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Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Titel: Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Stimme erzeugte ein sonderbares, hallendes Echo.
    Ich stand auf, näherte mich der Uhr und blieb wie versteinert stehen, als mein Blick in die dahinter liegende Bibliothek fiel. Oder das Etwas, was sich dort ausbreitete, wo nach Howards Aussage eine Bibliothek sein sollte.
    Der Raum war vorhanden – vielleicht fünf Schritte breit und dreimal so lang. An den Wänden standen Regale, auf denen hier und da noch die vermoderten Überreste von Büchern zu erkennen waren, grünweiße Klumpen von Schimmel und schleimigem Moder.
    Tornhill war stehen geblieben. Als er meine Schritte hörte, drehte er sich um und sah mich vorwurfsvoll aus seinen kleinen Schweinsäuglein an.
    »Ich weiß, dass es Ihre Sache ist, Craven«, sagte er. »Aber wenn Sie einen Rat von mir wollen – Sie sollten Ihre Putzfrau entlassen.«
    Ich konnte ihm nicht widersprechen. Auf dem Fußboden – oder dort, wo eigentlich der Fußboden sein sollte – lag eine dreißig Zentimeter hohe Schicht aus schwarzem, ölig glänzendem Schleim, in die er bis über die Waden eingesunken war.
     
    Die Gestalt schien geradewegs aus einem Albtraum entsprungen zu sein. Es war ein Mensch, aber das war nur noch an seinen Proportionen zu erkennen; und selbst die waren verschoben, als wäre der ganze Leib zusammengestaucht und auf grausame Art deformiert worden. Seine Haut war, wo sie nicht geschwärzt und verkohlt war, zerrissen und mit braunroten feuchten Krusten übersät und durch die zerfetzten Kleider war der blanke Knochen zu erkennen. Necrons Stimme klang, als käme sie aus einem zermalmten Kehlkopf.
    »O mein Gott!«, keuchte Howard. »Was -«
    Necron machte eine wütende Geste. »Der hilft Ihnen jetzt auch nicht mehr, Lovecraft«, zischte er. Aus seinen Worten sprach der Hass. »Schauen Sie mich ruhig an. Schauen Sie sich an, was dieser Hund Craven und Ihr Gehilfe mit mir gemacht haben. Sie werden dafür bezahlen, das schwöre ich Ihnen!«
    »Aber ich -« Howards Stimme versagte. Jetzt, nachdem er den ersten Schock überwunden hatte, der dem Anblick der fürchterlichen Erscheinung gefolgt war, begann er zu begreifen.
    »Das waren … Sie?«, murmelte er ungläubig. »Sie selbst waren der Mann, der versucht hat, Robert zu ermorden?«
    »Ermorden?« Necron lachte schrill. »Meinetwegen nennen Sie es so. Ich nenne es eine Hinrichtung.«
    Van der Groot begann schrill zu wimmern. »Wer ist das, Lovecraft?«, keuchte er. »Was bedeutet das?«
    Howard machte eine unwillige Bewegung mit der Linken, um den Holländer zum Schweigen zu bringen, und trat gleichzeitig einen Schritt auf den verkrüppelten Magier zu. Sofort spannte sich die Gestalt des Kriegers neben Necron. Howard blieb stehen.
    »Warum das alles, Necron?«, fragte er. Ein böses Lächeln spielte um seine Lippen. »Oder sollte ich Sie lieber Ab -«
    »Schweigen Sie!« Necrons Worte waren wie ein Peitschenhieb. »Sprechen Sie diesen Namen nicht aus, Lovecraft. Niemals.«
    »Wie Sie wollen, Necron. Aber das beantwortet meine Frage nicht. Warum das alles? Warum haben Sie mich nicht von Ihren Killern ermorden lassen?«
    »Wenn es Sie stört, kann ich es nachholen«, erwiderte Necron böse. »Aber ich will Ihre Frage beantworten. Ich brauche Sie.«
    »Lovecraft, was … was hat dieser Teufel vor?«, wimmerte van der Groot. »Bitte, was -«
    Necrons Hand machte eine blitzartige, kaum wahrnehmbare Bewegung. Die schwarze Gestalt des Drachenkriegers bewegte sich wie ein Schatten auf van der Groot zu. Seine Faust traf den Holländer am Kinn. Er brüllte, fiel nach hinten und krümmte sich auf dem Boden.
    »Das war für den Teufel, vermute ich«, sagte Howard, ohne den Blick von der verstümmelten Gestalt des Alten zu nehmen. Er begriff es immer noch nicht ganz. Der logische Teil seines Bewusstseins sagte ihm mit aller Klarheit, dass er einer der Geheimnis umwittertsten Gestalten gegenüberstand, die es jemals gegeben hatte, aber ein anderer, verborgener Teil seines Selbst weigerte sich einfach, die Tatsache anzuerkennen. Necron! Der Hexer der Drachenburg! Er stand einer lebenden Legende gegenüber. Einer Legende, die mit Blut und Tränen geschrieben war und eine endlose Geschichte des Leidens und der Furcht erzählte.
    »Was wollen Sie von mir?«, fragte er, wieder an den Alten gewandt.
    »Von Ihnen gar nichts«, erwiderte Necron hart. »Ich will etwas mit Ihnen. Vielleicht werden Sie es nie begreifen, aber Sie haben noch einmal Glück gehabt, Lovecraft. Ginge es nach mir, würde ich Sie töten, Sie und diese beiden
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