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Hibiskussommer

Titel: Hibiskussommer
Autoren: Alyson Noël , Tanja Ohlsen
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lachen und gesagt, ich müsse ihn nicht austrinken. Also wenn das übrige Griechenland so schlecht ist wie der Kaffee hier, dann wird der Sommer schlimmer, als ich befürchtet habe.
    5.    Beim Frühstück hat Tally versucht, mir etwas über die Scheidung zu entlocken, aber zum Glück hat sie nicht darauf bestanden, als ich ihr klargemacht habe, dass das nicht auf der Liste meiner Lieblingsthemen steht. Sie hat einfach angefangen, von sich selbst zu erzählen und wie sie vor vierzehn Jahren hierhergekommen ist und es nie bereut hat. Und als ich sie gefragt habe, warum sie dann nicht nach Mykonos gegangen sei, hat sie nur den Kopf geschüttelt und gesagt, das sei nicht ihre Welt. Meiner Meinung nach heißt das, dass sie eine ziemlich hohe Toleranzschwelle haben muss, was Langeweile angeht, denn soweit ich sehen kann, ist das alles, was diese Insel zu bieten hat.
    6.    Nach dem Frühstück wollte ich nett sein und ihr mit dem Geschirr helfen, aber Tally hat nur den Kopf geschüttelt und abgewinkt, deshalb bin ich in mein Zimmer zurück, habe geduscht und erst mal ausgepackt.
    7.    Danach sind wir in die Stadt gegangen (na ja, wenn man das überhaupt »Stadt« nennen kann, es ist eher ein winziges Dorf, aber egal). Dort hat Tally mir gezeigt, wo ihr Laden ist (indem sie ihren Schmuck und so verkauft), die Bank, der Markt und ein paar andere Läden, die mich interessieren könnten – auch wenn das alles so ziemlich in derselben kleinen Straße ist. Als ich sie gefragt habe, wo die großen Läden sind, also eben Supermärkte und Kaufhäuser und so, hat sie nur gelacht und gesagt: »In Athen!«
    8.    Nach meinem Spaziergang in der Stadt sind wir nach Hause zurückgegangen und in ihren Jeep gestiegen und um die ganze Insel gefahren, wo ich noch mehr Dreck, Geranien, Felsen und weiße Häuser gesehen habe.
    9.    Nach zwei Stunden hat sie mich gefragt, ob ich gerne an den Strand gehen wollte, aber ich habe nur den Kopf geschüttelt und gesagt, ich hätte einen Jetlag. Und auch wenn ich nicht weiß, wie ein Jetlag sich wirklich anfühlt, glaube ich, wenn es irgendetwas wie Traurigkeit, Depression und totale und völlige Niedergeschlagenheit auf einmal ist, dann habe ich wirklich nicht gelogen.
    10. Abends bin ich aus meiner Gefängniszelle meinem Zimmer aufgetaucht, um ein Abendessen aus griechischem Salat ( in Ordnung , nein, sogar ganz gut, aber beileibe nicht berauschend) und einem griechischen Eintopfgericht, das ich nicht auszusprechen wage und schon gar nicht buchstabieren könnte, aber es schmeckte wie eine total versaute Lasagne. Dann habe ich Gute Nacht gesagt und bin ins Bett gegangen.
    Ende.
    P. S. Nur gut, dass noch etwa fünfundsiebzig Tage vor mir liegen, die genauso zu werden versprechen wie dieser. Juchuh!

 
    Colbys Tagebuch für Tage, an denen es keine logische Erklärung für die Dinge gibt, die ihr passieren
    19. Juni
    Also anscheinend hat meine Mum keine Witze gemacht. Und das habe ich nur deshalb nicht schon früher erwähnt, weil ich gehofft hatte, dass sie und Tally irgendwie unter einer Decke stecken und irgendein krankes Psycho-Spiel spielen. Aber augenscheinlich bin ich völlig von der Außenwelt abgeschnitten. Denn meine Tante hat nicht nur keinen Computer oder Internetzugang, sie hat auch keinen Fernseher. Und das ist schon seltsam und etwas, an das man sich unmöglich gewöhnen kann. Ich meine, selbst wenn es nur griechische Sendungen gibt, die ich sowieso nicht verstehen könnte, scheint es nicht richtig, gar keinen Fernseher zu haben.
    Allerdings erklärt das, warum meine Eltern sie als verrückt bezeichnet haben.
    Leider ist das noch längst nicht alles, ob ihr es glaubt oder nicht, es gibt noch mehr:
    1.    Sie spricht mit ihren Pflanzen. Im Ernst, sie dankt ihnen, dass sie blühen, wachsen und überhaupt für alles, was sie eigentlich sowieso tun sollten. Und als sie gemerkt hat, dass ich sie mit offenem Mund angestarrt habe und voll ungläubig zugesehen habe, wie sie ihren Geranien kleine Nettigkeiten zugeflüstert hat, hat sie sich nur umgedreht und mir (vollkommen ernst) erklärt, dass das lebende und denkende Wesen sind. Und auch wenn ich den Teil mit dem lebend gar nicht anzweifle, denn schließlich waren die Blätter alle grün und nicht braun, mache ich mir wegen des Denkens doch gewisse Sorgen. Ich meine, an was denken sie denn? Also habe ich sie gefragt, ob sie auf Griechisch oder Englisch antworten und da hat sie nur so merkwürdig friedfertig
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