahrscheinlich. Aber ich wollte damit sagen, dass sie weiß, wie klein die Welt hier sein kann. Warum fragst du sie nicht gelegentlich mal danach? Ihr zwei unterhaltet euch nicht viel miteinander, was?«
    Es ärgerte mich irgendwie, dass er das sagte. Ich meine, wer war er denn, dass er so tat, als wisse er etwas über Tally, was ich nicht wusste? Schließlich war ich diejenige, die gerade schon fast drei Monate mit
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