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Heyne Galaxy 02

Heyne Galaxy 02

Titel: Heyne Galaxy 02
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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reichte er sie mir. Er sah mich aus schmalen Augen an.
    »Wahrscheinlich sind Sie dann aus dem Bett gefallen und haben sich das Bein gebrochen …?«
    »Genau«, versicherte ich ernsthaft. »Es war ein verdammt hohes Bett.«
    »Ich bin gleich zurück!« Er drehte sich um und wollte zur Tür gehen. »Bleiben Sie. Ich habe nicht genug Verbandsstoff hier.«
    »Bleiben Sie auch«, riet ich ihm. »Dort auf dem Tisch liegt mehr Verbandszeug, als Sie brauchen.«
    »Aber…«
    »Keinen Unsinn, Doc. Ich weiß alles über Sie.«
    »Was?«
    »Ich sagte: alles!«
    Ohne ein weiteres Wort begann er mit der Behandlung. Ein schlechtes Gewissen läßt keine Argumente zu.
    Er verarztete meinen Arm, strich schließlich Salbe darauf und verband ihn. Dann sah er sich das Bein an. Er legte eine neue Schiene ein und umwickelte alles mit Verbandsstoff. Am Kopf ging er behutsamer vor, überprüfte die Nähte und murmelte so etwas wie Anerkennung vor sich hin. Dann gab er mir eine Spritze.
    »Das ist alles, was ich für Sie tun kann«, sagte er, als er fertig war und gab mir eine Dose mit Tabletten. »Nehmen Sie die, wenn Sie Schmerzen haben. Und nun verschwinden Sie.«
    »Holen Sie mir ein Taxi«, bat ich ihn.
    Ich stand neben ihm, als er telefonierte, zündete mir eine Zigarette an und hörte zu, was er sagte. Bis jetzt hatte ich es nicht nötig gehabt, seine Gedanken zu lesen. Jetzt tat ich es.
    … lieber Himmel … warum habe ich nur…? Mary wußte es ja. Ich sollte nach Arizona gehen … neu anfangen … bin aber zu alt …
    Er war voller Angst und Reue, aber tief in seinem Innern flackerte noch ein Rest von Hoffnung, sein verpfuschtes Leben ändern zu können. Er brauchte nur ein wenig Mut, mehr nicht. Ich esperte und gab ihm den Mut.
    »Ihr Wagen ist da«, sagte er und öffnete mir die Tür. Ich trug meinen Metallkoffer, als habe er kein Gewicht. »Sind Sie auch sicher, daß Sie nicht ins Bett müssen?«
    »Keine Sorge, Doc. Es wird alles gut werden. Auch bei Ihnen.«
    Er sah mir nach, bis der Fahrer den Kasten auf dem Hintersitz verstaut und ich mich neben ihn gesetzt hatte.
    »Bringen Sie mich zu einem Konfektionshaus«, sagte ich.
    Er wartete draußen, während ich mich neu einkleidete. Neuer Anzug, neue Unterwäsche, ein neues Hemd. Und natürlich einen neuen Hut, einen weichen, damit mir der Schädel nicht so weh tat. Meine Schuhe waren noch gut, trotzdem tauschte ich sie um, nahm noch einen Regenmantel dazu und einen leichten Koffer. Der Verkäufer wollte von Geld anfangen, aber ich kam ihm zuvor. Eher er etwas sagen konnte, dachte er nur noch an eine verrückte Nacht mit einer Rothaarigen. Ich glaube nicht, daß er überhaupt bemerkte, wie ich den Laden verließ.
    Ich gab mir alle Mühe, mich nicht wie ein Ladendieb zu fühlen. Es ist schließlich nicht alltäglich, seine Einkäufe mit Träumen zu bezahlen. Im Taxi packte ich meine ganzen Habseligkeiten in den neuen Koffer und bat den Fahrer, mich zu einem mittleren Hotel zu bringen. Dort wurden wir von einem Portier in Empfang genommen, der sich wie ein Rotkreuz-Helfer gebärdete. Er half mir beim Gepäck. Besonders der flache Metallkasten mußte es ihm angetan haben. Wahrscheinlich hielt er mich für ein hohes Tier auf Reisen.
    Ich ließ mir eine anständige Mahlzeit aufs Zimmer bringen, nahm ein Bad und legte mich ins Bett. Ich gab mir den Befehl, drei Stunden zu schlafen, und als ich aufwachte, zur vorgesehenen Zeit, hätte ich Bäume ausreißen können, wenn ich einen Sinn darin gesehen hätte.
    Ich blätterte im Telefonbuch und wählte eine Nummer.
    »Ich möchte einen Cadillac oder Lincoln«, sagte ich, als der Teilnehmer sich meldete. »Aber einen neuen, und nicht so einen, den Sie für Begräbnisse zur Verfügung stellen. Dazu einen Fahrer, dem es nichts ausmacht, sich mal ein paar Nächte um die Ohren zu schlagen. Legen Sie außerdem eine warme Decke und ein Kissen in den Wagen.«
    Dann begab ich mich in den Frühstücksraum, verzehrte eine leichte Mahlzeit und trank eine Tasse Kaffee. Kaum war das geschehen, da traf der Wagen ein. Es war ein schwerer Straßenkreuzer, dunkelblau und frisch lackiert. Er war niedrig wie ein Rennwagen.
    »Wir werden Richtung Denver fahren«, sagte ich zu dem Fahrer. »Morgen legen wir eine Pause ein, denn ich muß noch verschiedene Dinge einkaufen. Zwanzig Stunden, schätze ich. Sie können alle hundertfünfzig Kilometer anhalten, um sich die Füße zu vertreten. Fahren Sie nicht über hundert.»
    Er nickte. Das Gepäck war schnell
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