Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heyne Galaxy 01

Heyne Galaxy 01

Titel: Heyne Galaxy 01
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
Vom Netzwerk:
Leben mehr.
    McDermott war nur bis zum Kinn sichtbar, aber die Maschinerie darunter verriet, daß der Rest seines Körpers in einem Nährbad lag. Es war offensichtlich, daß es ihm nicht besonders gutging.
    »Es war ein Schlaganfall«, sagte er nach einer langen Pause. »Vom Genick abwärts bin ich gelähmt. Ich bin völlig hilflos, glauben Sie mir.«
    »Wann ist das passiert?«
    »Etwa vor einem Jahr.«
    »Und dann rufen Sie mich erst heute deswegen an?«
    »Ich nahm nicht an, daß es Sie interessieren würde. Es war mir auch egal – bis heute. Jetzt weiß ich, daß ich sterben muß. Mein letzter Wunsch ist, einmal den Mann zu sehen, den ich mein Leben lang gehaßt habe. Ich weiß, daß Sie voller Mißtrauen sind. Sie wittern eine Falle oder halten mich für verrückt. Aber wenn Sie kommen, werde ich meine Schutzschirme ausschalten und die Roboter auf die andere Seite des Flusses schicken. Ich werde ganz allein im Haus zurückbleiben, und Sie können sich von mir aus eine ganze Armee mitbringen. Hört sich jetzt nicht mehr nach einer Falle an, was? Zugegeben, Holt, ich würde an Ihrer Stelle auch zuerst eine Falle vermuten, aber ich schwöre Ihnen: es ist keine! Glauben Sie mir doch, Holt! Mein Haus steht Ihnen offen. Wenn Sie Lust dazu verspüren, können Sie herkommen und mich auslachen. Mir ist das gleichgültig, wenn Sie nur kommen. Ich habe Ihnen etwas zu sagen, etwas, das für Sie lebenswichtig sein kann. Ich kann es nur Ihnen sagen, keinem anderen. Sie werden es nicht bereuen, zu mir gekommen zu sein, Holt.«
    Holt starrte in das alte Gesicht auf dem Bildschirm. Er wußte nicht, was er sagen sollte. Vielleicht hatte McDermott wirklich den Verstand verloren. Es war Jahre her, daß Holt den Bereich seiner stets eingeschalteten Energieschirme verlassen hatte. Und nun verlangte man von ihm, daß er einfach hinaus aufs freie Feld ging, wo er in aller Ruhe abgeschossen werden konnte. Nicht nur das! Er sollte sogar in McDermotts Haus kommen, in die Höhle des Löwen.
    Ein völlig absurder Gedanke!
    McDermott sagte:
    »Ich will Ihnen auch beweisen, daß ich es ehrlich meine, Holt. Meine Schutzschirme sind abgeschaltet. Nehmen Sie mein Haus unter Feuer. Zögern Sie nicht, Holt. Erfüllen Sie sich einen kleinen Wunschtraum. Treffen Sie, wo immer Sie wollen.«
    Mechanisch fast erhob sich Holt. Seine Knie schlotterten. Mit zitternden Händen hielt er sich fest und wartete einige Sekunden, bis seine Nerven ruhiger wurden. Dann trat er zur Seite, um dem Aufnahmebereich der Kamera zu entrinnen. McDermott konnte ihn nicht mehr sehen, als er vor den Kontrollen seiner Geschütze stand. Wie oft schon hatte er in seinen Träumen die Knöpfe, Hebel und Schalter bedient? Aber er hatte es auch wirklich getan, wenn er Teste durchgeführt und Ziele im eigenen Gelände unter Feuer genommen hatte.
    Jetzt auf einmal war die Wirklichkeit wie ein Traum. Mechanisch bediente er auch die Kontrollen. Auf dem Zielbildschirm erschien McDermotts metallisch glitzernder Turm, deutlich und stark vergrößert. Wie ein heißer Strom floß die Erregung durch Holts Adern. Einen Augenblick lang glaubte er, McDermotts Absicht zu durchschauen; der Gegner hoffte, ihn durch den Schock einer freudigen Erregung zu töten. Natürlich, das war es! Hatte nicht auch McDermott einen Schlaganfall erlitten?
    Nun, McDermott sollte sich irren.
    Holts Hände umklammerten die Kontrollen. Aber noch zögerte er. Sollte er einen Energiestrahl von tausend Megawatt zu McDermott schicken, oder war es vielleicht besser, einen schwächeren zu wählen? Er entschied sich für die zweite Möglichkeit. Wenn dort drüben wirklich keine Schutzschirme mehr waren, würde das vollauf genügen.
    Er zielte nicht auf den Turm oder das Haus, sondern auf einen Baum in deren unmittelbaren Nachbarschaft. Dann drückte er auf den roten Feuerknopf. Immer noch glaubte er, wie im Traum zu handeln, aber der Baum verwandelte sich vor seinen Augen in einen Haufen rauchender Asche.
    »Nun?« McDermotts Stimme klang keineswegs empört, sondern vielmehr triumphierend. »Weiter so! Zielen Sie ruhig auf das Haus, Holt. Zerstören Sie einen der Geschütztürme. Los, machen Sie doch schon …«
    Er ist übergeschnappt, dachte Holt verblüfft und ließ den Energiestrahl weiter nach links wandern. Die Ecke des Hauses von McDermott begann zu glühen und brach zusammen. Ein Teil der feindlichen Festung hatte sich in Protonen umgewandelt und enteilte mit Lichtgeschwindigkeit in das Weltall.
    Holt erkannte mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher