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Heyne Galaxy 09

Heyne Galaxy 09

Titel: Heyne Galaxy 09
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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noch einiges aufarbeiten. Mein Mikroskop muß gereinigt werden. Ich habe einige Lösungen im Ofen stecken. Außerdem läuft gerade ein Pollenationstest für die großen …«
    »Du rührst mich zu Tränen«, sagte Gregor müde. »Schon gut. Ich werde das Zeug essen. Aber das ist absolut der letzte Gefallen, den ich dir tue.«
    »Sicher, sicher«, sagte Arnold schnell und nahm eine Handvoll unsichtbarer Blätter aus der Schale. »Hier, iß das. Und hier noch ein paar Blätter. Wie schmeckt es überhaupt?«
    »Wie Kohl«, murmelte Gregor kauend.
    »Eines weiß ich ganz sicher«, sagte Arnold. »Du bist viel zu groß, als daß die Wirkung der Pflanze lange anhalten könnte. Du wirst sehen, dein Körper wird die Droge in wenigen Stunden verarbeiten und dich wieder sichtbar machen.«
    Gregor wurde plötzlich unsichtbar – nur seine Kleidung war noch zu sehen.
    »Wie fühlst du dich?« fragte Arnold gespannt.
    »Nicht anders als bisher.«
    »Hier, iß noch ein paar Blätter.«
    Gregor verspeiste noch zwei Händevoll unsichtbaren ›Kohl‹ und war plötzlich ganz verschwunden.
    »Gregor?« fragte Arnold ängstlich.
    »Bist du noch im Zimmer?« fragte Arnold.
    Keine Antwort.
    »Er ist weg«, sagte Arnold laut. »Und ich habe ihm nicht einmal Glück gewünscht.«
    Arnold widmete sich seinen Lösungen, die auf den Bunsenbrennern kochten und stellte die Flammen kleiner. Er arbeitete eine Viertelstunde lang, dann hielt er inne und blickte sich unbehaglich um.
    »Er hat bestimmt gar kein Glück nötig«, murmelte er. »Die Sache ist doch völlig gefahrlos.«
    Er bereitete sich das Abendessen, und als er es fast verzehrt hatte, fügte er – die Gabel halb im Mund – hinzu: »Ich hätte ihm wenigstens auf Wiedersehen sagen sollen.«
    Entschlossen verbannte er die finsteren Gedanken aus seinem Kopf und wandte sich seinen Experimenten zu. Er arbeitete die ganze Nacht hindurch und fiel beim Morgengrauen erschöpft auf seine Pritsche. Nach einem hastigen Frühstück setzte er die Arbeit am Nachmittag fort.
    Gregor war inzwischen seit mehr als vierundzwanzig Stunden verschwunden.
    Später am Abend rief der Seerianer an, und Arnold versicherte seinem Kunden, daß sie die Siegs inzwischen fast völlig unter Kontrolle hätten. Die Angelegenheit wäre nur noch eine Sache der Zeit.
    Anschließend studierte er seine Nagetierhandbücher, putzte seine Ausrüstung, reparierte einen Teil der Morganisieranlage, machte sich Gedanken über eine neuartige Siegfalle, spielte noch ein wenig mit dem Flammenwerfer im Garten und ging schließlich wieder zu Bett.
    Als er erwachte, machte er sich mit Entsetzen klar, daß sein Partner Gregor inzwischen seit über zweiundsiebzig Stunden abwesend war. Er kam vielleicht niemals wieder zurück.
    »Er war ein Märtyrer der Wissenschaft«, sagte Arnold. »Ich werde ihm ein Denkmal setzen.« Aber irgendwie schien ihm das zu wenig zu sein. Er hätte die Pflanze selbst essen sollen. Gregor stellte sich in ungewöhnlichen Situationen manchmal recht ungeschickt an. Er hatte Mut – niemand konnte das bezweifeln –, aber er war eben ein wenig unbeweglich.
    Aber was nützte einem alle Beweglichkeit der Welt, wenn man ins Zentrum einer Sonne oder ins Vakuum des Raumes verschlagen wurde …
    Hinter ihm klang ein Geräusch auf, und er fuhr herum. »Gregor!« Aber es war nicht Gregor.
    Das Wesen, dem er sich gegenübersah, war nur etwa einen Meter zwanzig groß und hatte entschieden zu viele Arme und Beine. Seine Hautfarbe schien eine Art Rosa zu sein, und ganz sauber war es auch nicht. Es plagte sich mit einem schweren Sack. Auf dem spitzen Kopf trug es einen spitzen Hut, und das war bereits alles, was an Kleidung zu bemerken war.
    »Sie sind doch nicht Gregor, nicht wahr?« fragte Arnold, der zu verwirrt war, um vernünftig zu reagieren.
    »Natürlich nicht«, erwiderte das Wesen. »Ich bin Hern.«
    »Oh … Haben Sie zufällig meinen Partner gesehen? Er heißt Richard Gregor, ist etwa dreißig Zentimeter größer als ich, dünn und …«
    »Natürlich habe ich ihn kennengelernt. Ist er denn nicht hier?«
    »Nein.«
    »Das ist seltsam. Hoffentlich ist da nichts schiefgegangen.« Hern setzte sich und begann sich ausgiebig unter drei Achselhöhlen zu kratzen.
    Arnold wußte nicht recht, wie ihm geschah, und fragte verblüfft: »Woher kommen Sie eigentlich?«
    »Von Oole natürlich«, erwiderte Hern. »Und da bauen wir auch den Scomp an. Hier kommt er also heraus, soso.«
    »Moment mal«, Arnold setzte sich langsam.
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