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Heyne Galaxy 06

Heyne Galaxy 06

Titel: Heyne Galaxy 06
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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kalt. »Fragen Sie Weber mal, wenn Sie Zeit haben, was mit dem Mann passierte, der auf der vorletzten Reise einen Grashalm im Mund hatte. Gewohnheit, zugegeben, aber eine verdammt schlechte. Und eine gefährliche. Der Mann starb unter Qualen.«
    Fullerton richtete sich auf.
    »Ich werde daran denken«, versprach er.
    Ich war aufgestanden und betrachtete ihn. Fast tat es mir wieder leid, daß ich ihn so angebrüllt hatte. Aber es mußte sein. Nur so würde er sich daran erinnern. Es hatte schon zu viele Mitglieder der Erkundungsexpedition gegeben, die nur deshalb gestorben waren, weil sie leichtsinnig gewesen waren.
    »Haben Sie etwas entdeckt?« fragte ich ihn.
    »Ich beobachte die Viecher. Wenn ich ehrlich sein soll, dann habe ich auch etwas Merkwürdiges feststellen können. Zuerst fiel es mir ja nicht auf …«
    »Es gibt hundert verschiedene Dinge, die an den Tieren merkwürdig sind, Fullerton.«
    »Das ist es aber nicht, was ich meine, Sutter. Ich rede nicht von den Farbflecken oder der Vegetation, die auf ihnen wächst. Ich meine etwas anderes, aber es hat lange gedauert, bis ich daraufkam. Es gibt in den Herden der Viecher keine Jungtiere.«
    Fullerton hatte recht. Ich begriff es erst jetzt, da er mich darauf aufmerksam machte. In den Herden waren keine Kälber, oder wie man die Jungtiere auch nennen wollte. Wir hatten nur erwachsene Tiere beobachten können. Das bedeutete natürlich noch lange nicht, daß es keine Jungtiere gab. Es bedeutete nur, daß wir keine gesehen hatten. Ebensowenig wie Insekten oder Vögel oder Fische. Es mochte sie geben, aber wir waren ihnen noch nicht begegnet.
    Und dann begriff ich plötzlich das Aufleuchten in Fullertons Augen. Seine Hoffnung, sein Traum! Die Unsterblichkeit! Wenn es keine Jungtiere gab …
    »Sie sind total übergeschnappt«, sagte ich heiser.
    Er begegnete meinem Blick. In seinen Augen schimmerte Triumph.
    »Einmal mußte es ja passieren, Sutter. Einmal und irgendwo.«
    Ich sprang auf die andere Seite des Baches und ging zu ihm. Ich hielt mein provisorisches Netz noch immer in der Hand. Es war leer. Wütend warf ich es ins Wasser. Es versank langsam.
    »Seien Sie vorsichtig«, warnte ich Fullerton. »Sie haben keinerlei Beweise. Niemals würde sich Unsterblichkeit so auswirken. Und wenn, dann wäre sie nichts als Stillstand und Dekadenz. Halten Sie den Mund, sonst haben Sie während des ganzen Rückfluges nichts zu lachen.« Ich weiß nicht, warum ich meine Zeit mit ihm verschwendete. Er starrte mich an. In seinen Augen war immer noch das hoffnungsfreudige Leuchten. »Ich werde ruhig sein und den anderen nichts von Ihrer verrückten Vermutung sagen«, versprach ich ihm.
    »Danke, Sutter«, knurrte er. »Vielen Dank.«
    Die Art, wie er das sagte, verriet mir nur zu deutlich, daß er mich am liebsten auf der Stelle umgebracht hätte.
    Wir wanderten zurück ins Lager.
    Ruhe und Ordnung waren wieder eingekehrt. Der sezierte Kadaver war fortgeschafft und der Tisch gesäubert worden. Jemand hatte ihn so lange geschrubbt, daß die Platte um einen Millimeter dünner geworden war. Parson bereitete das Abendessen zu und sang dazu einige seiner oft nicht stubenreinen Lieder. Die anderen drei hockten auf den Stühlen herum und tranken aus einer Flasche. Sie erinnerten wieder an normale Menschen.
    »Na, wissen wir nun alles über die Viecher?« fragte ich.
    Oliver schüttelte den Kopf.
    Sie boten Fullerton einen Drink an, und er nahm ihn. Das war ein erstaunliches Phänomen, denn bisher hatte er stets abgelehnt. Mir wurde keiner angeboten, denn ich trank niemals Alkohol.
    »Vielleicht haben wir mit den Viechern eine gute Entdeckung gemacht«, erklärte Oliver langsam. »Jedes Tier ist ein wandelndes Menü. Außerdem vereinigt es alle Eigenschaften anderer Tierarten in sich. Es legt Eier, gibt Milch und produziert Honig. Es besteht aus sechs verschiedenen Fleischsorten. Dazu kommt das Gemüse.«
    »Es legt also Eier«, murmelte ich nachdenklich und sah Oliver aufmerksam an, »gibt Milch und hat somit alle Voraussetzungen, sich zu vermehren. Stimmt das?«
    »Natürlich stimmt das«, sagte Weber verwundert. »Warum?«
    »Weil es keine Jungtiere gibt«, klärte ich ihn auf.
    »Vielleicht halten sich die Jungen nicht in der Herde bei den Eltern, sondern in bestimmten dafür vorgesehenen Gebieten auf«, vermutete Weber. »Das wäre doch immerhin nicht ausgeschlossen.«
    »Oder sie kennen die Geburtenkontrolle«, schlug Oliver eine andere Lösung des Problems vor. »Das ließe sich
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