Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heyne Galaxy 02

Heyne Galaxy 02

Titel: Heyne Galaxy 02
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
Vom Netzwerk:
Eisenbahnermütze hatte ich gegen einen Hut eingetauscht. Der Ladenbesitzer schlief immer noch, aber so groß war sein Verlust auch wieder nicht. Er würde meine alten Sachen gut verkaufen können, ohne allerdings zu wissen, wie er an sie gekommen war.
    Ich ging an den kleinen Läden vorbei, roch den Fisch und die verwelkten Gemüse. Eine unappetitliche Gegend, aber hier würde mich niemand vermuten. Endlich fand ich einen Taxistand. Ich suchte mir einen dicken Fahrer mit einer Warze auf der Backe aus.
    »Wie weit ist es bis zu den Delta-Versuchsanstalten?«
    Verwundert betrachtete er mich und schob den Kaugummi auf die andere Seite.
    »Was wollen Sie da? Dort ist nichts los.«
    »Ich bin Tourist«, klärte ich ihn auf. »Zu Hause hat man mir gesagt, ich solle mir das unbedingt ansehen.«
    Er grunzte mißbilligend, lehnte sich zurück und öffnete die Tür. Ich stieg ein. Er schaltete den Taxameter ein und startete. Mit fürchterlichem Geheul setzte sich das Gefährt in Bewegung.
    »Wie weit ist es?« fragte ich.
    »Nicht sehr weit. Anderthalb Meilen vielleicht.«
    »Große Anlage?« fragte ich.
    Diesmal gab er mir keine Antwort.
    Wir durchquerten ein altes Geschäftsviertel, fuhren ein Stück am Wasser entlang, rollten über Geleise und hielten endlich vor einem eingezäunten Gelände, dicht neben einem großen Tor.
    »Ein Dollar und zehn«, sagte der Fahrer.
    Ich blieb sitzen und esperte. Nachdem ich ihm einige falsche Impressionen aufgezwungen hatte, zog ich mich wieder zurück. Er blinzelte, dann startete er erneut und fuhr zu einem anderen Tor, das geöffnet war. Daneben stand ein uniformierter Wächter.
    Der Fahrer hielt an und sah sich zu mir um.
    »Soll ich hineinfahren, Sir?«
    »Nein, ich steige hier aus.«
    Er sprang aus dem Wagen, öffnete mir den Schlag und half mir heraus.
    »Ihr Wechselgeld, Sir«, sagte er und griff zur Tasche.
    »Danke, lassen Sie nur«, wehrte ich ab.
    »Danke.« Er zögerte. »Vielleicht bleibe ich in der Nähe, Sir.«
    »Würde nicht schaden.«
    »In Ordnung, Sir. Ich warte.«
    Ich überlegte es mir anders und sagte zu ihm:
    »Fahren Sie in Richtung der Sonne und vergessen Sie, daß Sie mir jemals begegnet sind. Leben Sie wohl.«
    Er kletterte hinter das Steuer, strahlte vor Freude und fuhr los.
    Ich drehte mich um und betrachtete die Versuchsanstalt.
    Von außen wirkte sie nicht geheimnisvoll. Ein paar Ziegelgebäude, ein Haus aus Stahl, dazwischen verschlammte Wege, und der Zaun. Neben dem Tor stand der Wächter und betrachtete mich neugierig. Ich ging zu ihm.
    »Ich komme von Iowa City. Der Rest unserer Gruppe wollte lieber einen Tag ausruhen, aber ich sehe nicht ein, warum ich auf eine Besichtigung verzichten soll. Schließlich habe ich den vollen Preis bezahlt und …«
    »Einen Augenblick«, unterbrach mich der Wärter und hob beide Hände. »Sie müssen sich irren. Dies hier ist keine Touristenattraktion. Niemand darf das Gelände ohne besondere Erlaubnis betreten.«
    »Sind das denn nicht die Cameowerke?«
    »Zu dumm, daß Sie Ihr Taxi fortgeschickt haben.« Er schüttelte den Kopf. »Der Bus kommt erst in einer Stunde.«
    Ein dunkelfarbiger Kombiwagen näherte sich von der Stadt her, fuhr langsamer und glitt im Bogen auf das Tor zu. Ich sah den Fahrer an. Der Wagen verlangsamte sein Tempo und hielt direkt neben mir. Im Fond saß ein dicker Mann, der sich vorbeugte. Als er mich sah, sank er in die Polster zurück. Er war beruhigt. Der Fahrer öffnete mir die Tür. Ich stieg ein. Der Wärter am Tor sah mit offenem Mund zu.
    Ich grüßte mit zwei Fingern am Hut, als der Wagen an ihm vorbei in das Versuchsgelände fuhr.
    »Halten Sie vor der Elektronenabteilung«, sagte ich zu dem Fahrer.
    Eine Antwort war nicht notwendig. Der Wagen hielt vor dem Gebäude, ich stieg aus, schritt die breiten Stufen hinauf und stieß die gläserne Doppeltür auf. Hinter mir fuhr der Wagen wieder an. Zwar würde sich der dicke Passagier ein wenig wundern, warum der Fahrer angehalten hatte, der aber würde sich nicht an den Vorfall erinnern können.
    Ich war im Versuchszentrum für Elektronik. Immerhin ein Anfang. Für einen Einbruch bei hellem Tageslicht war ich an und für sich nicht, aber es schien mir so einfacher zu sein. Ich war jetzt nicht dazu in der Lage, über Mauern zu klettern oder Schlösser aufzubrechen. Dazu wäre einiges erforderlich gewesen – an erster Stelle eine gute ärztliche Behandlung und ein dreimonatiger Erholungsurlaub.
    Aus einer Tür kam ein Mann in weißem Mantel.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher