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Hibiskussommer

Titel: Hibiskussommer
Autoren: Alyson Noël , Tanja Ohlsen
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geweint.
    In aller Öffentlichkeit.
    Wie ein jämmerliches kleines Baby.
    Und zwar, als ich damit fertig war, meinen Eltern diesen Servietten-Brief zu schreiben. Da war ich so wütend und frustriert und traurig, dass ich schlicht in Tränen ausgebrochen bin. Und obwohl mir klar war, dass das blöd und peinlich und kindisch war, konnte ich nicht aufhören. Es musste einfach raus, ich konnte nichts dagegen tun.
    Aber als ich mich wenigstens so weit beruhigt hatte, um mich umzusehen, habe ich so eine total alte Frau gesehen, ganz schwarz angezogen, und die hat mich voll angestarrt, aber nicht so großmütterlich nett, wie man vielleicht meinen könnte. Also habe ich mir meine Taschen geschnappt und bin rausgegangen und habe auf Deck gestanden, hingesehen, wo ich hergekommen bin, und mich gefragt, was wohl passieren würde, wenn ich einfach umkehrte, das nächste Schiff zurück nach Mykonos nähme, mir da einen Job und eine Wohnung suchte und da bliebe, ohne jemals irgendwem Bescheid zu sagen, wo ich bin und was ich mache. Einfach neu anfangen, ein neues Leben aufbauen und alt werden. Und nie zurückkommen.
    Wie würden sich meine Eltern dann wohl fühlen?
    Es ist schon komisch, dass man sich gleich besser fühlt, wenn man nur über Rache nachdenkt. Nachdem ich mir also meine Eltern vorgestellt hatte, so untröstlich vor Trauer, Sorge und Schuldgefühlen, dass sie schworen, die Scheidung nicht durchzuziehen und mich nach Hause zu holen, habe ich mir das Gesicht abgewischt und den Blick auf Tinos gerichtet und da habe ich diesen echt niedlichen Jungen ein paar Schritte weiter stehen sehen.
    Und gerade als ich dachte, hey, vielleicht sieht es ja doch nicht so düster aus und die Sache wird nicht ganz so schrecklich, da habe ich einen Blick auf meine Hände geworfen und die waren total schwarz, von oben bis unten mit Wimperntusche verschmiert, was bedeutete, dass mein Gesicht höchstwahrscheinlich auch von oben bis unten mit Wimperntusche verschmiert war. Das war wahrscheinlich auch der einzige Grund, dass er mich überhaupt angesehen hat. Also bin ich wieder reingelaufen, um eine Toilette zu suchen, damit ich mich waschen konnte, aber gerade als ich eine gefunden hatte, hat es gehupt und so wie alle zum Ausgang gedrängelt haben, konnte das nur heißen, dass wir angekommen waren.
    Komisch, aber ich habe meine Tante sofort erkannt, obwohl ich sie das letzte Mal gesehen habe, als ich gerade mal zwei war, und daran kann ich mich nicht mal erinnern. Aber ich musste sie nur einmal ansehen und wusste es sofort. Nicht, weil sie aussah wie eine verrückte Tante, sondern eher, weil sie meiner Mum so ähnlich sieht. Na ja, wenn meine Mum entspannt und glücklich wäre und ihre ursprüngliche Nase behalten hätte und ihren blonden Pagenkopf hätte so wachsen lassen, dass sie wieder natürlich gewelltes braunes Haar hätte, und immer Strandkleidung tragen würde, nicht nur, wenn sie tatsächlich am Strand oder am Pool ist.
    Okay, ich habe gerade noch mal rausgesehen und festgestellt, dass es wohl Morgen sein muss, weil die Sonne gerade aufgeht. Also höre ich auf zu schreiben und gehe raus, um herauszufinden, wo ich hier gelandet bin.
    Zwanzig Minuten später:
    Okay, so viel ist klar: ich kann von hier aus wirklich ein Stück von Mykonos sehen. Und ich kann sagen, dass es da selbst aus der Entfernung gesehen verdammt viel besser ist als hier.
    Ich bin ja so am Ende.
    Ich glaube, Tally ist gerade aufgewacht.
    Zwölf Stunden später:
    Mein erster Tag im Gefängnis in Griechenland
    1.    Ich bin aufgewacht (yeah)
    2.    Ich habe in mein Tagebuch geschrieben
    3.    Ich habe mich ein bisschen allein umgesehen und Folgendes entdeckt: Ich bin umgeben von Dreck, weißen Häusern, Geranien, noch mehr Dreck, Felsen und wenn ich mir ganz kräftig den Hals verrenke, kann ich ziemlich gut sowohl das Meer als auch Mykonos sehen, wo es schon dem bloßen Anschein nach hundertmillionenmilliardenmal besser ist als hier.
    4.    Ich habe ein sehr peinliches Frühstück mit meiner Tante Tally hinter mich gebracht, bei dem es Brot mit Butter und Honig gab und einen entsetzlichen Kaffee, der nicht nur wie Schlamm geschmeckt hat, sondern tatsächlich ZU SCHLAMM WURDE , weil ich ihn zu lange habe stehen lassen. Echt! Ich habe mich voll bemüht, den ersten Schluck nicht wieder auszuspucken (denn das wäre sehr unhöflich und eklig gewesen). Aber Tante Tally hat mir wohl angesehen, wie sehr ich das Zeug verabscheute, denn sie hat angefangen zu
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