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Heyne Galaxy 02

Heyne Galaxy 02

Titel: Heyne Galaxy 02
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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war. Zuerst war er dagegen, aber dann zwang man ihn förmlich dazu, bei den nächsten Wahlen zu kandidieren. Er wußte selbst nicht, wie es geschah, aber als er vierzig Jähre alt wurde, wählte man ihn zum Senator des Staates.
    Sie verbrachten in diesem Frühjahr ihren Urlaub in Acapulco, wo sie ein herrliches Landhaus besaßen. Hinter ihnen war das Gebirge, vor ihnen die blaue Fläche des Golfs.
    »Ja, ich weiß, was die Partei plant«, sagte er zu Paula und schüttelte den Kopf, »aber das ist doch Unsinn. Sie können mich doch nicht zum Präsidentschaftskandidaten aufstellen! Das wäre doch verrückt!«
    Die Entscheidung wurde ihm abgenommen.
    Im Sommer war die Asiatische Allianz der endlosen Verhandlungen müde und griff Alaska an. Andy wurde als Major eingezogen und sofort an der Front eingesetzt.
    Seine Tapferkeit und seine ausgezeichnete strategische Begabung ermöglichten die Rückeroberung von Shaktolik und einigen anderen Gebieten, die von den Asiaten eingenommen worden waren. Unter seiner Führung drang die Streitmacht der Alliierten weiter vor nach Westen, und es dauerte nicht lange, da war Andy General.
    Nach einem Jahr Krieg erhielt er den Auftrag, als Vertreter der Alliierten die Verhandlungen mit dem Gegner auf Fox Island zu führen. Als diese erfolgreich abgeschlossen wurden, stritt er ab, allein für den guten Ausgang verantwortlich zu sein, aber das amerikanische Volk betrachtete ihn als seinen Helden und schwemmte ihn auf den Wogen der Begeisterung direkt ins Weiße Haus. Noch nie hatte es in diesem Land eine so steile politische Karriere gegeben.
    Mit fünfzig Jahren verließ er Washington, aber sein größter Triumph stand ihm noch bevor. Während seiner zweiten Amtszeit hatte er viel mit den Vereinten Nationen zu tun gehabt, und sein Interesse für diese Organisation hatte ihm eine bedeutende Rolle in der Weltpolitik zugespielt. Als erster Sekretär des Weltsicherheitsrates gelang es ihm, zwischen den Machtgruppen der Erde einen Kompromiß zu erarbeiten. Ganz allein ihm war es zu verdanken, daß schließlich die Weltregierung gebildet wurde.
    Als Andy Hills vierundsechzig wurde, wählten die Delegierten ihn zum Weltpräsidenten, ein Amt, das er bis zu seinem freiwilligen Rücktritt am fünfundsiebzigsten Geburtstag behielt. Er fühlte sich immer noch gesund und bei Kräften, er spielte mit Erfolg auf allen Tennisplätzen und schlug alle jüngeren Konkurrenten mit Leichtigkeit. Auch malte er noch, und erhielt viele Auszeichnungen. Zusammen mit Paula wohnte er nun in dem Landhaus in Acapulco am Golf.
    Erst als er sechsundneunzig Jahre alt war, verspürte er die erste Müdigkeit. Er verlor einfach die Lust daran, noch weiter zu leben. Er hatte alles erreicht, was ein Mann erreichen konnte, und blickte auf ein ausgefülltes Leben zurück. Sein Sohn Andrew hatte ihm vier Enkel geschenkt, und Dennis besuchte ihn mit seinen Zwillingen, bevor er sich zum Sterben legte.
    »Was ist das nun für eine Droge, Doktor?« fragte Paula. »Bringt sie Heilung oder nicht? Ich möchte es endlich wissen.«
    Dr. Bernstein zog die Augenbrauen in die Höhe. Sein Gesicht blieb ernst.
    »Es ist sehr schwer zu beschreiben, Mrs. Hill. Die Droge hat keine Heilkraft im üblichen Sinne. Sie besitzt mehr die Natur einer hypnotischen Droge. Der Effekt ist erstaunlich, um es gelinde auszudrücken. Sie ruft einen Traum hervor, ganz einfach gesagt.«
    »Einen Traum? Ich verstehe nicht…«
    »Einen langen und sehr detaillierten Traum, in dem der Patient scheinbar ein ganzes Leben an sich vorüberziehen sieht. Er lebt sein Leben darin so, wie er es gern gelebt hätte. Sie können mir vorwerfen, es sei ein Betrug, aber glauben Sir mir, Mrs. Hill, Senopolin ist der humanste Betrug, der jemals angewendet wurde.«
    Paula sah auf die abgemagerte Gestalt im Bett hinab. Jetzt bewegte sich Andys Hand auf sie zu, suchte die ihre.
    »Andy«, hauchte sie. »Andy, mein Liebling …«
    Seine Hand war schwach, kalt und knochig. Eine alte Hand.
    »Paula«, wisperte er kaum hörbar. »Du warst eine wunderbare Frau, das ganze Leben lang. Bitte … wenn ich jetzt sterbe … grüße die Kinder von mir …«
    Als er die Augen schloß, sah er glücklich aus.
    Ein Mann, der alles gehabt hatte, was ein Mann sich wünschen kann.
     
    ENDE
     
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