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Heyne Galaxy 06

Heyne Galaxy 06

Titel: Heyne Galaxy 06
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Hälfte des Tisches. Er ist ja groß genug.«
    Das war natürlich ein Witz, denn es würde keine halbe Stunde dauern, bis man den Tisch nicht mehr wiedererkannte.
    »Das Viech ist groß. Ihr braucht dazu den ganzen Tisch – oder wollt ihr das abstreiten?«
    »Wir brauchen Bewegungsfreiheit, das ist klar…«
    »Noch etwas«, unterbrach Parson. Er stand auf verlorenem Posten, und er wußte das. »Das Biest ist groß, wie ich schon sagte. In einem Tag seid ihr nicht damit fertig. Morgen beginnt die Leiche schon zu verwesen …«
    So ging das eine ganze Zeit, und als ich mich abwandte und ins Schiff hinaufkletterte, warfen Oliver und Weber das tote Viech auf den Tisch und begannen mit ihrer Arbeit. Der geschlagene Parson hatte ihnen geholfen, das Tier anzuheben, denn es war recht schwer.
    Eigentlich gehörte es nicht zu meinen Aufgaben, die Versuchstiere aus dem Schiff zu bringen, aber im Verlauf der Jahre hatte man mir diese Arbeit allmählich übertragen. Ich stieg also hinab ins Heckteil, wo die Käfige standen. Die weißen Ratten quiekten aufgeregt, als sie meiner ansichtig wurden. Die Zartyls von Centauri stimmten ein Höllenkonzert an, und die Punkins von Polaris benahmen sich auch nicht besser. Im Gegenteil, sie machten den meisten Krach. Punkins sind stets hungrig, und man kann sie einfach niemals satt bekommen. Würde man sie freilassen, so würde es nicht lange dauern, bis sie sich totgefressen hätten. Vorausgesetzt natürlich, sie fanden etwas zum Fressen.
    Die Kisten wurden einzeln aus der Luke gehievt, und ich atmete erleichtert auf, als ich es hinter mir hatte. Ich hatte Glück diesmal, denn keine einzige Kiste wurde beschädigt. Manchmal geschah das doch, und dann konnte ich mir zwei Tage lang Webers Schimpfen anhören, wenn einige der Tiere entkamen.
    Ich nahm einige Planen, um die Kisten zuzudecken, als Kemper herbeikam und neben mir stehenblieb. Ich kannte den erwartungsvollen Blick, mit dem er mich musterte.
    »Ich bin ein bißchen spazierengegangen«, sagte er lächelnd. Ich kannte das Lächeln nur zu gut. Es hatte jetzt keinen Zweck, Fragen zu stellen. Man mußte warten, bis er von selbst weiter erzählte. Ich sagte:
    »Ein friedlicher Planet, nicht wahr?«
    Es war ein herrlicher Tag. Am Himmel war keine Wolke zu sehen, und die Sonne schien nicht zu heiß. Es wehte ein erfrischender Wind, und die Fernsicht war enorm. Es war still.
    »Ein einsamer Planet«, stimmte Kemper zu.
    »Wieso einsam«, wunderte ich mich. »Verstehe ich nicht.«
    »Erinnerst du dich an das, was ich gestern nacht sagte? Mir kam alles zu einfach vor.« Er machte eine Pause. Ich gab keine Antwort, sondern breitete Planen und Fliegengitter über die Käfige aus. Ich wartete darauf, was Kemper mir noch zu erzählen hatte. Meine Geduld wurde belohnt. Er sagte fast hastig: »Es gibt keine Insekten, Bob!«
    »Was haben denn Insekten damit zu tun …?«
    »Du weißt genau, was ich meine. Lege dich auf der Erde oder auf jedem erdähnlichen Planeten ins Gras und mache die Augen auf oder lausche. Dann siehst du sie – Dutzende von verschiedenen Arten gerade dort, wo du liegst. Sie sind überall, im Gras, im Wasser, in der Luft.«
    »Und hier sind keine?«
    »Nein, ich habe keine entdecken können. Ich bin stundenlang umhergelaufen und habe überall nach ihnen geforscht. Ich habe keine gesehen, Bob. Nicht ein einziges Insekt. Das ist gegen alle Naturgesetze.«
    Ich beschäftigte mich weiter mit den Planen und begriff selbst nicht, warum mir auf einmal sehr unheimlich zumute war – nur weil es auf dieser Welt keine Insekten gab. Nicht, daß ich etwa viel für Insekten übrig hätte, sie waren mir im Gegenteil höchst gleichgültig. Aber es war schon so, wie Kemper sagte: ohne Insekten schien eine bewohnbare Welt öde und tot zu sein. Es war einfach unnatürlich.
    »Was ist mit den Bienen?« fragte ich.
    »Welche Bienen?«
    »Die wir in dem Kadaver fanden. Hast du keine fliegen sehen?«
    »Keine einzige. Ich habe mich auch von den Herden ferngehalten. Kann ja sein, daß die Bienen nicht sehr weit fliegen.«
    »Vögel.«
    »Nichts. Aber hinsichtlich Blumen habe ich mich geirrt. Das Gras hat winzige Blüten.«
    »Damit die Bienen auch etwas zu tun haben«, vermutete ich.
    Kempers Gesicht war plötzlich wie aus Stein gemeißelt.
    »Erraten! Damit sie etwas zu tun haben! Begreifst du die Absicht, die dahintersteckt…?«
    »Ja«, gab ich unsicher zu.
    Er half mir bei dem Abdecken der Käfige, dann kehrten wir ins Lager zurück. Wir sprachen
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