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Hexenspiel. Psychokrimi: Ein Psychokrimi (German Edition)

Hexenspiel. Psychokrimi: Ein Psychokrimi (German Edition)

Titel: Hexenspiel. Psychokrimi: Ein Psychokrimi (German Edition)
Autoren: Manfred Koch
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dir?“
    „Auch. Geht so. Wenig los bei euch. Keine Gäste?“
    „Um die Zeit nie. Ein paar Stammgäste zu Mittag. Abends ist mehr los.“
    „Aha. Und sonst?“
    „Was – und sonst?“
    „Ich meine, was läuft sonst so?“
    „Was soll schon laufen? Und bei dir?“
    „Wie immer. Das Übliche. Was ein Polizist halt so macht.“
    Ihr Lächeln verschwand. Christina neigte den Kopf zur Seite und musterte Wagner.
    „Bist du dienstlich hier?“
    „Schau ich so aus?“
    „Ich frag ja nur. Weil du dich sonst nie blicken lässt.“
    Wagner griff nach einem Bierdeckel und faltete ihn langsam zusammen, bis er in zwei Teile zerbrach.
    „Tja.“
    „Und? Bist du?“
    „Was?“
    „Dienstlich hier.“
    „Ach so. Nein. Hab Urlaub.“
    „Urlaub? Dann ist ja gut.“
    Christina holte eine Packung Marlboro und ein Feuerzeug aus der Tasche ihrer Kellnerinnenschürze und zündete sich eine Zigarette an.
    „Auch eine?“
    „Gern. Eigentlich hab ich ja aufgehört.“
    „So? Seit wann?“
    „Paar Wochen.“
    „Das kenn ich. Hab’s auch schon ein paar Mal probiert.“
    Wagner zog an seiner Zigarette und sog den Rauch tief in seine Lunge. Dann versuchte er ein Lächeln und blickte Christina an.
    „Könnt ich einen Kaffee haben?“
    „Einen Kaffee? Klar. Entschuldige, ich hätte auch gleich fragen können.“
    Christina ging hinter die Schank und begann an der Kaffeemaschine zu hantieren.
    Das darf doch nicht wahr sein, dachte Wagner. Was für ein sinnloses Gerede. Nur Banalitäten. Hatten sie sich wirklich sonst nichts mehr zu sagen? Was soll’s. Vorbei ist vorbei, er sollte das endlich akzeptieren. Er sog noch einmal an seiner Zigarette, dann stieß er sie in den Aschenbecher und quetschte die Glut ab, als müsste er sie erwürgen. Und wie zur Bekräftigung kam ein wütendes Zischen aus der Kaffeemaschine.
    Wagner lehnte sich zurück, verschränkte die Arme und machte die Augen zu. Denk nach, sagte er zu sich. Schalt bitte endlichwieder dein Hirn ein und denk nach. Was bist du denn? Ein bald Sechzigjähriger, der immer noch Zustände bekommt, wenn er seine um vierundzwanzig Jahre jüngere Exfreundin sieht, die gute Gründe gehabt hat, sich nach drei Jahren von dir zu trennen. Sie wollte Kinder, du wolltest keine, und jetzt lebt sie wahrscheinlich mit einem anderen Mann zusammen, ist vielleicht sogar verheiratet, hat Kinder, ist glücklich, und es geht dich überhaupt nichts an, nicht das Allergeringste geht dich das an. Schluss. Aus. Fertig. Basta. Trink deinen Kaffee, und dann mach, dass du weiterkommst! Christina ist für dich Vergangenheit, kapiert? Okay? Ja, okay. Wenn sie bloß nicht noch immer so verdammt hübsch wäre. Ein bisschen schmäler im Gesicht vielleicht, und die Haare trägt sie kürzer – aber sonst, alles wie früher. Scheiße, das hast du wieder nötig gehabt, dass du heute da hergekommen bist …
    „Klaus? Schläfst du? Kaffee ist fertig.“
    Wagner öffnete die Augen. Christina stellte lächelnd eine riesige Tasse Kaffee und die Zuckerdose auf den Tisch.
    „Bitteschön. Stark, schwarz und mit viel Zucker.“
    Jetzt war Wagner völlig fassungslos.
    „Das weißt du noch?“
    „Klar weiß ich das. Was hast du denn gedacht?“
    Wagner sah Christina ungläubig an.
    „Ich hab nur gedacht, weil … ausgerechnet heute …“
    „Ja?“
    „… ausgerechnet heute ist sie kaputt gegangen.“
    „Was? Was ist kaputt gegangen?“
    „Die Tasse.“
    „Die Tasse?“
    „Ja.“
    „Welche Tasse?“
    „Die rote. Du weißt schon.“
    „Mein Gott, die! Die hast du noch immer?“
    „War meine Lieblingstasse.“
    „Ehrlich?“
    Wagner zuckte hilflos mit den Schultern und machte ein Gesicht, als würde er gleich losheulen.
    „Tja.“
    „Ach, Klaus.“
    Christina setzte sich an den Tisch und legte ihre Hand einen Augenblick lang auf Wagners Hand, als wollte sie ihn trösten. Dann zündete sie sich die nächste Zigarette an und starrte auf den Aschenbecher.
    „Alles geht kaputt, Klaus. Alles.“
    Und während Wagner löffelweise Zucker in seinen Kaffee schaufelte und umrührte und einen Schluck nahm und noch zwei Löffel Zucker nachlegte und umrührte und trank und weiter umrührte und seinen Blick wie gebannt auf die tiefschwarze, schimmernde Flüssigkeit fixiert hielt und auf die sanft kreisenden Wellen und Luftbläschen, die durch die Bewegung des Kaffeelöffels entstanden, hörte Wagner Christinas Geschichte ihrer Verluste. Hörte von Robert, in den sie sich verliebt hatte und mit dem sie
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