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Heyne Galaxy 02

Heyne Galaxy 02

Titel: Heyne Galaxy 02
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Er schritt an mir vorbei, blieb plötzlich stehen und drehte sich um.
    »Ich komme wegen des Abfalls. Sie haben doch angerufen, nicht wahr?«
    »Ich weiß nicht…«
    »Glauben Sie, ich hätte den ganzen Tag Zeit?« schrie ich ihn an und esperte gleichzeitig. »Wo ist das Lager?«
    »Hier entlang …«
    Er beschrieb mir den Weg und ging dann weiter.
    Ein hagerer Mann mit einem Schnurrbart sah mich mißtrauisch an, als ich die Tür öffnete und eintrat. Ich nickte ihm zu und sagte:
    »Machen Sie weiter und lassen Sie sich nicht stören. Ich werde die Rechnungsprüfung so vornehmen, daß Sie nicht in Ihrer Arbeit behindert werden. Zeigen Sie mir nur Ihre Beleglisten.«
    Er seufzte und deutete auf den Karteischrank.
    Das war es, was ich suchte. Ich ging hin und öffnete den Schrank. Links war eine Glastür. Dahinter sah ich volle Regale mit einer Auswahl aller elektronischen Ersatzteile, die es gab.
    Zwanzig Minuten später verließ ich das Gebäude. Unter dem Arm trug ich einen flachen Metallkasten mit allen Einzelteilen, die ich zum Bau eines Materietransmitters benötigte – abgesehen von einigen Spezialstücken, die ich mir noch selbst anfertigen mußte. Aber ich besaß nun das Rohmaterial dazu. Der Kasten war schwer, viel zu schwer, als daß ich ihn lange hätte tragen können. Ich setzte ihn am Eingang ab und wartete, bis ein kleiner Lieferwagen vorbeifuhr.
    Er hielt an. Der Fahrer stieg aus und kam zu mir.
    »Sind Sie… uh …«
    Er kratzte sich am Hinterkopf.
    »Ja, der bin ich.« Ich zeigte auf den Metallkasten. »Laden Sie ihn ein.« Er gehorchte sofort. Dann stiegen wir ein und rollten auf das Tor zu. Der Wächter kam auf uns zu und winkte. Er war überrascht, als er mich wiedererkannte.
    »Wer sind Sie eigentlich?« wollte er wissen.
    Ich hatte keine Lust, mehr zu espern, als unbedingt notwendig war. Es war zu leicht, und ich brauchte nicht stolz darauf zu sein. Immerhin tastete ich leicht das Bewußtsein des Wächters ab und gab ihm das Gefühl, ich spräche die Wahrheit. Dann setzte ich eine geheimnisvolle Miene auf.
    »Sie wissen doch – die wöchentliche Fuhre. Schweigen Sie darüber. Wir verlassen uns ganz auf Sie.«
    »Natürlich«, sagte er überzeugt und trat zurück.
    Wir fuhren weiter. Ich sah zurück, um seine Reaktion darauf zu beobachten, daß die Freitagfuhre nun am Mittwoch stattfand. Er schien es logisch zu finden, denn er vergaß die Sache, noch ehe wir außer Sicht waren.
     
    5
     
    Wir fuhren einige Stunden. Während dieser ganzen Zeit begriff ich immer mehr, welche Macht ich über die Menschen besaß und was ich von den Gool gelernt hatte. Dann spürte ich plötzlich die Schmerzen. Ich hatte meine Verwundungen fast vergessen.
    Wir fuhren gerade durch einen zweitklassigen Vorort, und ich suchte nach dem Schild, das die Praxis eines Arztes verriet. Es dauerte auch nicht lange, dann fand ich eins.
    Das Haus sah nicht gerade vertrauenerweckend aus, aber darauf kam es nicht an. Der Fahrer hielt an und brachte mich bis an die Haustür. Dann brachte er meinen flachen Kasten und stellte ihn neben mich. Als er fortfuhr, stand er unter dem Eindruck, an diesem Vormittag eine ganze Menge getan zu haben. Nur nicht das, was er wirklich getan hatte.
    Der Arzt war ein älterer Herr, dessen Hände leicht zitterten.
    Wahrscheinlich fehlte ihm noch die nötige Dosis Whisky an diesem Morgen. Sein Gesicht verriet keine große Begeisterung. Wahrscheinlich sah ich ihm nicht zahlungskräftig genug aus.
    »Sie müssen mich neu verbinden«, sagte ich. »Vielleicht kann ich auch eine gute Spritze gebrauchen.«
    »Glauben Sie, ich wäre Rauschgifthändler? Da sind Sie aber an die falsche Adresse geraten.«
    »Sie haben mich falsch verstanden, Doc. Nur ein Beruhigungsmittel. Brandwunden tun weh, müssen Sie wissen.«
    »Wer hat Ihnen gesagt, daß Sie zu mir kommen sollen?«
    Ich sah ihn bedeutungsvoll an.
    »Es spricht sich herum.«
    Er starrte mich wütend an, dann deutete er auf eine dunkle Tür.
    »Da hinein.«
    Ich nahm meinen Kasten mit. Im Zimmer wickelte er meine Bandagen ab und betrachtete meinen Arm. Ich warf auch einen schnellen Blick darauf und wünschte, ich hätte es nicht getan. Es sah nicht gut aus.
    »Wie ist Ihnen denn das passiert?«
    »Im Bett geraucht«, sagte ich. »Haben Sie ein Mittel, damit …«
    Er fing mich auf, bevor ich zu Boden stürzte, und schleppte mich in einen Sessel. Plötzlich hielt er die Whiskyflasche in der Hand, auf die ich schon gewartet hatte. Zuerst trank er, dann
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