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Heyne Galaxy 04

Heyne Galaxy 04

Titel: Heyne Galaxy 04
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Fokuseinsteller und versuchte, die Reiter wieder ins Bild zu bekommen. Es gelang ihm auch, wenn auch nur für wenige Augenblicke. Die drei Entführer galoppierten eine Straße entlang, vorbei an verlassenen Häusern und leeren Gärten, umrundeten eine Ecke – und waren erneut verschwunden.
    Bis er den Fokus neu eingestellt hatte, war es zu spät. Die Straße war leer. Dr. Clarence Peccarys Bewußtsein hatte sich irgendwo in dem Erinnerungsspeicher der gigantischen Maschine verirrt.
    Staghorn war ratlos. Natürlich würde es ihm keine Schwierigkeit bereiten, Peccarys Körper am Leben zu erhalten. Es gab künstliche Ernährung. Aber trotzdem würde er so gut wie tot sein, denn er besaß weder ein Bewußtsein noch eine Identität. Viel schlimmer jedoch waren die Folgen für »Humanität«, wenn sich in seinem mathematischen Universum eine menschliche Seele frei herumtrieb. Vielleicht würde die Maschine das nicht verdauen können und ihren elektronischen Geist aufgeben. Damit wäre Staghorns Lebenswerk vernichtet.
    Unter diesen erschreckenden Umständen gab es überhaupt nur eine einzige Entscheidung.
    Staghorn mußte Peccary finden und aus der Zukunft zurückholen. Er mußte ihn wieder auf den Bildschirm bekommen, und zwar bei vollem Bewußtsein, damit er dem Körper die Seele wiedergeben konnte. Oder anders ausgedrückt: damit er den Komputer von der überflüssigen Seele befreien konnte. Und das schien ihm das Wichtigste zu sein.
    Als erstes stellte Staghorn den geographischen Fokus genau auf die Mitte des Parks ein. Von hier aus war Peccary verschwunden, und von hier aus konnte auch mit der Suche begonnen werden. Es war ein Ort, den Staghorn unter allen Umständen wiederfinden würde. Dann ließ er die Zeitkontrolle derart einrasten, daß nach Ablauf von drei Stunden die Transmitterzellen automatisch von »Humanität« getrennt wurden. Ob er bis dahin Peccary gefunden hatte oder nicht, konnte Staghorn zwar nicht wissen, aber wenigstens er würde sicherlich in der Lage sein, vor Ablauf der Frist wieder im Park zu sein. Dann würde es ihm ohne weiteres möglich sein, die Zeitkontrolle neu einzustellen und sich erneut auf die Suche zu machen.
    Als nächstes öffnete er eine zweite Nische, die der ersten, in der Peccary schlummerte, zum Verwechseln ähnlich sah. Er ließ sich auf dem Stuhl nieder und schob den Helm über den Kopf. Das Gefühl unendlicher Leere überkam ihn. Er schien in tausend verlorenen Dimensionen zu schweben, aber seine tastende Hand fand den Schalter. Er legte den Hebel nach unten, der sein Bewußtsein Teil der unheimlichen Maschine werden ließ.
    Er stand im Park. Er betrachtete seine Hände und strich sich damit über die Brust, über die Seite, um sich zu überzeugen, daß er bei der Prozedur keinen Schaden genommen hatte. Bishop Berkeley hatte also doch recht gehabt, als er behauptete, das Universum sei nichts anderes als eine Schöpfung des eigenen Bewußtseins.
    Staghorn entsann sich seiner Mission und beschloß, später über diese fundamentale Erkenntnis nachzudenken. Er sah sich nach allen Seiten um und konnte feststellen, daß die Leute wieder auftauchten. Sie kamen aus den Kellern und Türen der verwahrlosten Häuser. Wenn sie wirklich vorher in Panik geflohen waren, so konnte Staghorn davon jetzt nichts mehr bemerken. Männer und Frauen bewegten sich ruhig und gelassen, als sei nichts geschehen. Sie traten hinaus auf die sonnenüberfluteten Straßen oder spazierten in den Park hinein. Sie waren fast alle im gleichen Alter und sahen sich so ähnlich, daß man sie, abgesehen vom Geschlecht, kaum voneinander unterscheiden konnte.
    Und dann erkannte Staghorn jemand. Es war das Mädchen, das Peccary als Jenny Cheever bezeichnet hatte. Sie trug auf der Hüfte ein Muttermal.
    Ein junger Mann begleitete sie, als sie in den Park kam. Sie setzten sich auf die Bank, auf der sie vor dem Alarm bereits gesessen hatte. Schweigend betrachteten sie die Vorübergehenden, und der Zwischenraum zwischen ihnen war beträchtlich groß. Sie saßen nicht so da, wie ein Liebespaar auf einer Bank im Park gesessen hätte.
    Da er ihren Namen kannte, fühlte Staghorn sich einigermaßen sicher. Er ging auf die Bank zu. Während der junge Mann ihm kaum Beachtung schenkte, sah Jenny ihm neugierig entgegen. Nun wußte Staghorn selbst, daß er nicht gerade der Typ war, auf den die Frauen flogen, somit waren es wahrscheinlich seine dicken Brillengläser und der dunkle Anzug, der dem Mädchen auffiel. Außerdem schien er
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