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Heyne Galaxy 06

Heyne Galaxy 06

Titel: Heyne Galaxy 06
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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sich wieder …
    »Sutter«, sagte er endlich, »ich weiß nicht, warum Sie mich verhöhnen wollen, aber als vernünftiger Mensch müssen Sie doch zugeben, daß es irgendwo im Universum die Unsterblichkeit gibt. Es muß sie einfach geben! Jemand hat es geschafft, unsterblich zu werden. Jemand hat das Problem gelöst, glauben Sie mir, und wir Menschen müssen diese Lösung finden. Jetzt, wo der Weltraum uns gehört, wo wir Millionen von Planeten zum Besiedeln haben, vielleicht sogar andere Milchstraßen, ist der Tod eine Verschwendung, die wir uns nicht mehr erlauben können. Neuen Generationen brauchen wir keinen Platz mehr zu machen, wie es damals der Fall war, als wir uns auf der Erde drängten. Die Unsterblichkeit, das kann ich Ihnen versichern, Sutter, ist der nächste Schritt der Menschheit – oder es wird bald keine Menschheit mehr geben.«
    »Unsinn«, warf ich ein, aber ich wußte schon jetzt, daß der Vortrag Fullertons nicht mehr zu bremsen war. Er war in seinem Element.
    »Sehen Sie sich diesen Planeten doch genauer an, Sutter. Es ist ein erdähnlicher Planet, bestes Klima, guter Boden, genug Wasser. Die ideale Welt für eine Besiedlung durch Menschen. Wie lange aber, glauben Sie, wird es dauern, bis die erste Kolonie entstanden ist?«
    »Hundert oder tausend Jahre, was weiß ich?«
    »Eben! Es gibt zahllose Planeten wie diesen. Alle laden förmlich zur Besiedlung ein, aber der Mensch kommt nicht. Weil es bald nicht mehr genug Menschen gibt. Sie sterben aus. Aber das wissen Sie ja wohl selbst.«
    Natürlich wußte ich es. Ich hatte es schon tausendmal gehört. Nicht nur von Fullerton, sondern auch von seinen Vorgängern. Es war Gesetz, daß jede Erkundungsexpedition einen Angestellten des Instituts für Unsterblichkeitskunde mit sich nahm. Fullerton war der schlimmste, dem ich jemals begegnet bin. Es war sein erster Flug, und er war noch voller Idealismus. Immerhin trugen alle diese Männer die feste Überzeugung mit sich herum, daß Unsterblichkeit möglich und auch irgendwo vorhanden war. Ein längst verschollenes Raumschiff hatte einst die Antwort gefunden – einen namenlosen Planeten, vor Jahrhunderten.
    Es war eine Sage, mehr nicht. Daran konnte kaum Zweifel bestehen. Aber das Institut hielt sich an diese Sage, und es war die Regierung, die seine Bemühungen auch noch sanktionierte. Aber auch von privater Seite aus flössen Spenden in die Kasse. Was aber half ihnen das alles? Sie starben oder würden sterben. Es gab keine Unsterblichkeit.
    »Was gedenken Sie eigentlich zu finden?« fragte ich Fullerton. Ich war das Gerede um die Unsterblichkeit leid. »Einen Planeten? Ein Tier? Eine Pflanze vielleicht? Oder gar eine ganze Rasse?«
    »Ich weiß es selbst nicht«, gab er zu.
    Und mir war es auch egal.
    Trotzdem setzte ich das Gespräch fort. Vielleicht auch nur deshalb, weil ich nichts anderes zu tun hatte. Außerdem konnte ich Fullerton nicht leiden. Darum sprach ich mit ihm, um ihn zu ärgern. Ich mag nun mal keine Phantasten. Sie sind unheilbar.
    »Würden Sie es wissen, wenn Sie eine Spur fänden?«
    Er zögerte eine Weile, gab aber keine Antwort auf meine Frage. Immerhin hatte er nun etwas zum Nachdenken. Und ich hatte meine Ruhe. Er zog einen Zahnstocher aus der Rocktasche, steckte ihn in den Mund und kaute darauf herum. Am liebsten wäre ich jetzt aufgestanden und hätte ihm rechts und links eine 'runtergehauen. Diese Kauerei mit dem Zahnstocher war so eine Angewohnheit von Fullerton. Wo man ihn auch sah, immer hatte er so ein Ding im Mund. Es machte mich verrückt. Wahrscheinlich hatten meine Nerven auch schon ganz hübsch gelitten.
    Endlich, immer noch schweigend, spuckte er das zerkaute Stück Holz aus, erhob sich und ging ohne ein Wort zu seinem Zelt. Ich blieb allein in der fremden Nacht zurück, und ich war froh darüber.
    Der Schein der Tischlampe reichte gerade aus, mich die Buchstaben auf der Hülle des Schiffes erkennen zu lassen.
    CAPH VII - AG ERKUNDUNG 286.
    Das genügte, uns in der ganzen Galaxis zu identifizieren.
    Jeder kannte Caph VII, den wirtschaftlichen Versuchsplaneten, so wie auch jeder wußte, daß Aldebaran XII das Zentrum der medizinischen Forschung war. Und auf Capella IX gab es nur Universitäten.
    So hatten alle Sonnensysteme ihre bestimmten Aufgaben.
    Caph VII war sicherlich die umfangreichste. Die paar hundert Erkundungsexpeditionen, die ständig unterwegs waren, verlangten einen gewaltigen Organisationsapparat. Wir waren die Stoßtrupps zu fremden und
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