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Heyne Galaxy 02

Heyne Galaxy 02

Titel: Heyne Galaxy 02
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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und tauchte mich in helles Licht. Irgend jemand stieß einen erschrockenen Laut aus.
    Ich duckte mich, schloß meine Augen und esperte. Ich fand das Bewußtsein des Mannes – ein chaotisches Durcheinander der unterschiedlichsten Gedanken. Er dachte an die nahe Stadt, Mädchen, die Wache und an das, was er gefunden hatte: mich.
    Es war schwer, sich zu konzentrieren. Ich war müde, sehr müde.
    Ich hörte das Spannen eines Revolverhahns und ließ mich sofort zu Boden fallen. Eine Flamme schoß auf mich zu, dann folgte der dumpfe Knall der Detonation. Die Gedanken des Mannes waren plötzlich ganz klar:
    … schrecklicher Anblick … rasierter Kopf… Arm geschient … er muß es sein …
    Diesmal begnügte ich mich nicht mit Gedankenlesen, sondern schlug zu. Gegen sein Bewußtsein. Das Licht entglitt seiner Hand und erlosch. Dann ein erstickter Laut. Wie ein gefällter Stier stürzte der Mann besinnungslos zu Boden.
    Es war so einfach, wenn ich nur wach bleiben konnte.
    Ich biß die Zähne zusammen und kletterte auf die Ladefläche des Waggons. Hinter einer Kiste kauerte ich mich zusammen. Die Erschöpfung fiel über mich her wie ein Raubtier. Ich versuchte, einen Teil meines Bewußtseins wach bleiben zu lassen, aber es war zu anstrengend. Ohne mich dagegen wehren zu können, versank ich im Abgrund eines bleiernen Schlafs.
    Das Rattern der Räder und heftiges Rütteln weckte mich. Ich öffnete die Augen und sah einen schmalen Streifen Sonnenlicht auf dem Boden. Ich hatte auf meinem verletzten Arm gelegen; er schmerzte grauenhaft, die Wirkung der Beruhigungsinjektion war längst vergangen. Ich fühlte mich wie eine Mumie, genauso eingepackt und hilflos. Ich hatte Hunger. Was für ein Narr war ich gewesen, mir bei Verlassen der Rettungskabine nicht die Taschen mit Vorräten vollgestopft zu haben! Ich hatte es in der Eile vergessen.
    Überhaupt war alles sehr schnell gegangen.
    Ein Fischer, ganz unter meinem Einfluß, war mir in den seichten Gewässern von Key Largo entgegengerudert und hatte mich abgeholt. Genau in diesem Augenblick explodierten die ersten Granaten. Wenn die Kanoniere auf dem Kreuzer, knapp fünfzehn Kilometer entfernt, mehr Glück gehabt hätten, wären wir erledigt gewesen. Wir fuhren zwischen den Wasserfontänen durch, und dann gelang es mir endlich, den Kreuzer außer Gefecht zu setzen.
    Im Dorf der Fischer fand ich einen Wagen. Der Fahrer brachte mich zum nächsten Bahnhof, und als er in das Dorf zurückfuhr, war er fest davon überzeugt, in der Stadt zum Einkaufen gewesen zu sein. Er würde beschwören, mich nie im Leben gesehen zu haben.
    Jetzt war ich ausgeschlafen und erfrischt. Der nächste Akt des Dramas konnte beginnen. Oder war es eine Komödie?
    Ich entfernte die Schiene von meinem Arm und versuchte ihn zu bewegen. Es ging – wenigstens schmerzte es nicht mehr als vorher. Mit einem Stück Verbandsstoff band ich den Arm so fest, daß er nicht baumeln konnte. So merkte man nicht sofort, daß er verletzt war.
    Ich würde andere Bekleidung benötigen, wenn ich noch länger unentdeckt bleiben wollte. Auch einen Hut, um die Rasur zu bedecken. Trotzdem würde ich mich nicht ewig verstecken können. Der Eisenbahner hatte mich auf den ersten Blick erkannt.
    Ich legte mich zurück und wartete darauf, daß der Zug langsamer fuhr und eine Stadt passierte. Zu viele Sorgen machte ich mir im Augenblick noch nicht. Der Eisenbahner hatte mich zwar erkannt, aber er würde sich nicht mehr daran erinnern. Er hatte niemand seine Entdeckung mitteilen können.
    Das Fahrgeräusch veränderte sich; der Zug fuhr langsamer, und dann hielt er quietschend an. Vorsichtig kroch ich über die Ladefläche bis zur Tür und spähte durch den schmalen Ritz nach draußen. Ich sah sonnenbeschienene Felder, in der Ferne einige flache Häuser und gleich neben dem Wagen die Ecke einer Rampe. Ich schloß die Augen und suchte das Bewußtsein des Zugführers …
    … verfluchter Job! Wozu eigentlich? Verfluchtes Biest in der Raststätte!… rauf in die Berge, Wiesel jagen.
    Ganz behutsam, um ihn nicht zu alarmieren, drang ich in sein Bewußtsein ein und übernahm die Kontrolle. Durch seine Augen sah ich den Wagen nun von außen, verdreckt und staubig. Neben den Schienen wuchs spärliches Gras. Das Holz der Rampe war verwittert.
    Ich zwang den Mann, sich umzudrehen.
    Ein Telefonhäuschen, daneben die Erfrischungsbude – oder meinetwegen Rasthaus. Darüber die Aufforderung, Coca Cola zu trinken.
    Der Mann ging in den
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