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Heyne Galaxy 04

Heyne Galaxy 04

Titel: Heyne Galaxy 04
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Kunst, und kurz nur ist das Leben‹ hätte keine Bedeutung mehr. Die Künstler werden Hunderte von Jahren leben, um ihre Bilder zu malen. Denken Sie nur an die Bücher, die geschrieben werden können, an die Musik, die komponiert werden wird. Und an die Städte, die von künftigen Generationen erbaut werden. Jeder hat Zeit genug, Vollkommenheit zu erreichen. Denken Sie an Ihre und an meine Arbeit. Wir werden lange genug leben, um alle Geheimnisse des Universums zu enträtseln.«
    Staghorn hatte keine Antwort gegeben. Er nahm nur die kleine Flasche, die Peccary ihm überreicht hatte, entkorkte sie und roch an der Öffnung.
    Die Flasche enthielt eine Probe des Y-Hormons, für dessen Entwicklung Dr. Peccary viele Jahre benötigt hatte. Es bestand in der Hauptsache aus dem Drüsenextrakt eines Insektes, das den Alterungsprozeß steuerte. Wenn man es richtig anwandte, konnte man dieses Insekt fast unbegrenzt im Larvenzustand halten. Es war Peccary gelungen, durch eine besondere Beimischung dafür zu sorgen, daß der geheimnisvolle Stoff auch bei Säugetieren wirksam wurde. Nach jahrelangen Versuchen konnte Peccary sein Mittel endlich Y-Hormon taufen. Das Y stand für Youth = Jugend.
    In seinem Laboratorium tummelten sich Küken, die schon sechs Jahre alt waren und einige junge Hunde, die schon längst hätten erwachsen sein müssen. Er selbst war sein eigenes menschliches Versuchskaninchen. Da er jedoch erst vor kurzem damit angefangen hatte, das Hormon einzunehmen, konnte er nicht sicher sein, ob er ihm seinen blendenden Gesundheitszustand und seine Frische zu verdanken hatte. Seine Ungeduld, etwas über die soziologischen Folgen seines Unsterblichkeitsmittels zu erfahren, brachte ihn zu Staghorn.
    Als dieser an der Flasche gerochen hatte, schüttete er den Inhalt in den Analysator von »Humanität«.
    Der gigantische Komputer schluckte das Zeug, gurgelte und begann mit seiner Analyse. Dann verband Staghorn den Analysator mit den Erinnerungsspeichern der Maschine.
    Soweit es »Humanität« betraf, war das Y-Hormon nun ein Teil der menschlichen Geschichte geworden. Das änderte jedoch nichts daran, daß seine umfassenden Erinnerungsbänke auf dem Wissen über alle Ereignisse der bisherigen Geschichte basierten. Im Prinzip funktionierte die Maschine ähnlich wie die elektronischen Gehirne, die gewisse Voraussagen treffen konnten, wenn man ihnen die notwendigen Daten gab – Wetter, Wahlergebnisse oder Pferderennen. Keine elektronischen Gehirne erreichten jedoch die Kapazität von »Humanität«. Im Laufe der Jahre hatte die Maschine Tausende von Büchern gelesen und die darin enthaltenen Informationen geordnet und gespeichert. Ihre Fotozellen hatten Millionen von Bildern konserviert, die zur Auswertung bereitlagen. Im Phonosektor lagerten die Kompositionen und Sprachen der vergangenen Jahrhunderte.
    Der Bildschirm über der Maschine war zusätzlich angebracht worden. Er gab das visuell wieder, was »Humanität« aus den vorhandenen Daten für einen bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft errechnete. Im Grunde war dieser Schirm eine Bildröhre, wie sie bei Fernsehgeräten auch benutzt werden. Sie stammte aus einem I.B.M. 704 Elektronenkomputer, der dazu benutzt wurde, die wahrscheinliche Umlaufbahn künstlicher Satelliten zu berechnen.
    Immer wieder mußte Staghorn erklären, daß es sich bei seinem Komputer nicht etwa um eine Zeitmaschine handelte, mit der man beliebig in die Vergangenheit oder Zukunft sehen könne. Zeigte der Schirm Bilder aus der Vergangenheit, so entstanden diese nur aus den vorhandenen Informationen über die tatsächlich damals stattgefundenen Ereignisse. Zeigte er Bilder aus der Zukunft, waren sie nichts als Voraussagen, die sich auf Informationen und Wahrscheinlichkeitsberechnungen stützten. Da aber die Maschine nie etwas vergaß und jeden geringsten Faktor in seine Berechnungen einschloß, waren ihre Voraussagen von einer verblüffenden Genauigkeit.
    »Humanität« hatte weder Peccarys Stadt noch ein Mädchen namens Jenny Cheever je gesehen. Wenn beides auf dem Bildschirm erschien, dann nur dank der exakten mathematischen Berechnungen der gegebenen Tatsachen und der unbestechlichen Logik der Maschine.
    Eigentlich hatte Staghorn die Maschine nur gebaut, um Geschichtsforschung betreiben zu können. Staghorn war durchaus in der Lage, die Erinnerung des Komputers zu verändern. Wenn er die winzige Spule entfernte, in der die Schlacht von Hastings enthalten war und dann die englische Geschichte von diesem
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