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Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Autoren: Bernd Franzinger
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Wort.
    »… den Spieß umgedreht hat«, vollendete sein bester Freund. »Denn dadurch geriet der Bluthund unserer Frau Staatsanwältin unter Druck und musste bei der panikartigen Flucht die unbequemen, übergroßen Schuhe zurücklassen.«
    Tannenberg wandte sich seinem jungen Kollegen zu. »Michael, wie geht’s denn eigentlich unserem lieben Förster?«, fragte er. »Wolltest du nicht vorhin mit dem Krankenhaus telefonieren?«
    »Doch, das habe ich auch getan«, erwiderte Kommissar Schauß. »Nach Auskunft seines Arztes geht es Kreilinger jeden Tag ein bisschen besser. Ende der Woche kann er wohl in die Reha entlassen werden.«
    Agnes Rottmüller-Klomann entgleisten die Gesichtszüge. Sie starrte den Leiter des K 1 mit offenem Mund wie ein Weltwunder an. »Er lebt?«, fragte die Witwe mit schleppender Stimme. »Aber im Radio wurde doch gemeldet, dass er seinen Schussverletzungen erlegen ist.«
    Tannenberg machte eine flatternde Handbewegung. »Tja, man sollte eben nicht alles glauben, was die Medien so verbreiten«, entgegnete er mit einem unverschämt breiten Grinsen.
    »Und Sie haben mich als begnadete Schauspielerin bezeichnet«, schimpfte die Witwe. »Ihre Auftritte waren nicht minder bühnenreif.«
    »Ja, gelernt ist eben gelernt, Frau Staatsanwältin«, freute sich der Chef-Ermittler. »Nicht nur Sie, sondern auch ich habe mit sehr interessanten Menschen die Schulbank gedrückt.« Er zeigte auf Dr. Schönthaler. »Zum Beispiel mit diesem verschrobenen Herrn hier. Mit ihm zusammen habe ich damals am Rittersberg-Gymnasium eine Theatergruppe aufgebaut.«
    Wolfram Tannenberg bedachte seinen alten Freund mit einem verschwörerischen Zwinkern. »Wir haben uns schon damals sehr für die menschlichen Abgründe interessiert. Besonders für Mord und Totschlag. Deshalb haben wir auch eine Bühnenfassung des Dürrenmatt-Romans ›Der Richter und sein Henker‹ geschrieben.«
    »In den heutigen, frauenbewegten Zeiten würde der Titel wohl eher politisch korrekt lauten: ›Die Staatsanwältin und ihre Henkerin‹«, feixte der Pathologe.
    »Woher stammen eigentlich die Männerhaare, die Sie am ersten Tatort so geschickt platziert haben, dass sie selbst ein blinder Kriminaltechniker gefunden hätte?«, fragte Mertel.
    Der Anflug eines Lächelns huschte über Agnes Rottmüller-Klomanns aschfahles Gesicht. »Raten Sie mal«, forderte sie.
    »Keine Ahnung«, antwortete der Spurenexperte.
    »Sie auch nicht, Herr Hauptkommissar?«
    Der Leiter des K 1 schüttelte den Kopf. Doch plötzlich erstarrte seine Miene. »Doch nicht etwa von …«, stieß er aus.
    »Doch, diese Haare stammen von Sigbert. Ich habe sie mir aus seiner Haarbürste besorgt, als ich ihn anlässlich seiner privaten Abschiedsfeier zu Hause besucht habe.«
    Tannenberg konnte nicht recht glauben, was er da eben gehört hatte. »Was?«, rief er entgeistert.
    Aus der Tiefe seines Brustkorbs löste sich ein bellendes Lachen, das stakkatoartig durch den Seminarraum hallte. Während ihm Tränen in die Augen schossen, stützte er sich mit Händen auf den Knien ab und grölte: »Das glaube ich nicht. Das glaube ich einfach nicht. Sie haben tatsächlich Hollerbachs Haare am Tatort platziert? Wirklich?«
    Die Witwe nickte.
    Wolfram Tannenberg konnte nicht mehr an sich halten. »Ich glaub es nicht. Ich glaub es einfach nicht«, rief er immer wieder, während er ohne Unterlass auf seine Oberschenkel klopfte. »Das ist ja der absolute Hammer.«
    Inzwischen hielt sich auch Dr. Schönthaler vor Lachen den Bauch.
    Tannenberg schnappte hektisch nach Luft. »Ach Gott, wie herrlich«, feixte er.
    »Jammerschade, dass wir das nicht früher erfahren haben«, meinte der Rechtsmediziner.
    »Ja, das ist wirklich schade«, stimmte Tannenberg zu. »Mit größtem Vergnügen hätte ich den Herrn leitenden Oberstaatsanwalt verhaftet. Das hätte seine verheißungsvolle Zukunft radikal verändert.«
    »Nix Freiflug auf Staatskosten nach Ruanda«, grinste Dr. Schönthaler, »sondern per pedes in einen Pfälzer Untersuchungsknast.«

19
    »Ich kann nicht mehr«, keuchte Tannenberg. »Ich muss dringend an die frische Luft.«
    »Mir geht’s genauso«, stieß der Rechtsmediziner ins selbe Horn.
    »Was ist das nur für eine Welt, in der das sogenannte zarte Geschlecht solche brutalen Verbrechen begeht?«, fragte der Kriminalbeamte im Treppenhaus.
    »Es wird wirklich immer doller.« Dr. Schönthaler stieß zischend seinen aufgestauten Atem aus. »Tja, das nennt man wohl Emanzipation, du alter
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