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Heyne Galaxy 04

Heyne Galaxy 04

Titel: Heyne Galaxy 04
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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sich nicht! Bleiben Sie möglichst in dem kleinen Park, damit ich Sie immer sehen kann und Sie nicht vom Bildschirm verliere. Es wäre mir dann vielleicht nicht mehr möglich, Sie zu … nun, sagen wir einmal: zurückzuholen.«
    Dr. Peccary konnte mit dieser Bemerkung nicht mehr viel anfangen, aber er war nun doch fest davon überzeugt, daß Staghorn übergeschnappt war. Ihm kamen ernsthafte Bedenken, und schon wollte er sich wieder erheben, um auf die Durchführung des Experiments zu verzichten, als er sich von Staghorn festgehalten fühlte. Im gleichen Augenblick senkte sich die Haube über seinen Kopf. Er spürte, wie sich die kühlen Elektroden gegen seine Schläfen preßten, und eine Sekunde später spürte er überhaupt nichts mehr. Er hatte das Gefühl, einfach keinen Kopf mehr zu besitzen. Sicher, sein Körper saß immer noch in der winzigen Kammer der verrückten Maschine, aber sein Bewußtsein hatte das Gehirn verlassen und schwebte frei im Raum.
    Er konnte völlig klar denken. Allerdings verschoben sich alle seine bisherigen Relationsbegriffe. Er kam sich so gewaltig wie ein Gebirge vor, gleichzeitig aber auch so klein wie ein Käfer; er vermochte das ganze Universum auszufüllen, obwohl er in einem Fingerhut hätte Platz finden können. Er konnte auch Staghorn erkennen, denn seine Augen übermittelten ihm alle optischen Eindrücke – aber er hätte nicht mehr zu sagen vermocht, wo er sich befand, als er diese Eindrücke erhielt.
    Er hörte, wie Staghorn sagte:
    »Ausgezeichnet! Die Verbindung klappt. Es ist immer ein Vorteil, wenn die Versuchsperson eine Glatze hat. Ich werde Sie jetzt in den Stromkreis der Maschine einbeziehen.«
    Staghorns Hand bewegte sich langsam auf die Kontrollen zu.
    Dann hielt sie an.
    Mit einem Ruck kippte einer der langen Finger einen kleinen Hebel nach unten.
    Das war zunächst das letzte, was Peccary von Staghorn sah.
    Er stand inmitten des kleinen Parks seiner Heimatstadt. Zu seiner Überraschung war er über diese Tatsache nicht sonderlich erstaunt, sondern fand sie ganz selbstverständlich. Es schien völlig in Ordnung zu sein, hier auf dem vertrauten Platz zu stehen.
    Aber dann fiel ihm ein, daß er ja nichts als ein naturgetreues Abbild seiner selbst auf Staghorns Bildschirm war. Unwillkürlich drehte er sich nach allen Seiten um und erwartete, irgendwo Staghorns riesiges Gesicht am Himmel zu sehen, das wie ein Gott auf ihn herabschaute. Aber er konnte nichts dergleichen entdecken. Staghorn war nicht zu sehen.
    Die Welt um ihn herum war dreidimensional und wirklich. Der Park seiner Heimatstadt, einhundert Jahre in der Zukunft.
    Himmel! Dann war er, Dr. Peccary, jetzt einhundertvierzig Jahre alt!
    Gleichzeitig mit dieser verblüffenden Erkenntnis kamen noch andere. Als erwache er plötzlich aus einer Amnesie, tauchten die längst vergessenen Erinnerungen wieder auf. Seine Vergangenheit wurde lebendig. Er war reich. Er war der reichste Mann der Welt. Sein Y-Hormon war auf der ganzen Erde bekannt und wurde überall benutzt. Draußen vor der Stadt lag sein gigantisches Herstellungswerk; er selbst wohnte in einem fürstlichen Palast, der mit den ausgeklügeltsten Sicherheitsvorrichtungen umgeben war. Schutz …?
    Schutz vor wem? Warum eigentlich? Wie konnte er es dann wagen, allein hier hinaus in den Park zu kommen? Und dann …
    Immer mit der Ruhe, ermahnte sich Peccary. Es war ja alles nur eine Illusion. Er war ja nichts als eine Figur auf Staghorns Schirm, eine mathematische Wahrscheinlichkeit. Das durfte er auf keinen Fall vergessen, wenn er nicht sein seelisches Gleichgewicht verlieren wollte.
    Er blickte in Richtung der Stadt und war enttäuscht. Nicht ein einziger Mensch war zu sehen. Nicht einmal ein Auto. Aber das war weiter nicht verwunderlich. Sicherlich hatte man den ungesunden und unwirtschaftlichen Verbrennungsmotor längst abgeschafft. Es mußte neue Arten der Fortbewegung geben, von denen man sich vor hundert Jahren noch nichts hatte vorstellen können.
    Während er noch darüber nachdachte, hörte er plötzlich ein wohlbekanntes Geräusch. Es war das Klappern von Hufen. Dann sah er drei Reiter. Als sie näher herankamen, erkannte er sie. Es waren der bärtige Mann und seine beiden Begleiter.
    Paul war gefesselt und saß hinter einem der Männer im Sattel.
    Panik drohte Peccarys Brust zu sprengen, aber er sagte sich immer wieder, daß alles ja nur eine Illusion wäre. Er war in die Zukunft gekommen, um Informationen zu erhalten, also mußte er nun auch den Mut
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