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Hexenspiel. Psychokrimi: Ein Psychokrimi (German Edition)

Hexenspiel. Psychokrimi: Ein Psychokrimi (German Edition)

Titel: Hexenspiel. Psychokrimi: Ein Psychokrimi (German Edition)
Autoren: Manfred Koch
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und dass die Kälte vergeht und dass er Sandra wieder lebendig macht und dass sie wieder nachhause dürfen.
    Aber er ist noch lange nicht fertig mit ihr. Er befiehlt dem Katzenungeheuer, seine Krallen wieder und wieder in ihren Rücken zu schlagen, er schickt Blitze in ihren Kopf und einen heulenden Sturm, und dann lässt er das eiskalte Wasser in ihrem Körper gefrieren. Sie spürt, wie langsam alles in ihr erstarrt, wie das Eis wächst und sich immer weiter ausbreitet in ihrem Bauch, in ihrer Brust, in ihren Adern.
    Und dann ist plötzlich alles verschwunden, der Gewittersturm in ihrem Kopf, die Schmerzen, die Angst. Sie ist ganz ruhig. Ruhig und erstaunt. Was von ihr bleiben wird, fragt sie sich. Ihr Herz und ihr Gehirn und ihre Augen in einer gelben Flüssigkeit? Und eine Totenmaske?
    Sie ist so müde, so furchtbar müde. Es fällt ihr immer schwerer, ihre Augen offen zu halten. Das Licht oben am Ende der Treppe kann sie kaum mehr wahrnehmen. Es ist trüb und verschwommen,wie hinter einem dunklen Schleier. Schemenhaft auch die kleine Gestalt, die langsam die Stufen heruntersteigt und dann lange neben ihr steht, stumm und grau. Ein Schattenwesen, das sich auf einmal über sie beugt, ganz tief, so dass sie meint, seinen Atem zu spüren und sein Gesicht zu sehen. Ein blasses Gesicht mit unendlich traurigen Augen. Ein Gesicht, bleich wie der Tod. Mam?



Montag

Keine Spur von Sandra und Daniela!
Opfer einer Sexbestie?
Polizei schaut tatenlos zu!
    E in beschissener Tag beginnt mit einer beschissenen Schlagzeile, dachte Klaus Wagner und fegte mit einer zornigen Handbewegung die Zeitung vom Tisch. Dabei stieß er an seine Kaffeetasse, der Kaffee schwappte über die Tischplatte, die Tasse flog in hohem Bogen durch die Küche und zerschellte auf dem Boden. Wagner starrte die Scherben an. Klar, ausgerechnet seine Lieblingstasse war zu Bruch gegangen. Der Tag schien tatsächlich alle Anstrengungen zu unternehmen, ein beschissener Tag zu werden. Ein ganz und gar beschissener erster Tag von vierzehn Urlaubstagen.
    Eigentlich hatte Wagner vor, gleich nach dem Frühstück mit dem Fahrrad zum Haus seiner Eltern zu fahren, um seine Mutter zu besuchen, die dort allein lebte, seit sein Vater vor mehr als zwei Jahren gestorben war. Außerdem wollte er sich einen Überblick darüber verschaffen, was im Haus alles repariert werden musste, und den Rest des Tages wollte er im Garten arbeiten, der seit Vaters Tod zunehmend verwilderte.
    Das Haus lag nur etwas mehr als eine halbe Stunde von Wagners Wohnung entfernt, dennoch hatte er sich bisher kaum darum gekümmert. Gleich nach der Polizeischule war er nach Wien versetzt worden, und obwohl er ein paar Jahre später wieder nach Salzburg zurückgekommen war, um zuerst in der Bahnhofswachstubeseinen Dienst anzutreten und dann sogar in der Polizeiinspektion in Taxham, dem Stadtteil, in dem er aufgewachsen war, hatte er es vorgezogen, sein Privatleben unabhängig in seiner eigenen Wohnung zu führen, statt sich wieder dem väterlichen Autoritäts- und Ordnungswahn auszusetzen.
    Wagners Eltern hatten das Haus vor über sechzig Jahren gebaut, gleich nach dem Krieg. Mit ihren eigenen Händen, wie sie immer wieder betont hatten, und auf einem abgelegenen Grundstück am Stadtrand, das damals noch für wenig Geld zu haben war, einem Bruchteil des Betrages, den man heute dafür hinlegen müsste. Nur so hatten sie es sich leisten können, denn Wagners Vater war ebenfalls nur ein einfacher Polizist gewesen.
    Gewiss, als Kind hatte Wagner das Haus und vor allem den riesigen Garten mit seinen Apfelbäumen, Ribiselstauden und Holundersträuchern geliebt, das reinste Paradies war das alles für ihn gewesen. Aber seinen Vater hatte er sehr bald nur als einen Mann erlebt, der ständig verbissen Hecken geschnitten, Rasen gemäht, irgendwelche Leitungen verlegt, Verputz ausgebessert und Wände gestrichen hatte oder mit anderen wichtigen Arbeiten beschäftig gewesen war, statt mit ihm zu spielen. Und später, wenn Wagner als Halbwüchsiger lieber im Garten mit seinem Fußball zwischen zwei Bäume Tore geschossen oder in seinem Zimmer Platten gehört hatte, statt Unkraut zu jäten oder zu helfen, die Fensterläden zu streichen oder wenigstens auf seine kleine Schwester aufzupassen, hatten die vorwurfsvollen Blicke seines Vaters immer ein Gefühl des Unbehagens und Widerwillens in ihm ausgelöst.
    Haus und Garten waren für Vater Zeit seines Lebens das Allerwichtigste gewesen. Keine Freude, sondern Aufgabe und
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