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Heyne Galaxy 01

Heyne Galaxy 01

Titel: Heyne Galaxy 01
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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angenehm warm.
    McDermotts Stimme sagte aus einem verborgenen Lautsprecher:
    »Ich halte mich im Turm auf, im dritten Stockwerk. Hätte ich nicht alle meine Roboter fortgeschickt, würde ich Ihnen einen Führer schicken können. So müssen Sie den Weg allein finden.«
    »Warum schicken Sie mir nicht ein Mitglied Ihrer Familie?«
    McDermott ignorierte die Frage. Er sagte:
    »Gehen Sie den Korridor entlang, bis Sie die Biegung erreichen. Sie kommen an meiner Waffen-Steuerzentrale vorbei und erreichen dann den Lift. Damit können Sie nach oben fahren.«
    Holt und seine Roboter gingen durch die stillen Hallen, um zum Korridor zu gelangen. Der hohe, gewölbte Korridor erinnerte an ein Museum. In Nischen standen schweigende Statuen und verstaubte Kunstgegenstände. Die Luft war warm und stickig. Wie in einem Grab, dachte Holt. Kein Wunder, daß McDermott das Leben haßte.
    Einmal kamen sie an Ritterrüstungen vorbei, und Holt errechnete sich insgeheim die Kosten für den Transport von der fernen Erde hierher. Der alte McDermott mußte ein seltsamer Narr sein, daß er Geld für solchen Unsinn ausgab.
    Der Lift.
    Holt und zwei seiner Roboter betraten ihn und fuhren nach oben. Nun befand er sich in dem Turm, den er so lange Zeit gehaßt hatte. McDermott gab zwischendurch einige Anweisungen, damit er den Weg nicht verfehlen konnte. Eine große Halle mit dunklen Wänden und leuchtendem Boden war die letzte Station, dann betraten Holt und seine Roboter den Raum, in dem McDermott sie erwartete.
    Der Raum hatte die Form eines Ovals. Die Wand bestand aus Fenstern, aber die Luft war schlecht und abgestanden. McDermott lag in der Mitte des Zimmers in seinem Bad mit der Nährlösung. Technische Geräte und eine Unmenge von Leitungen umgaben ihn. Alles, was von ihm selbst sichtbar blieb, waren zwei große, funkelnde Augen in einem totenblassen Gesicht.
     
    »Ich freue mich, daß Sie gekommen sind«, sagte McDermott. Ohne die Verstärkeranlagen des Visiphons war seine Stimme schwach und zitterig.
    »Nie hätte ich erwartet, diesen Raum zu betreten.«
    »Das habe ich auch nicht, Holt. Aber es ist gut, daß Sie kamen. Sie sehen gut aus, trotz Ihres Alters.« McDermotts Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Natürlich, Sie sind ja noch jung gegen mich. Nicht einmal zweihundert, nicht wahr? Ich glaube, ich habe dreißig Jahre mehr auf dem Buckel als Sie.«
    Holt hatte kein Interesse, sich das Gerede länger als unbedingt notwendig anzuhören.
    »Was also wollen Sie von mir?« fragte er ohne jede Wärme in seiner Stimme. »Ich bin gekommen, aber ich habe nicht die Absicht, den ganzen Tag hier zu verbringen. Sie behaupteten, mir etwas Wichtiges mitteilen zu müssen.«
    »Das ist es eigentlich weniger«, gab McDermott zu. »Ich wollte Sie vielmehr um einen Gefallen bitten. Holt, töten Sie mich.«
    »Was?«
    »Es ist sehr einfach, Holt. Sie brauchen nur den Strom der Nährflüssigkeit zu unterbrechen. Dort, rechts neben meinen Füßen. Reißen Sie die Leitung einfach heraus. In einer Stunde bin ich tot. Sie können es auch schneller haben – menschlicher, würde ich sagen. Schalten Sie die künstliche Atmung aus.«
    »Sie haben einen merkwürdigen Humor, McDermott.«
    »Meinen Sie das auch? Mein Glück. Na los, worauf warten Sie dann noch? Oder haben Sie keinen Humor?«
    »Sie haben mich also hierherkommen lassen, damit ich Sie töte?«
    »Allerdings.« McDermotts Augen waren ganz ruhig. »Seit einem Jahr kann ich mich nicht bewegen – wie eine Pflanze vegetiere ich in dieser Nährflüssigkeit. Tag für Tag, Nacht für Nacht. Dabei fühle ich mich gesund. Ich könnte vielleicht noch hundert Jahre leben, aber es wäre ein langweiliges Leben. Sicher, ich hatte einen Schlaganfall und bin gelähmt, aber mein Körper und mein Geist sind noch gesund. Das verdammte Nährbad erhält mich am Leben. Würden Sie so leben wollen, Holt? Seien Sie nun ehrlich – würden Sie das wirklich wollen?«
    Holt zuckte die Schultern.
    »Wenn Sie sterben wollen, dann bitten Sie doch jemand aus Ihrer Familie, es zu tun.«
    »Ich habe keine Familie.«
    »Ach? Waren da nicht fünf Söhne …?«
    »Vier sind tot, Holt. Der fünfte reiste zur Erde. Außer mir lebt hier niemand mehr. Ich war zäher als sie alle. Ich bin zweihundertdreißig Jahre alt, Holt, das genügt. Meine Frauen sind tot, meine Enkel sind von hier weggegangen. Sie werden erst dann zurückkehren, wenn sie mein Erbe antreten. Eher auf keinen Fall. Es gibt also niemanden, der mich töten
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