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Hi, Society

Hi, Society

Titel: Hi, Society
Autoren: Karolin Park
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Zimmern und ich bin nicht im Stande, aus einem einzigen rauszukommen? Das Pochen in meinem Kopf wird immer lauter. Ich muss weg. Ich kann auf keinen Fall …
    Da fasst mich eine Hand am Arm und als ich mich umdrehe und in sein Gesicht sehe, weiß ich, dass ich nicht mehr länger vor der Wahrheit davon laufen kann, dass ich die Augen nicht mehr länger vor der Wirklichkeit verschließen kann, dass ich mich ihr stellen muss. Hier und jetzt! Von Angesicht zu Angesicht.
    Eine Weile stehen wir beide einfach nur so da, während um uns herum vorfreudig-emsig das letzte Silber auf die Tische, der Champagner ins Eis und letzte Hand an die Tischdekoration gelegt wird, bis ich mich endlich traue aufzusehen.
    Als mir sein Blick begegnet, versetzt es mir erneut einen Stich. Mist! Ich dachte, ich hätte das Schlimmste hinter mir, aber nun weiß ich, dass ich noch nicht mal angefangen habe, und dabei haben wir noch kein Wort geredet. Na toll! Bestimmt denken die schon, wir sind völlig irre oder so, kommt mir auf einmal der Gedanke, als ich verstohlen einen Blick hinüber zu den schwarz beschürzten Kellnern wage, während mir Erik wortlos gegenübersteht und mich anstarrt.
     
    Okay! Schluss damit. Das ist doch lächerlich! Ich sage jetzt einfach Hallo! Ich meine, wir sind erwachsene, vernünftige Leute und wenn Heidi und Seal das bringen, dann schaffen wir das auch. Also gut! Ich lächle und sage jetzt einfach ein völlig locker-flockiges:
    »Hi.«
    Bitte sehr. Das war ja gar nicht so schlecht. Gut, das Lächeln hab ich ausgelassen und es war nicht wirklich locker-flockig, sondern eher frostig, aber es war ein »Hi!«. Daran besteht kein Zweifel.
    »Hi?«, Eriks Stirn legt sich in verwirrte Falten, während er das Wort wiederholt.
    »Hi?« Er schüttelt den Kopf.
    Und schon wieder: »Hi?«
    Er wiederholt es glaube ich so an die vier Mal und schön langsam frage ich mich, was an »Hi!« eigentlich so schwer zu verstehen ist.
    »Das ist alles, was du zu sagen hast. Hi?« Seine Augen vergrößern sich ungläubig, während Edda zur Salzsäule erstarrt wortlos daneben steht und vor sich auf den Boden starrt.
    »Wäre dir Aloha lieber?«, sage ich patzig und wende mich wieder den Tischkarten zu, während ich mir insgeheim wünsche, ich könnte mich irgendwo hin wegzaubern.
    »Mehr hast du dazu nicht zu sagen?« Er starrt mich mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck an und ich spüre, wie mein Zwerchfell verdächtig zu zucken beginnt.
    »Was denn noch?«, schiebe ich genervt hinterher und richte eine Tischkarte gerade.
    »Du schuldest mir eine Erklärung.«
    »Ich dir?« Der spinnt wohl. »Also, da wärst ja du wohl der Erste, der eine Erklärung abgeben müsste«, kreische ich auf einmal außer mir und bemerke, wie sich die Besteckpolierdamen aus der hinteren Ecke zu uns umdrehen.
    »Ich?« Eriks Gesichtszüge drohen langsam, aber sicher zu entgleisen. »Ich habe mir nicht deinen Blackberry geschnappt, in 15 Minuten die gesamte Hotelboutique mit deiner Kreditkarte leer gekauft und dich ohne Erklärung in Hawaii zurückgelassen.«
    »Mag sein!«, falle ich ihm ins Wort. »Aber ich habe dir auch keinerlei Anlass für eine solch dramatische Handlung gegeben.« Ich werfe ihm einen selbstgerechten Blick zu, ehe ich ungerührt mit der Kontrolle der Tischkarten fortfahre.
    »Hättest du bitte die Güte, mir zu erklären, wovon du eigentlich sprichst?« Er fasst mich am Arm, doch ich schüttle seine Hand ab, wie eine lästige Fliege.
    »Elli, was ist los?«, schüttelt er verständnislos den Kopf. Es ist ihm deutlich anzumerken, dass er unter enormem Stress steht. Er tut mir fast ein wenig leid. Seine Stimme bebt vor Anspannung und wenn er nicht aufpasst, dann wird sein Herz …
    Tja, nicht mein Problem! Nun soll er mal sehen, wohin ihn sein geheimes Doppelleben gebracht hat, geradewegs in die Halbwertszeit seiner Lebenserwartung, das behaupten zumindest australische Forscher. Die Studie bezieht sich zwar auf fremdgehende Fische, aber ich bin mir sicher, dass sie ebenso auf Möchtegern-James-Bonds anwendbar ist.
    »Du wirst früh sterben!«, sprudle ich auf einmal hervor, noch ehe ich mir die Hand vor den Mund halten kann. Mist! Das hätte ich nicht sagen sollen.
    Obwohl, Sie sollten Eriks Blick mal sehen! Wow! Das könnten die echt mal in diesem Buch erwähnen: Argumentieren in Stresssituationen.
    »Wie bitte?«
    »Weißt du, Fremdgeher verbringen zu viel Zeit mit Balz und Paarung. Sie stehen unter Stress, kommen seltener zum Essen,
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