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Hi, Society

Hi, Society

Titel: Hi, Society
Autoren: Karolin Park
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geschrieben hast, deinem Praxisschild-Vandalismus, dem Kuss mit Tobi in der Zeitung«, führt er weiter aus und ich spüre, wie meine Wangen sich röten. »Mein Interesse an einer prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge war ebenso vorgetäuscht wie der dringende Call damals im Laden von Cavalli.«
    Ich werfe ihm einen entsetzten Blick zu und er zuckt mit den Schultern. »Ich konnte wirklich keine Minute länger mehr einkaufen. Und fürs Protokoll: Ich war eifersüchtig!«, fügt er lächelnd hinzu und mein Herz macht sogleich einen Sprung, als er zum Ende kommt.
    »Elli!«, sagt er und ein Lächeln huscht über sein Gesicht. »Es entzieht sich meiner Kenntnis, worin genau der Unterschied zwischen Violett und Lila liegt oder wie viele Schuhe eine durchschnittliche Frau zum Überleben braucht.« Er sieht mich lange und durchdringend an. »Aber es besteht keinerlei Zweifel für mich darin, dass ich dich dazu brauche!«
    »Weißt du«, falle ich ihm ins Wort, »es mag ja sein, dass du tatsächlich so allerhand weißt, aber es erklärt weder die E-Mails, noch warum du mich die ganze Zeit über nicht angerufen hast.«
    »Dann weißt du nichts von dem Hurrikan?« Er klingt überrascht, während ich nichtsahnend den Kopf schüttle. »Ein Hurrikan?«
    »Die Stromversorgung und das Telefonnetz auf Kauai waren zusammengebrochen. Wir mussten drei Tage in der High School verbringen, bis der Flughafen für den Flugverkehr geöffnet werden konnte.«
    Mir bleibt der Mund offen stehen. Ein Hurrikan und ich habe überhaupt nichts davon mitgekriegt?
    »Aber was ist mit den E-Mails?«, lasse ich mich davon nicht ablenken. »Elli ahnt etwas! Du musst es ihr sagen. Bevor sie selbst dahinter kommt«,zitiere ich.
    Einen Moment schweigt er und ich fühle, wie sich mein Magen erneut nervös zusammenkrampft.
    »Das hat mit unserem Hochzeitstag zu tun«, sagt er schließlich.
    Unser Hochzeitstag? Du lieber Gott! Den hatte ich ja total vergessen.
    »Ich habe Edda gebeten, mir dabei zu helfen, weil ihr doch die gleiche Schuhgröße habt und sie Muhammad Yunus persönlich kennt.«
    In meinem Kopf überschlagen sich die Informationen.
    »Den Erfinder der Minikredite?«, staune ich und Erik nickt.
    »Aber was hat dieser Friedensnobelpreisträger mit unserem Hochzeitstag zu tun?«, frage ich verwirrt.
    »Na du wolltest doch etwas Gutes tun und du liebst Schuhe, und es gibt da eine tolle Möglichkeit, wie man beides miteinander verbinden kann«, erklärt er, während draußen die Stimmen leiser werden.
    »Sie heißen ›Peace of Shoe‹, fährt er weiter fort. »Sie sind handgenäht, mit indischen Schleifen verziert, persönlich nummeriert, von Louboutin unterschrieben und der gesamte Verkaufserlös geht an die Grameen Foundation, die armen Menschen mit Kleinkrediten hilft, ihr eigenes Geschäft aufzubauen.«
    Ich bin total platt.
    »Es war nicht einfach, ihn zu kriegen und als du damals so überraschend im Büro aufgetaucht bist, da war er eben angekommen und Edda sollte ihn für dich anprobieren, weil ihr doch die gleiche Schuhgröße …«
    »Dann habt ihr deshalb so verdutzt dreingesehen«, schieße ich hervor. »Und ich habe gedacht …« Ich breche ab.
    »Mensch! Ich war ja so blöd. Wie konnte ich nur glauben, du würdest mich betrügen!«, quietsche ich vor Freude und falle ihm erleichtert um den Hals.
    »Dann willst du es nochmal mit uns versuchen?«
     
    »Ja, ich will!«, haucht Sophie kurz darauf und die feinen Lagen venezianischer Seide rascheln, als sie sich vorbeugt, um Massimo zu küssen. Ich wische verstohlen über eine aufkommende Träne und drücke fest Eriks Hand, während Sophie und Massimo sich eben anschicken, zum Ave Verum der Philharmoniker die ersten Schritte als Mann und Frau zwischen den geschmückten Kirchenbänken entlang zu schreiten. Sie strahlen beide übers ganze Gesicht, sie sehen unendlich glücklich aus. Meine Mum wischt sich ebenfalls mehrmals über die Augen, während mein Dad alles mit der Kamera festhält und ich sehe, wie seine Manschettenknöpfe unter den schwarzen Sakkoärmeln hervorblitzen. Die wird er nun doch nicht behalten können. Na, dafür kann er aber endlich in meinem alten Zimmer sein geplantes Büro einrichten.
     
    What a difference a day makes, denke ich, ein siebengängiges köstliches Hochzeitsmenü der Vier Hauben-Köchin Maier, eine amüsante Ansprache von Sophies Paps und den Eröffnungswalzer später, als Erik und ich auf der erleuchteten Terrasse tanzen. Es ist eine laue, sommerwarme
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