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Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Titel: Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hierher gekommen, um die Drachenburg zu zerstören und ihren Herren zu töten, und er hatte beides getan – und das war alles. Er hatte dafür bezahlt. Sehr viel.
    Aber alles, was er empfand, war eine Art kalten, fast wissenschaftlichen Interesses – und eine noch leise, aber allmählich aufkeimende Sorge. Necron war geschlagen, seine Burg vernichtet, aber das hieß nicht, dass die Gefahr vorüber war. Es war nur eine weitere Runde in dem niemals endenden Ringen zwischen Gut und Böse gewesen, die er gefochten und zu seinen Gunsten entschieden hatte, aber das Böse war zäh und in dieser durcheinander gewirbelten Ruine allein mochten genug Schrecken verborgen sein, es neu und vielleicht schlimmer auferstehen zu lassen. Für einen Moment hatte Balestrano eine Vision – eine fürchterliche Vision: er sah Menschen – unschuldige Männer, nichts Böses ahnend – durch die Überreste dieser verfluchten Burg stolpern, fasziniert von dem, was sie entdeckt hatten, und besessen von dem Gedanken an Gold und Schätze, die sie aus den Trümmern ausgraben konnten. Und dann sah er sie, beladen mit Dingen aus Gold und edlen Steinen, in denen das Böse schlummerte wie ein unsichtbares Gift, wieder zurückgehen und das Böse in die Welt der Menschen tragend.
    Nein, dachte er. So weit durfte es nicht kommen. Es stand nicht in seiner Macht, diese Burg und alles, was unter ihren Trümmern verborgen lag, vollkommen zu vernichten, aber er würde Sorge dafür tragen, dass sie bewacht wurde. Der Heilige Orden des Tempels Salomon würde einen neuen, geheimen Stützpunkt bekommen, hier, an einem der verlassensten Orte der Welt.
    Aber im Moment gab es Wichtigeres zu tun.
    Flüchtig dachte er an die vier Toten, die in der Ruine des Kastells eine halbe Stunde bergab lagen und darauf warteten, beigesetzt zu werden, dann verjagte er auch diesen Gedanken, hob die Hand und winkte einen seiner Männer herbei.
    »Du wirst die Leute aufteilen«, sagte er. »Bildet kleine Gruppen, immer zwei oder drei Mann. Und rührt nichts an, ganz gleich, wie harmlos oder verlockend es scheint.«
    Der Templer nickte. Es gelang ihm nicht ganz, seine Nervosität zu verbergen. Und seine Angst. Sie alle spürten den Atem finsterer Magie überdeutlich, der noch immer zwischen den Trümmern der Burg hing. Balestrano wusste, dass seine Warnung ganz und gar überflüssig war. Die Männer wussten ganz genau, was sie suchten.
    Einen Toten. Genauer gesagt – zwei.
    Den Leichnam Necrons, ohne dessen Anblick Balestrano niemals die absolute Gewissheit haben würde, den finsteren Magier wirklich getötet zu haben.
    Und den eines zweiten Mannes, den Jean Balestrano beinahe ebenso sehr hasste wie Necron, wenn auch längst nicht so lange. Aber auch für ihn galt dasselbe wie für Necron. Balestrano würde nicht eher ruhen, bis seine Leiche vor ihm lag.
    Der Leichnam Robert Cravens.
     
    Der Berg erschien vor uns, als tauche er aus glasklarem, sprudelndem Wasser auf. Die Luft, die schon jetzt vor Hitze flimmerte, obwohl der Tag noch keine Stunde alt war, ließ den gigantischen Pfeiler aus schwarzgrauem Granit flimmern und hüpfen, ein Schemen, wenig realer als eine Fata Morgana, und in der klaren, heißen Luft über der Wüste in einer Entfernung, die nicht zu schätzen war: Es konnten genauso gut zwei wie zweitausend Meilen sein. Es machte keinen Unterschied mehr – ich hatte weder die Kraft, das eine noch das andere zu schaffen.
    Während der vergangenen zehn oder zwölf Stunden hatten sich meine Muskeln zuerst in Pudding und dann in schmerzende verkrampfte Bündel verwandelt und jeder Schritt kostete mich mehr Anstrengung als der vorherige. Priscyllas Körper, den ich auf den Armen trug, schien Tonnen zu wiegen. Dann begann die Wüste neben mir zu brodeln; der Sand kräuselte sich, warf Blasen und sprudelte wie kochendes Wasser und plötzlich griffen schwarze peitschende Tentakel aus dem Gelbbraun des Bodens hervor, wickelten sich um meine Arme und Beine, zerrten mit grausamer Kraft an Priscylla. Ich schrie auf und warf mich zurück, aber der Griff der Tentakel war erbarmungslos und viel zu stark für mich. Und plötzlich teilte sich der Sand, eine flache, von brodelnder, widerwärtiger Schwärze erfüllte Grube entstand und aus ihrer Tiefe stieg Necron empor, das Gesicht zu einem höhnischen Grinsen verzerrt und Shannons abgetrennten Kopf in der Rechten. »Du hast etwas vergessen, Robert!«, kicherte er. »Hier, das gehört doch dir, oder?« Damit warf er mir den Kopf zu und
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