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HexenLust 1

HexenLust 1

Titel: HexenLust 1
Autoren: S York
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Kiss?«
    Sie deutete mit einem Nicken nach vorn. »Ich glaube, das hat mit denen zu tun.«
    Zwischen den ganzen Mädchen und Frauen in unserer Einheitskleidung stachen rechts von Madame de la Crox mehrere großgewachsene Männer in Schutzwesten und schwarzen Armeeuniformen heraus. Ihre automatischen Gewehre, wahlweise mit konventioneller oder magischer Munition, hingen an Schlaufen befestigt, lose an ihren Schultern herunter – die Reaper.
    Die meisten davon kannte ich. Da war der bullige Typ mit raspelkurzen Haaren und Pranken so groß wie Teller, den sie alle nur Bear nannten. Selbst ein Footballspieler hätte sich bei seinem Anblick in die Hose gemacht. Oder ihr Chef Myrs, mit den raspelkurzen, blonden Haaren, der es schaffte, aus seinen kleinen Augen noch ein wenig mürrischer zu gucken. Dazu kamen vier andere, deren Namen mir entfallen waren.
    Einer jedoch war neu in der Truppe. Er stand ganz außen. Sein Gesicht wurde von der Sonne angestrahlt und seine Haut schimmerte in einem dunklen, bronzenen Ton. Draußen flimmerte die Sommerhitze, trotzdem trug er einen modischen Wintermantel. Die dichten, schwarzen Haare hatte er wild nach vorn gegelt und sein braungebranntes Antlitz war übersät mit dunklen Stoppeln, was seinem Gesicht eine gewisse Härte gab. Trotzdem war sein Blick weich, beinahe verträumt, als er aus dem Fenster über die Stadt hinweg sah. Eine dicke Narbe zog sich von der Seite seines Halses bis zu seiner Brust. Für einen Moment rätselte ich, in welcher Schlacht er diese erworben hatte. Er konnte doch nicht älter als ich selbst sein.
    »Es freut mich, dass ihr alle gekommen seid«, sagte de la Crox in scharfem Tonfall und warf ihre langen, schwarzen Haare über ihre schmalen Schultern.
    »Nicht ohne Grund habe ich euch hergerufen.«
    Für einen Moment hielt sie inne und ihr Blick traf den Anführer der Reaper. Es war, als würden zwei Eisblicke aufeinandertreffen, als müsste sie sichergehen, dass die Worte, die ihre Lippen gleich verlassen würden, auch wahr wären.
    »Unsere operative Einheit hat leider beunruhigende Neuigkeiten aus der heutigen Nacht mitgebracht.« Nachdenklich verschränkte die zierliche Dame ihre Arme hinter dem Rücken und trat ein paar Schritte vor.
    Ein Fingerschnippen durchzog den stillen Raum und sofort wurde das Licht abgedunkelt und das Bild eines jungen Mannes an die Wand geworfen. Ich legte den Kopf zur Seite und befand, dass diese Fotografie nicht aus diesem Jahrhundert stammen konnte, wahrscheinlich nicht mal aus dem letzten. Die vergilbten Ränder, das ausgeblichene Schwarz ... Nein, der blonde Jüngling mit dem braven Mittelscheitel, den das Foto abbildete, konnte nicht älter als dreißig sein – zumindest war er das mal vor langer, langer Zeit gewesen. Er trug ein offenes Leinenhemd. Seine Arme waren hinter dem Körper zusammengebunden, doch aus den hellen Augen sprach Unschuld und Unsicherheit. Ein richtiger Milchbubi , dachte ich.
    »Lassen Sie sich von Ihrem ersten Eindruck nicht täuschen. Diese Fotografie stammt aus der Zeit um 1853 und wurde in Moskau aufgenommen. Während die halbe Welt in Kämpfe verwickelt war, trieb ein junger Dämon mit außergewöhnlichen Kräften dort sein Unwesen. Angeblich soll er einer der vier Brüder sein, die die Welt ins Chaos stürzen könnten.«
    Natürlich, wer hatte im Zirkel nicht darüber gelesen. Immerhin gehörte es zum Unterrichtsstoff. Vier Brüder, angeblich Söhne des Teufels, waren imstande, die Welt in den Abgrund zu reißen. Im Kopf ging ich weiter und fand sogar einen alten Hexenreim, der davon handelte. Innerlich summte ich die Melodie.
    »Vier werden kommen, vier werden kommen und es wird Blut und Asche regnen ...«
    Wie ging der Text noch mal weiter? Mit den Namen der Dämonen?
    »... der erste Sohn, Nikolai, der Herrscher, Nikolai der Herrscher, kann sie alle kontrollieren ...«
    Wie waren noch die Namen der anderen?
    Meine Chefin durchschnitt meine Überlegung. »Durch seine außergewöhnlichen Fähigkeiten konnte er die Gedanken der Menschen und Dämonen kontrollieren und hatte bald die gesamte russische Metropole unter seiner Kontrolle. Es war nur einem herzhaften Eingreifen der Hexen des Moskauer Zirkels zu verdanken, dass er in einen ewigen Schlaf geschickt wurde. Sie sehen ihn gerade in der Obhut der russischen Hexen, kurz bevor ein Zirkel aus zwölf Hexen ihn in diesen Schlaf versetzte.« De la Crox deutete mit dem Finger auf das Bild des jungen Mannes. »Wir wissen nicht, warum er wieder
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