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Heyne Galaxy 04

Heyne Galaxy 04

Titel: Heyne Galaxy 04
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Männer warf sich Paul über die Schulter, dann verließen sie das Klassenzimmer.
    »Erstaunlich, wirklich erstaunlich«, murmelte Staghorn. »Man kann doch wirklich nie wissen, was noch alles passiert.«
    »Purer Unsinn!« stellte Peccary fest. Er verriet aber dann doch sein Interesse, indem er fragte: »Werden Sie daraus schlau?«
    »Ich versuche es«, gab Staghorn zu und verdrehte die Knöpfe an seinem Gerät. Der geographische Fokus wanderte aus dem Klassenzimmer hinaus auf den Korridor. Die drei Männer waren bereits verschwunden; sie mußten die Schule schon verlassen haben. Staghorn drehte weiter, und erneut kam der Park in Sicht. Auch er war nun leer und verlassen. Keiner der zerlumpten Frauen oder Männer war zu sehen, weder auf den Wegen des Parks noch in den benachbarten Straßen der Stadt.
    »Die Sirene, die wir hörten«, sagte Staghorn entmutigt. »Sie war ein Alarmsignal. Alle haben sich versteckt vor den Atavars – wer immer das auch sein mag. Ich schätze, dieser Mann mit dem Vollbart war so ein Atavar.«
    »Von mir aus können Sie Ihr Gerät ausschalten«, sagte Peccary kalt. »Soviel Unsinn auf einmal kann kein normaler Mensch verdauen. Wenn Ihre Maschine wenigstens eine logische Erklärung dafür bringen würde, warum mein Y-Hormon einen derartigen Effekt auf die Weiterentwicklung der Menschheit haben sollte! So aber wird mich kaum etwas davon abhalten können, mein Mittel auf den Markt zu bringen.«
    Staghorn sah seinen Gast an und zuckte die Schultern.
    »Es gibt nur eine einzige Möglichkeit, das herauszufinden. Wir stellen die Kontrollen von ›Humanität‹ auf die Gegenwart ein und lassen sie weiterlaufen, bis der Zeitpunkt in hundert Jahren erreicht ist. Aber ich habe keine Lust, hundert Jahre vor dem Bildschirm zu sitzen. Außerdem können Sie tun und lassen, was Sie wollen, ich werde auf keinen Fall Ihr Y-Hormon auch nur anrühren.«
    »Aber andere werden es tun.«
    »Ja, das hat ›Humanität‹ bereits bestätigt.«
    Dr. Peccary machte eine verzweifelte Geste. Es war nicht abzustreiten, daß sein Gewissen ihn plagte.
    »Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, daß mein Hormon für derartige Zustände verantwortlich sein soll.«
    »Ich möchte Sie nur daran erinnern, daß Ihr Bild in der Schulklasse hing und daß jenes sechste Gebot befahl, daß der Junge im Alter von einundzwanzig damit beginnen müsse, Ihr Serum zu nehmen.«
    »Der Junge ist nichts als eine mathematische Wahrscheinlichkeit.«
    »Mehr sind wir beide auch nicht – nichts als mathematische Wahrscheinlichkeiten. So etwas wie wir hat niemals zuvor existiert und wird auch nie mehr existieren – wenn Omar recht hat.«
    »Verdammt!« Peccary setzte sich und stützte den Kopf in die Hände. »Es geht doch um Millionen! Ich habe mein ganzes Geld und viele Jahre Arbeit in das Projekt gesteckt. Warum soll es denn falsch sein, wenn ein Wissenschaftler einen Lohn für seine Bemühungen haben will? Und es nur deshalb nicht auf den Markt bringen, weil ein verrückter Komputer behauptet, daß in hundert Jahren…!« Er verstummte und starrte auf den Bildschirm. Es war immer noch der verlassene Park zu sehen. »Es wäre sinnlos, glauben Sie mir. Die Maschine hat keine Gründe angegeben. Ja, wenn es wenigstens für mich eine Möglichkeit gäbe, mit diesen mathematischen Wahrscheinlichkeiten zusammenzutreffen, mit ihnen zu sprechen, sie auszufragen …«
    Er war aufgestanden und ging unruhig in dem Raum auf und ab.
    »Vielleicht gibt es diese Möglichkeit«, sagte Staghorn ganz ruhig.
    »Was …?«
    Peccary war stehengeblieben.
    »Ich sagte, es wäre vielleicht möglich, daß Sie sich mit ihnen unterhalten.«
    »Wie denn?«
    »Ich lasse Ihr Unterbewußtsein zu einem temporalen Teil des Komputers werden.«
    Peccary starrte auf das gigantische elektronische Monstrum, auf die langen Reihen der Erinnerungsspeicher, die Skalen und flackernden Lämpchen, auf die Kontrollen und Bedienungshebel – und auf den Bildschirm.
    »Das wäre möglich?« Er schüttelte ungläubig den Kopf. »Und wie wollen Sie das anstellen?«
    »Indem ich Sie in die Maschine sperre.« Staghorn trat ein wenig zur Seite und drückte auf einen Knopf. Eine Nische tat sich auf. Darin stand ein Stuhl. Dicht darüber schwebte ein Gebilde, das entfernt an eine Trockenhaube in einem Friseursalon erinnerte, mit Kabeln und Transistoren verbunden. Staghorn deutete auf die Haube. »Das Ding da nimmt menschliche Gehirnimpulse auf und verstärkt sie. Mindestens einhundert solcher
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